laut.de-Kritik

Der Alter Bridge-Frontmann lässt es beim Loslassen ordentlich krachen.

Review von

Auf der Suche nach dem Pfad ins Glück, dem Weg, der die totale Zufriedenheit zum Ziel hat, scheint Myles Kennedy im Herbst 2024 endlich fündig geworden zu sein. Auf seinem dritten Soloalbum erklärt der Alter Bridge-Sänger das Loslassen zur Kunstform. "The Art Of Letting Go" sei "eine Übung zur Beseitigung früherer Beschränkungen und zur Zerstörung der Parameter, die ich mir als Solokünstler gesetzt habe", erklärt er. Genau so klingt "The Art Of Letting Go" auch. Wie das Werk eines Musikers, der genau weiß, was er kann und was er will.

Natürlich kommen jetzt wieder all die Sound-Polizisten um die Ecke, die sich gelangweilt umdrehen und enttäuscht abwinken. Aber, who cares? Wenn man dem Protagonisten mit jeder gespielten Note anmerkt, dass sein ganzes Herzblut mit einfließt, kann er machen, wozu er Lust hat. Und Myles Kennedy hat Lust auf harten Rock. Er hat Lust auf Metal, und ihm geht einer ab dabei, wenn er am Mikrofon den ultimativen Frontmann raushängen lässt. Das darf er auch. Denn das kann kaum einer besser.

Myles startet sein ganz persönliches Loslass-Feuerwerk mit zwei hart rockenden Alternative-Metal-Krachern ("The Art Of Letting Go", "Say What You Will"), ehe der Sänger mit dem melodischen Highlight "Mr. Downside" ein erstes Ausrufezeichen setzt, das sicherlich auch live die Massen verzücken dürfte. Kennedys Gesang ist ebenso faszinierend wie seine Gitarrenfertigkeiten. Die Riffs sind kraftvoll und elegant zugleich. Es geht auch kaum anspruchsvoller. Wer mit Alter Bridge vertraut ist, der weiß, dass es im Rockzirkus nicht viele Duos gibt, die es auf technischer Ebene so draufhaben wie die Herren Mark Tremonti und Myles Kennedy. Letztgenannter zeigt hier wieder einmal, dass er auch im Alleingang zu Besonderem in der Lage ist.

Der fast schon poppige Track "Miss You When You're Gone" geht schnell ins Ohr. "Behind The Veil" startet mit frickeligen Gitarren und entwickelt sich dann mit Wucht zu einem tiefergelegten Brecher mit Stonerrock-Vibes. Mit verzerrtem Bass geht es dann energiegeladen in Richtung Homeband ("Saving Face"), ehe Myles Kennedy mit der molligen Ballade "Eternal Lullaby" kräftig auf die Bremse tritt. Das macht aber gar nichts, denn wenn einer große Balladen kann, dann ist es der Bostoner, der im Supermarkt um die Ecke immer mal wieder gerne mit Kevin Bacon verwechselt wird.

Zum Ende hin wrfen zwei laute Kracher ("Nothing More To Gain", "Dead To Rights") noch mal den Motor so richtig an, ehe das finale "How The Story Ends" mit facettenreichen Drehungen und Wendungen, sowie ausgeklügeltem Songwriting die Tür schließt. So krachend wie es losging, so krachend endet das Ganze auch. Myles Kennedy lässt los und macht große Kunst draus. Auf dass er noch ganz lange so bleibt wie er ist.

Trackliste

  1. 1. The Art Of Letting Go
  2. 2. Say What You Will
  3. 3. Mr. Downside
  4. 4. Miss You When You're Gone
  5. 5. Behind The Veil
  6. 6. Saving Face
  7. 7. Eternal Lullaby
  8. 8. Nothing More To Gain
  9. 9. Dead To Rights
  10. 10. How The Story Ends

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Kennedy, Myles – The Art of Letting Go €13,99 €3,00 €16,98

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Myles Kennedy

Nicht viele Sänger haben mit drei prägenden Gitarristen aus drei Generationen Rockgeschichte geschrieben. Noch weniger können dabei sich auch selbst …

2 Kommentare mit 3 Antworten

  • Vor 2 Monaten

    Und wo ist jetzt der Unterschied zwischen den Sachen mit Slash, Alter Bridge und seinem eigenen Stuff?

  • Vor 2 Monaten

    War übrigens ein sehr interessanter Eklat, der vom exzellenten Youtuber "Wings of Pegasus" von Zaun gebrochen wurde. Der konnte nämlich ziemlich zweifelsfrei belegen, daß Myles Kennedy und Alter Bridge stark auf Autotune setzen bei Live-Performances und Live-Mitschnitten. Menschen aus dem Umfeld der Band sind dann durchgedreht und haben Quatsch behauptet - offenbar, weil es bei Rock (berechtigterweise) als verpönt gilt, Autotune zu benutzen.

    Bin kein Fan der Band oder ihm, aber empfinde ihn eigentlich als Sänger, der das nicht nur nicht nötig hat, sondern dem dieser Effekt sehr schadet. Hat definitiv ein paar Credits verspielt bei mir.

    • Vor 2 Monaten

      Also das letzte mal als ich ihn live erlebt habe - das war die Tour zum Album Year of the Tiger 2018 vor 300 Leuten - hat er definitv kein starkes Autotune verwendet. Ich war mit meinem Kumpel dort, der als Vocal Coach für namhafte Künstler arbeitet und dem wäre das defintiv aufgefallen.
      Übrigens ist Autotune auch im Rockbereich eine gängige Methode und wird öfter verwendet als man glaubt.

    • Vor 2 Monaten

      Ist ziemlich eindeutig, und wird in den Videos bestens analysiert. Selbst bei Sängerinnen und Sängern mit astreinem Pitch sehen die Tonhöhengraphen nicht so perfect eingerastert aus. Zugegeben - je besser ein Sänger ohnehin ist, umso weniger ist der Effekt hörbar.

      Myles Kennedy ist auch schon ein sehr fähiger Sänger. Es ist also ziemlich schwer verständlich, warum der Effekt überhaupt gebraucht wird. Wenn man den Effekt kaum "hört", dann ist es sehr fraglich, warum man ihn dann zwangsläufig etwas von der Stimme wegnehmen lässt. Wie man auf seinem Kanal sieht, wird Autotune mittlerweile bei Veröffentlichungen auch nachträglich auf die Stimmen von Freddy Mercury oder den Bee Gees gelegt. Sehr fragwürdig, wie man so mit deren Erbe umgeht. Die Meisten wollen doch lieber das hören, was diese Musiker einst performt haben.

      Bin sonst nicht sparsam oder altmodisch mit Effekten (wobei Autotune mittlerweile schon uralt ist). Hab ich einen Sänger vor mir und er kann was, so gefällt allen Beteiligten die nicht getunte Version aber wesentlich besser - wirklich jedes mal. Nur wenn einer gar nicht singen kann, oder der Effekt aus anderen Gründen maßlos übertrieben sein soll, ist das für mich legitim. Man MUSS es hören, sonst ist es ganz einfaches, unnötiges bis sogar schädliches Mogeln IMHO. Miles Kennedy hat für mich definitiv gemogelt. Und ja, das machen viele - macht es nicht besser.