Porträt

laut.de-Biographie

Loretta Lynn

Auf dem Land als Tochter eines Kohle-Kumpels geboren, mit fünfzehn verheiratet, mit knapp über 30 einer der großen Stars in Nashville, mit 34 Oma – das Leben der Loretta Lynn liest sich wie ein Roman.

Best of 2004: 20 Jahre, 20 Alben
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Loretta Webb kommt 1932 in Butcher Hollow, Kentucky als zweites von sieben Kindern zur Welt. Nach der großen Wirtschaftskrise der 30er Jahre lebt ihre Familie am Rande der Existenznot. Um seine Familie zu ernähren, bestellt ihr Vater tagsüber sein Feld und schuftet nachts im Van Lear-Kohlebergwerk.

1948 lernt Loretta den Soldaten Oliver Lynn kennen, in den sie sich unsterblich verliebt. Nach einem Monat ist sie schwanger und sie beschließen, zu heiraten. Der Bräutigam ist 21 Jahre alt. In der Hoffnung auf bessere Lebensverhältnisse ziehen sie 1951 nach Custer, Washington, wo Frau Lynn das restliche Jahrzehnt vor allem damit verbringt, ihre vier Kinder (zu denen sich 1964 Zwillingsschwestern gesellen) groß zu ziehen. Mit der Unterstützung ihres Mannes lernt sie, Gitarre zu spielen und tritt in der Umgebung mit ihrer Band The Trailblazers auf.

Auf der Suche nach einem Plattenvertrag fährt das Ehepaar 1959 nach Los Angeles. Bei einem Fernsehauftritt in einem lokalen Sender ist Produzent Norm Burley so begeistert, dass er eigens für sie ein Label gründet. Mit ihrer ersten Single " I'm A Honky Tonk Girl" ziehen Lynn und ihr Mann kreuz und quer durch die USA, um sie zu promoten. Als sie in Nashville landen, hat sich das Lied zu einem kleineren Hit entwickelt und verschafft ihr einen Job als Songschreiberin und Aushilfe in einem Studio. Ihr Stück "Biggest Fool of All" kommt Decca-Produzenten Owen Bradley zu Ohren, der es ihr abkaufen will. Die Verantwortlichen ihres Studios willigen unter der Bedingung ein, dass Lynn auch eine eigene Platte aufnehmen darf. Es ist der Beginn einer Zusammenarbeit, die Jahrzehnte besteht.

Bezeichnenderweise beginnt Lynns Erfolg mit der Single "Success", die 1962 in der Country Top Ten landet. Mit ihrer klaren, etwas nasalen Stimme und selbstbewussten, oft ironischen Texten nimmt sie bald einen Platz neben Country-Größen wie Dolly Parton oder Patsy Cline ein. 1964 erreicht sie mit "Wine, Women, And Song", "Happy Birthday", "Blue Kentucky Girl" und "Mr. and Mrs. Used to Be" (im Duett mit Ernest Tubb) mehrmals die hohen Etagen der Country-Charts.

Mitte der 60er Jahre beginnt sie auch verstärkt, eigenes Material aufzunehmen. "Dear Uncle Sam" (1966) ist eines der ersten Vietnam-kritischen Lieder. In "You Ain't Woman Enough (To Take My Man)", "Don't Come Home A' Drinkin' (with Lovin' On Your Mind)" und "Fist City" zeigt sie sich als starke Frau, die sich nicht von unnützen Männern unterbuttern lässt – und steht damit an der Spitze der Country-Hitparade. "You better close your face and stay out of my way if you don't wanna go to Fist City" singt sie kämpferisch im gleichnamigen Lied.

Ende des Jahrzehnts ist sie als unabhängige Frau bekannt, die sich für Hausfrauen aus der Arbeiterklasse einsetzt. Mit theoretischen Debatten oder Feminismus kann sie nicht viel anfangen, sie behandelt in ihren Liedern lieber Themen aus dem täglichen Leben. "I Wanna Be Free" handelt von der Scheidung, "I Know How" von sexuellem Glück, "The Pill" von der verlorenen Angst, ungewollt schwanger zu werden. Das damals noch anrüchige Thema sowie Zeilen wie "the feelin' good comes easy now since I've got the pill!" führen allerdings dazu, dass viele Radiosender den Titel ablehnen. Ihren größten Erfolg feiert sie 1970 mit dem autobiografischen Stück "The Coal Miner's Daughter".

Mit Conway Twitty bildet sie in der ersten Hälfte der 70er Jahre eines der beliebtesten Country-Duos. 1972 gewinnt sie als erste Frau überhaupt den "Entertainer of the Year"-Preis der Country Music Association. 1973 ziert sie das Cover von Newsweek, 1976 veröffentlicht sie ihre Biografie mit dem Titel "A Coal Miner's Daughter". Der Bestseller wird 1980 mit Sissy Spacek und Tommy Lee Jones in den Hauptrollen verfilmt. Spacek gewinnt mit ihrer Interpretation den Oscar als beste Darstellerin.

Mit "I Lie" (1982) und "Heart Don't Do This To Me" (1985) feiert sie ihre letzten Erfolge, bevor das Interesse an ihr und vielen Country-Kollegen der selben Generation schwindet. Ihre musikalische Tätigkeit beschränkt sich zunehmend auf Liveauftritte, nebenbei baut sie 100 Kilometer westlich von Nashville ihre riesige Ranch Hurricane Mills auf, die nach Angaben ihrer Homepage "The Seventh Largest Attraction In Tennessee" stellt. Neben Übernachtungsmöglichkeiten, einem ganzen Dorf, Museen und Geschäften bietet das Areal auch Nachbauten ihres Geburtshauses und des Bergwerkes, in dem ihr Vater arbeitete. Ende der 80er Jahre unterstützt sie George Bush bei seinem Präsidentschaftswahlkampf, 1993 veröffentlicht sie "Honky Tonk Angels" mit Tammy Wynette und Dolly Parton.

Nach dem Tod ihres Mannes 1996 zieht sie sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück und meldet sich erst 2000 mit dem Album "Still Woman Enough" wieder. Ihre Karriere scheint auch aufgrund gesundheitlicher Probleme beendet, als eine Widmung der White Stripes die Aufmerksamkeit von Lynns Manager auf sich zieht. Er organisiert ein Treffen, bei dem Sänger und Gitarrist Jack White anbietet, ein neues Album zu produzieren. Das Ergebnis der gemeinsamen Aufnahmen erscheint 2004 mit dem Titel "Van Lear Rose".

Gesundheitliche Einschränkungen führen dazu, dass ihre Karriere in den folgenden Jahren wieder einschläft. Klein kriegen lässt sich Lynn aber auch im hohen Alter nicht: 2015 unterschreibt sie einen Fünf-Platten-Vertrag bei Sony Legacy und begibt sich mit John Carter Cash ins Studio seines Vaters auf dem Familienanwesen in Hendersonville. Auf "Full Circle", einem Weihnachtsalbum (beide 2016) und "Wouldn't It Be Great" (2018) beweist Lynn, dass sie auch mit über 80 noch eine Menge Energie besitzt.

Anfang Oktober stirbt die Sängerin, die Jack White als die "größte Singer/Songwriterin des 20. Jahrhunderts" bezeichnete, im Alter von 90 Jahren zuhause auf ihrer Ranch in Hurricane Mills, Tennesse friedlich im Schlaf.

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Surftipps

  • Offizielle Seite

    Einfach, aber nett, mit langer Biografie und Infos über die Lynn-Ranch.

    http://www.lorettalynn.com

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