laut.de-Kritik
Post-Punk-Indie-Pop in wunderbarer Perfektion.
Review von Dominik Kraus"Monochrome Bleu" heißt eines der beeindruckendsten Kunstwerke, die in der neuen Staatsgalerie in der Nähe des Stuttgarter Hauptbahnhofs in der ständigen zeitgenössischen Ausstellung zu bewundern sind. Sein Schöpfer, der stets zu wundersamen Späßen aufgelegte Yves Klein, verstand es, in seiner Monochrome-Serie gänzlich monochrom-blaue Gemälde herzustellen, die bei näherer Betrachtung genau das Gegenteil von Eintönigkeit erzeugen und den Betrachter in ein äußerst sublimes Sinnen-Erlebnis saugen.
Ob sich die Stuttgart-Basler Musikconnection bei der Umbenennung ihrer Band in Monochrome dieses Gemäldes bewusst war, ist nicht bekannt. Fest steht: ebenso wie Klein schaffen sie mit ihrem Album "Eclat" ein aufregendes (Hör-) Erlebnis, das mit seiner Geschlossenheit wie auch mit stetigen Variationen des eigenen Wesens besticht. Zwölf Songs, die jeder für sich weitgehend perfekt funktionieren und doch über die gesamte Länge des Albums eine Ganzheit erzeugen, in der eigentlich kein Stück fehlen dürfte.
Nach bewegten zehn Jahren Bandgeschichte, mehreren Namens- und Stilwechseln inklusive diversen Umbesetzungen, vor allem was den weiblichen Vocalpart anbelangt, kommen Monochrome mit "Eclat" schlicht und einfach auf den Punkt. Mit Konzentration und Fokussierung aller musikalischer Ressourcen schaffen Monochrome einen völlig eigenständigen Style, der Pop, Rock, Wave, Hard- und sonstigen Core zu einer sofort vertraut klingenden und doch ganz neuen Musik-Legierung verschmelzt.
Getragen werden die Songs von an sich recht fragil zusammengesetzten, meistens cleanen Gitarren. In ihrem kongenialen Zusammenspiel zu einem dicht-verwobenen, ganz entspannt und laid back vorgetragen Soundgerüst entwickelt sich eine mitreißende Energie, die sich durch die gesamte Platte zieht. Darüber ziehen Marc und die insgesamt drei verschiedenen Sängerinnen ihre stimmlichen Kreise, wobei auch hier in der Regel das sehr spezielle Zusammenspiel des männlichen und weiblichen Gesangparts eine Spannung erzeugt, die für Monochrome sehr typisch ist.
So brilliert Marc unter anderem als aggressiver Shouter, um dann wiederum in geradezu monotonen Sprechgesang zu verfallen. Um dann wiederum sich sanft schmeichelnd unter die Melodie seiner Partnerin zu schleichen. Die wiederum zeigen allesamt, dass sie ganz hervorragende Sängerinnen und Prinzessinnen der verträumten Pop-Melodie sind. Wie viel so eine gesangliche Doppelung doch ausmachen kann, zeigt sich im wunderbaren "Zweibruch", oder bereits auf der Vorab-EP "Trema" bei "Who Me?". Das könnte man alles auch mit einem Sänger(in) bestreiten, würde dann jedoch ungemein an Fahrt und Charme verlieren.
Dass die Band seit einer ganzen Zeit zusammen spielt und über Bühnenerfahrung satt verfügt, hört man "Eclat" in jedem Takt an: straight as fuck kommt die Musik aus den Speakern. Die Rhythmus-Section tut das, was sie muss. Sie groovt und ballert, zieht sich im richtigen Moment ein wenig zurück, um sich genau dann wieder aus ihrem Versteck zu wagen, wenn man sie braucht. So muss das sein. Es macht Spaß, sich einfach mal auf diese oder jene Spur (Instrument) zu konzentrieren und zu sehen, wie diese Elemente im Laufe des Songs zu einer in sich geschlossenen Einheit verwachsen.
Gewöhnungsbedürftig sind die ein wenig verkopft anmutenden Songtitel, was dem Hörgenuss natürlich keinerlei Abbruch tut. "Kopfüberkreuz?" klingt eigentlich eher wie ein Martin Kippenberger-Gemälde als wie ein Indiepopsong. Aber nun gut, passt eigentlich ganz gut ins Bild.
3 Kommentare
meinungen?
Zustimmung!
Ich vergleiche die gerne mit Dredg und würde die auch jedem empfehlen, der mit Dredg was anfangen kann. Ich finde sogar, dass sie besser sind, weil sie mehr Ecken und Kanten aufweisen und interessanter klingen als die letzte Platte von Dredg.
Sind auch bald auf Tour!
Tim
Heute habe ich 'Ferro' und 'Lazer' bekommen, und die stehen der Èclat in keiner Weise nach. Im Gegenteil: Die Stücke sind noch etwas roher und rotziger, was ihnen gut steht.
Tim