laut.de-Biographie
Liquit Walker
"Ich trag' den Rucksack im Herzen und die Waffe auf der Zunge." Seine treffende Selbsteinschätzung zeigt es schon: Mit Schubladendenken kommt man bei Liquit Walker nicht besonders weit. "Zu prollig aufgrund seiner Ausdrucksweise, zu tiefgründig für Straßenrap-Fans und zu arrogant für die Anhänger von Blumentopf", beschreiben sie seine Position bei Freunde von Niemand.
Liquit Walker fühlt sich zwischen den Stühlen aber gar nicht so unwohl. "Deutschrap sollte Eier haben", tut er gegenüber Backspin TV seine Überzeugung kund. "Aber dieses ganze Rumgekriege ... nee! Manchmal denk' ich: Ey, Jungs, habt euch doch einfach lieb."
Geboren und aufgewachsen in Friedrichshain, geht Liquit Walker als Berliner Urgestein durch. Dort entdeckt er Hip Hop und insbesondere den Rap für sich. Samy Deluxe hinterlässt Eindruck, Kool Savas, auch Spax. "Als dann die Sekte und Bassboxxx um die Ecke kamen, führte an Berlin kein Weg mehr vorbei", erinnert er sich gegenüber der Juice.
Bald schreibt er eigene Zeilen. Seit etwa 2005 gilt er als gerne und häufig gesehener Gast bei Battlerap-Veranstaltungen. Seine Teilnahme bei "Feuer über Deutschland" verschafft ihm erstmals auch außerhalb Berlins Aufmerksamkeit.
Seine Glaubwürdigkeit zu bewahren: kein Problem. "Zwischen mir als Privatperson und dem Rapper Liquit Walker besteht ohnehin kaum ein Unterschied." Entsprechend konsequent weigert er sich, mit seiner Musik dem jeweils gerade angesagten Trend hinterher zu laufen: "Pseudointellektueller Hipster-Rap, das bin nicht ich."
Trotzdem legt Liquit Walker seinen Fokus auf Inhalte. Im Interview mit Berlinmusic TV führt er aus: "Ich bin ein sehr textfixierter Mensch. Wenn du im Rap nicht viel sagst - was soll das? Dann ist es auch kein Rap mehr." Irgendwo zwischen KRS-One und Drake befinde er sich mental, verortet er sich mit einem Grinsen im Interview mit Backspin.
Als er 2013 sein Debüt-Album veröffentlicht, ist Liquit Walker seit Jahren im Geschäft, hat aber trotzdem kein Problem damit, sich als Newcomer titulieren zu lassen. "Unter Wölfen" steigt in die Top 20 ein. Der Weg führt allerdings nicht ohne Umschweife hierher. "Es ist auch schwierig, wenn du einen 9-to-5-Job hast, und einen Hund, um den du dich kümmern musst."
Liquit Walker nimmt diverse Male bei "Rap am Mittwoch" teil. Internet-Battles allerdings sind nicht unbedingt sein Ding. "Für mich bedeutet Battle, dass man sich auf einer Bühne gegenüber steht."
Zusammen mit Hammer & Zirkel veröffentlicht er die EP "Two And A Half Men" und legt im Jahr darauf seine Solo-EP "Vergessen In Der Gleichung" nach. Der Versuch, sein eigenes Label Disstrick Music aufzuziehen, scheitert, wie so oft, am fehlenden Kapital.
Mit Sido und B-Tight tritt er in "Blutzbrüdaz" auf. Ersterer holt Liquit Walker ins Boot, weil er in ihm den "typischen Berliner Straßen-MC" erkennt. Vega, mit dem Liquit Walker seit Jahren befreundet ist, lockt ihn 2012 dennoch zu Freunde von Niemand. Ein Berliner in der Obhut eines Frankfurter Labels? "Musikalische Strukturen in Berlin zu nutzen, war für mich einfach nicht erschwinglich."
Unter Niemandes Freunden weilt Liquit Walker allerdings nicht lange. Nach dem Erfolg mit seinem Debüt, zu dem Vega, Sido, MoTrip und Kool Savas Gastbeiträge liefern, wechselt er zu D-Bos Wolfpack Entertainment, die ohnehin eng mit den Frankfurter Kollegen verbunden sind - in aller Freundschaft, wie alle Seiten betonen.
Um Liquit Walker Verbissenheit zu attestieren, muss man seine Zeilen schon ausgesprochen oberflächlich betrachten. Gegenüber der Juice räumt er mit derlei Unterstellungen gründlich auf: "Mir ist scheißegal, welche Hautfarbe du hast, was du für religiöse oder sexuelle Vorstellungen du hast. Ich glaube, ich bin einer der offensten Menschen in dieser ganzen verschissenen Szene."
