Porträt

laut.de-Biographie

Madeleine Peyroux

Von der Straße auf die große Bühne, von dort aus wieder auf die Straße und schließlich zurück ins Rampenlicht – Madeleine Peyroux hat alle Höhen und Tiefen des Musikerdaseins durchgemacht.

"Auf der Straße zu spielen, ist übrigens nicht annähernd so seltsam, wie man glauben möchte. Manchmal war es etwas komisch, wenn mich jemand erkannte und zunächst nicht glauben wollte, dass ich es wirklich bin. Aber ich habe nie erlebt, dass die Leute darüber pikiert waren oder dass sie es gar als Image-schädigend empfanden", erzählt sie 2004 in einem Interview.

1974 in Athens in Georgia geboren, wächst Peyroux in New York und Paris als Tochter einer Bankangestellten auf. In der französischen Hauptstadt sammelt sie bereits mit sechzehn erste Erfahrungen als Straßenmusikerin. Mit der Lost Wandering Blues & Jazz Band und einem Repertoire aus Jazz-Klassikern der Dreißiger Jahre tourt sie anschließend drei Jahre lang durch Europa. Das großzügigste Publikum lernt sie dabei in der Schweiz kennen. "Da kamen eigentlich jeden Tag ein paar hundert Franken zusammen", erinnert sie sich.

Mit 22 ereilt sie das Schicksal: Yves Beauvais von Atlantic Records hört sie auf der Straße singen und verpflichtet sie für sein Label. Ihr Debüt "Dreamland" erscheint 1996 und schmückt sich mit bekannten Namen wie den Saxophonisten James Carter, Trompeter Marcus Printup, Pianist Cyrus Chestnut oder Living Colour-Gitarrist Vernon Reid.

Kritiker vergleichen begeistert ihre rauchige Stimme mit der Billie Holidays. Das mit 200.000 verkauften Exemplaren hoch erfolgreiche Album bringt ihr Auftritte beim Lilith Fair-Festival, in Montreux sowie im Vorprogramm von Sarah McLachlan und Cesária Évora ein.

"Es war großartig. Ich hatte die Gelegenheit, mit fantastischen Musikern aufzutreten, und ich lernte Nina Simone persönlich kennen. Ich hätte ewig so weitermachen können, entschied mich aber irgendwann dazu, auf die Bremse zu treten und eine Auszeit zu nehmen", erklärt sie ihren Rückzug in den folgenden Jahren.

Ganz freiwillig erfolgt ihr Abgang jedoch nicht. Bei den Aufnahmen ihres zweiten Albums verliert sie erst die Stimme, kommt dann unter die Mühlen der Label-Pleiten und –Fusionen, bis sie schließlich ohne Vertrag dasteht. Sie nutzt ihre Freiheit, um zu reisen, spielt gelegentlich in kleineren Clubs und tritt auch wieder auf der Straße auf.

Ein Mitschnitt ihres Auftritts in Montreux macht das US-Label Rounder Records auf sie aufmerksam. Mit einem neuen Vertrag ausgestattet, begibt sie sich im Winter 2003 mit Joni Mitchells Ex-Ehemann Larry Klein in ein Studio in Los Angeles.

Coverte sie auf ihrem Debüt noch hauptsächlich Jazzstücke von Billie Holiday, Bessie Smith, Patsy Cline oder auch einen Chanson Edith Piafs, ist das Spektrum von "Careless Love" (2004) wesentlich breiter. Unter anderen finden sich hier Leonard Cohen ("Dance Me To The End Of Love"), Bob Dylan ("You're Gonna Make Me Lonesome When You Go"), Hank Williams ("Weary Blues", "I'll Look Around") und Elliott Smith ("Between The Bars") im jazzigen Gewand wieder.

"Careless Love" verkauft sich in den zwei Jahren bis zu "Half The Perfect World" über eine Million Mal. Bei der Songauswahl zu ihrem dritten Album konzentriert sich Peyroux zum einen auf zeitgenössische Künstler wie Leonard Cohen, Tom Waits, Fred Neil und Joni Mitchell - zum anderen auf selten gehörte Standards von Johnny Mercer, Charlie Chaplin und Serge Gainsbourg.

Nicht weniger wichtig nimmt sie jedoch ihr eigenes songschreiberisches Talent: Zusammen mit Larry Klein, Jesse Harris und Steely Dans Walter Becker trägt sie vier Songs zu "Half The Perfect World" bei (mit K.D. Lang und Till Brönner), bevor sie bei "Bare Bones" das gesamte Repertoire komponiert.

Für "Standing On The Rooftop" (2011) sucht sie sich ein paar neue Musiker wie Bassist Bill Wyman (Rolling Stones) und Gitarrist Marc Ribot. An ihrer Mischung aus selbstgeschriebenen Songs und Neuinterpretationen von Blues-, Folk- und Pop-Klassikern hat sich auf dem Werk aber nichts geändert.

Mit "The Blue Room" (2013) widmet sie sich danach ausschließlich fremdem Liedgut von unter anderem Randy Newman oder Buddy Holly und überführt es in ein unaufdringlich-jazziges bis poppiges Gewand. Anschließend geht sie gemeinsam mit Gitarrist Jon Herington (Steely Dan) und Kontrabassist Barak Mori auf Tour. Die wirken ebenso auf ihrer nächtsten Platte "Secular Hymns" (2016) mit. Mit den beiden Musikern nimmt Peyroux beseelte Coverversionen von Tom Waits oder Townes Van Zandt auf. Ein traditionelles afro-amerikanisches Spiritual rundet das Album ab.

Auf "Anthem" finden sich wiederum zum größten Teil selbstgeschriebene Stücke, die musikalisch auf Neuerungen so gut wie gänzlich verzichten. Für die Platte bildete Peyroux eine eigene Rhythmusgruppe, die sich aus Pianist Patrick Warren (Bob Dylan, Bruce Springsteen), Drummer Brian MacLeod (Leonard Cohen, Tina Turner), E-Gitarrist David Baerwald (Joni Mitchell, Sheryl Crow) und Bassist Larry Klein, der sie darüber hinaus wieder einmal produziert hat, zusammensetzt. Die Songs für das Werk schrieb sie mit den verschiedenen Musikern zusammen. Im Studio erprobte man sie unter Livebedingungen. Zumindest thematisch schlägt die US-Amerikanerin deutlich politischere und sozialkritischere Töne als auf ihren bisherigen Alben an. Vor allem die einfühlsame Neuvertonung des Gedichtes "Liberté" von Paul Éluard ragt besonders auf der Scheibe heraus.

Mit der bloßen Aufwärmen traditioneller Sounds hat Madeleine Peyroux nichts am Hut. Sie bringt in Jazz und Chanson frisch und ungewöhnlich anmutende Klänge ein. Als hilfreich erweist sich dabei ihre Offenheit für eigentlich artfremde Genres wie Country, Pop oder Rock.

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