laut.de-Kritik
Alter Wein in neuen Schläuchen: Ick freu mir!
Review von Michael EdeleDie Idee, alte Songs neu aufzunehmen, gab es schon ein paar Mal. Exodus haben das mit ihrem legendären "Bonded By Blood"-Album gemacht, Anthrax haben sich hingegen gleich auf diverse Songs aus ihrer langjährigen Geschichte gestürzt. Ähnlich geht nun auch Mekong Delta-Chef Ralf Hubert vor und lässt seine Jungs zahlreiche Klassiker in der mittlerweile recht stabilen Besetzung neu intonieren.
Im Falle von Mekong Delta darf man von einer ausgesprochen guten Idee sprechen. Immerhin steht mit den Gitarristen Erik Grösch und Benedikt Zimniak, Drummer Alex Landenburg und vor allem Sänger Martin LeMar eine Besetzung auf der Bühne, die die alten Klassiker zwar ohne Probleme spielen kann, sie aber auch etwas unterschiedlich interpretiert.
Auch in technischer Hinsicht hat sich seit dem selbstbetitelten Debüt von 1987 doch einiges getan. So ist es nur verständlich, dass es Ralf Hubert in den Fingern gejuckt hat, einigen dieser Songs ein neues, frischeres und moderneres Leben einzuhauchen. Dass dieses Unterfangen auf eindrucksvolle Art gelingt, steht kaum zur Debatte, denn die Lieder haben über die Jahre weder an Klasse noch an Eigenständigkeit eingebüßt. Im Gegenteil: im neuen Soundgewand beeidnrucken sie nur umso mehr.
Trotzdem gilt auch hier: Martins Gesang macht einen deutlichen Unterschied. Ob die nun positiv oder negativ ist, liegt im Auge des Betrachters. Für mich persönlich macht er aber den entscheidenden Punkt aus, weswegen es statt der Höchstnote nur vier Punkte gibt.
Da Martins Vorgänger allersamt mit einer hohen Kopfstimme gearbeitet haben, fehlt bei "Shades Of Doom" gesanglich ein wenig die Dynamik. Auch die hohen Pitches des ehemaligen Siren-Fronters Doug Lee in "Sphere Eclipse" waren das Salz in der köstlichen Suppe. Martin macht seine Sache zwar ausgesprochen gut, bleibt mit dem Einsatz seiner Stimme aber zu sehr auf einer Linie.
Dafür scheint ihm ein Song wie das sehr melodische "The Healer" auf den Leib geschrieben zu sein. Schließlich ist es ja sein gutes Recht, auch den älteren Songs seinen Stempel aufzudrücken. Auch schön zu sehen, dass Bandboss Ralf ihm hier sämtliche Freiheiten gewährt und auch mit ein paar Überraschungen aufwartet. Das schleppende "Heroes Grief" hätte ich beispielsweise nicht erwartet.
Vielleicht müssen sich Mekong Delta noch die Frage gefallen lassen, warum es nur zehn Songs auf die Scheibe geschafft haben, aber vermutlich wollte man die Zeit dann doch lieber in die Arbeiten am nächsten Album stecken, das bereits Ende des Jahres fertig sein soll. Ick freu mir!
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