laut.de-Kritik

Für Fans eher das Paradies.

Review von

Die Fetzen fliegen schon beim ersten Riff: Ohne Vorwarnung setzen Gitarre, Bass und Schlagzeug ein, der Lautstärkeregler steht am Anschlag. "Why are we here, does anyone know, why are we here at the Terminal Show?" fragt sich Lemmy mit seiner überanstrengten Reibeisenstimme. Die Antwort liefert er mit "Inferno" selbst: Motörhead sind noch da, weil sie knapp 30 Jahre nach ihrer Gründung immer noch überzeugende Musik hervor bringen.

Ließen ihre Konzerte schon immer das Herz höher schlagen, hatte sich bei den letzten Studioalben so etwas wie Routine ausgebreitet: Mickey Dee hämmerte auf sein Schlagzeug ein, Lemmy holte fiese Klänge aus seinem Bass und gröhlte ins Mikro, Phil Campbell sorgte mit Riffs und Soli für ein bisschen Melodie. An dem Rezept hat sich auf diesem Album nichts geändert, jedoch klingt es diesmal wieder frisch und überzeugend. Neue Energie aus alter Quelle, sozusagen.

Die Ursache ist hauptsächlich in Campbell zu finden, der einige gute Ideen liefert und den Vergleich zu seinem Kollegen Steve Vai ohne Schaden besteht. Lemmy soll in einem Lokal auf den Ausnahmegitarristen gestoßen sein und ihn zu den Aufnahmen eingeladen haben. Vai kam vorbei und spielte zwei feurige Soli für "Terminal Show" und "Down On Me" ein. Dennoch ist es Campbell, der den Ton angibt: Lemmy und Dee liefern die Grundstruktur, auf der er sein Instrument optimal einsetzen kann.

Spektakuläre Momente sind zwar weniger zu finden, dafür flechtet er verschiedene Einflüsse in die typische Drei-Akkorde-Struktur gelungen ein. "In The Name Of Tragedy" prägt etwa die typische Metallica-Rhythmusgitarre, wodurch das Stück an "Seek And Destroy" erinnert. "Life's A Bitch" trägt Züge von ZZ Top nach einem Starkstromschlag. "Suicide" könnte dagegen von Accept stammen, selbst Lemmy hört sich ein bisschen wie Udo Dirkschneider an. Der Sänger legt eine ungeahnte Vielfalt an den Tag und fügt immer wieder ein paar Noten zu seinen gewohnten zwei oder drei hinzu. Selbst vor einer Unplugged-Session schreckt er nicht zurück und liefert mit "Whorehouse Blues" einen countryesken Abschluss.

"Stay clean, be true, do whatever you can do. Later or soon, we're all gonna die, 10.000 years and all we got is suicide" verkündet Lemmy angesichts von Umweltverschmutzung und Klimawandel. Zum Glück bleibt Motörhead bis dahin noch genügend Zeit, um die Welt mit vielen Auftritten und dem einen oder anderen gelungenen Album zu beglücken.

Trackliste

  1. 1. Terminal Show
  2. 2. Killers
  3. 3. In The Name Of The Tragedy
  4. 4. Suicide
  5. 5. Life's A Bitch
  6. 6. Down On Me
  7. 7. In The Black
  8. 8. Fight
  9. 9. Year Of The Wolf
  10. 10. Keys To The Kingdom
  11. 11. Smiling Like A Killer
  12. 12. Whorehouse Blues

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