Porträt

laut.de-Biographie

Myles Kennedy

Nicht viele Sänger haben mit drei prägenden Gitarristen aus drei Generationen Rockgeschichte geschrieben. Noch weniger können dabei sich auch selbst als herausragende Klampfer bezeichnen. Myles Kennedy setzt hinter all das Häkchen.

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Der 1969 in Boston, Massachusetts unter dem Namen Myles Richard Bass geborene Musiker blickt auf eine Jazz-Ausbildung zurück, Jimmy Page lud ihn zu Songwriting-Sessions ein, Slash rekrutierte ihn für seine Soloband und gemeinsam mit Mark Tremonti führt er seit 2004 Alter Bridge an.

Dass Myles unter dem Namen Kennedy statt Bass bekannt wird, ist dem frühen Tod seines Vaters geschuldet, den der Sohn Jahrzehnte später in seinem ersten Soloalbum "Year Of The Tiger" thematisiert. Der Vater weigerte sich wegen seines Glaubens an die Christian Science-Lehre, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen – ähnlich wie die Mutter von Metallica-Fronter James Hetfield. Infolgedessen heiratet die Mutter schließlich einen Methodisten-Seelsorger, der Myles adoptiert und ihm so den Namen Kennedy verpasst.

Inzwischen umgezogen nach Spokane, Washington, sammelt Myles im Alter von zehn Jahren erste Erfahrungen mit einem Instrument. Bis zum Ende der High School spielt er Trompete – auch in der lokalen Marching Band. Angefixt vom Spiel Jimmy Pages bei Led Zeppelin entdeckt er schließlich auch die Gitarre für sich und schließt sich sowohl der Jazz-Combo seiner Schule als auch einer Heavy Metal-Band an.

1988 nimmt Kennedy am Spokane Falls Community College ein Studium im Fach "Commercial Music/Jazz" auf. Zwei Jahre später steigt er bei der Jazz-Formation Cosmic Dust ein und verhilft ihr zum Debütalbum "Journey". Für den Song "Spiritus" erhält die Band 1993 staatliche Fördergelder in Höhe von 5.000 Dollar vom Washington State Artist Trust Grant. Zu dem Zeitpunkt ist Kennedy allerdings bereits mit dem nächsten Projekt beschäftigt: Seine neue Band Citizen Swing veröffentlicht ihre erste Platte "Cure Me With The Groove". Kennedy übernimmt dort sowohl Lead-Gitarre als auch Lead-Vocals und spielt eine Mischung aus Fusion und Alternative Rock und Funk. Beim zweiten Album "Deep Down" zeichnet er allein für Komposition und Texte verantwortlich, wenig später löst sich die Truppe aber auf.

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Während er als Gitarrenlehrer jobbt, hebt er mit drei seiner Kindheitsfreunde The Mayfield Four aus der Taufe. Schon im Jahr der Gründung – 1996 – ergattert die Band einen Plattenvertrag bei Epic Records. Nach dem Release des mit guten Kritiken bedachten Debütalbums "Fallout" tourt Kennedy zum ersten Mal mit seinem späteren Bandkollegen Mark Tremonti, der damals bei Creed spielt. Kurz nachdem The Mayfield Four 2001 ihr zweites und letztes Album "Second Skin" veröffentlichen, ist Kennedy außerdem in illustrer Gesellschaft im Film "Rock Star" zu sehen. Neben den Hollywood-Stars Jennifer Aniston und Mark Wahlberg treten nämlich Zakk Wylde, Nick Catanese (Black Label Society), Jason Bonham (Black Country Communion) und der später als Michael Starr bekannte Ralph Saenz (Steel Panther) auf – Kennedy ist dabei tatsächlich der Einzige im Cast, dessen echte Singstimme es in den fertigen Film schaffte.

Der Rockzirkus brennt Kennedy jedoch zunehmend aus – sowohl mental als auch gesundheitlich. The Mayfield Four brechen auseinander, wegen eines Tinnitus-Leidens zieht sich Kennedy zunächst komplett aus der Branche zurück und verlegt sich wieder auf seine Tätigkeit als Lehrer. Ein Angebot Slashs, für Velvet Revolver vorzusingen, schlägt er aus.

Mark Tremonti ist es schließlich, der Kennedy zurückbringt. Der Gitarrist hatte sich mit den beiden vormaligen Creed-Kollegen Scott Phillips und Brian Marshall zusammengerauft und eine neue Band gegründet. Den Sänger für diese findet er in Kennedy. Nachdem der auf dem Debütalbum "One Day Remains" nur als Sänger präsent ist, wird er beginnend mit dem Nachfolger "Blackbird" auch durch sein Gitarrenspiel unverzichtbar für Alter Bridge.

Plötzlich geht Kennedys Karriere durch die Decke. Alter Bridge wachsen kontinuierlich, erfahren sowohl kommerziellen Erfolg als auch wohlwollende Kritiken, er selbst wird gern gehörter Feature-Gast – unter anderem arbeitet er mit Fozzy, Sevendust und Gov't Mule. 2008 laden ihn die Led Zeppelin-Mitglieder Jimmy Page, John Paul Jones und Jason Bonham ins Studio ein, um die Basis für ein mögliches Projekt ohne die Beteiligung Robert Plants zu legen. Zwar verläuft dieses im Sand, später enthüllt Kennedy jedoch, dass bei den Sessions auch neue Songs entstanden sind. Außerdem wird bekannt, dass er nicht der einzige Kandidat für den Sängerposten war, sondern auch Chris Cornell und Steven Tyler von Aerosmith im Gespräch waren.

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Wenn schon nicht mit Jimmy Page, so klappt wenigstens die Kollaboration mit einem anderen Gitarrenhelden: Slash gibt nach der Velvet Revolver-Absage nicht auf, sondern bittet Kennedy erneut um Mithilfe, als er 2009 an seinem Solodebüt werkelt. In einem Starsängeraufgebot ist er zwischen Ozzy Osbourne, Dave Grohl, Adam Levine (Maroon 5), Chris Cornell, Kid Rock, Fergie, Lemmy Kilmister (Motörhead), Ian Astbury (The Cult), Andrew Stockdale, Rocco Deluca, M. Shadows (Avenged Sevenfold) und Iggy Pop der einzige, der zwei Tracks seine Stimme leiht.

Folgerichtig rekrutiert ihn Slash auch für die anschließende Tour und ernennt ihn zum Anführer seiner fürs nächste Album formierten Begleitband: The Conspirators. Unter dem Namen Slash feat. Myles Kennedy & The Conspirators nehmen sie "Apocalyptic Love" und "World On Fire" auf, bevor die Guns N' Roses-Reunion die Band in eine Pause zwingt.

Kennedy hat ohnehin genug zu tun, schraubt er doch seit geraumer Zeit an einem eigenen Soloalbum. Als er es 2016 nach sieben Jahren Arbeit fertigstellt, beschleichen ihn jedoch Zweifel an der Ausrichtung. Statt es zu veröffentlichen, beginnt er, neue Songs zu schreiben. Innerhalb kürzester Zeit hat er über zwanzig Stücke zusammen, aus denen er schließlich das offizielle Solo-Debüt "Year Of The Tiger" formt.

Mit der Platte erkundet Kennedy eine musikalische Seite, die man bisher von ihm nicht kannte. Neben großzügigem Einsatz von Akustikgitarren greift er auch zu Mandoline, Banjo und Lapsteel. Stilistisch nähert er sich Country, Blues, Folk und Singer/Songwriter. Als Einflüsse nennt er unter anderem Nick Drake, Mississippi John Hurt und Chris Whitley. Die anschließende Tour absolviert er weitestgehend als One-Man-Show.

Textlich verarbeitet er den frühen Verlust seines Vaters, der nach chinesischem Sternzeichen-Kalender im "Jahr des Tigers" 1974 verstarb. "Dieses Album ist mein Versuch, etwas mitzuteilen, was ich eigentlich schon seit langer Zeit ausdrücken muss. Was ich in den tiefen, dunklen Ecken meiner Psyche fand, war schwierig zu konfrontieren, doch was letztendlich im kreativen Prozess zum Vorschein kam, war sehr kathartisch."

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Myles Kennedy - The Ides Of March: Album-Cover
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  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2021 The Ides Of March

Kritik von Yan Vogel

Utopische Version des amerikanischen Traums voller Zuversicht und Spielfreude. (0 Kommentare)

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Berlin, Astra, 2022 Myles Kennedy bringt "The Ides Of March" in den Berliner Sommer.

Myles Kennedy bringt "The Ides Of March" in den Berliner Sommer., Berlin, Astra, 2022 | © Manuel Berger (Fotograf: Manuel Berger) Myles Kennedy bringt "The Ides Of March" in den Berliner Sommer., Berlin, Astra, 2022 | © Manuel Berger (Fotograf: Manuel Berger) Myles Kennedy bringt "The Ides Of March" in den Berliner Sommer., Berlin, Astra, 2022 | © Manuel Berger (Fotograf: Manuel Berger) Myles Kennedy bringt "The Ides Of March" in den Berliner Sommer., Berlin, Astra, 2022 | © Manuel Berger (Fotograf: Manuel Berger)

Berlin, Kesselhaus, 2018 Auf Tour mit dem Solodebüt "Year Of The Tiger".

Auf Tour mit dem Solodebüt "Year Of The Tiger"., Berlin, Kesselhaus, 2018 | © laut.de (Fotograf: Manuel Berger) Auf Tour mit dem Solodebüt "Year Of The Tiger"., Berlin, Kesselhaus, 2018 | © laut.de (Fotograf: Manuel Berger) Auf Tour mit dem Solodebüt "Year Of The Tiger"., Berlin, Kesselhaus, 2018 | © laut.de (Fotograf: Manuel Berger) Auf Tour mit dem Solodebüt "Year Of The Tiger"., Berlin, Kesselhaus, 2018 | © laut.de (Fotograf: Manuel Berger) Auf Tour mit dem Solodebüt "Year Of The Tiger"., Berlin, Kesselhaus, 2018 | © laut.de (Fotograf: Manuel Berger) Auf Tour mit dem Solodebüt "Year Of The Tiger"., Berlin, Kesselhaus, 2018 | © laut.de (Fotograf: Manuel Berger) Auf Tour mit dem Solodebüt "Year Of The Tiger"., Berlin, Kesselhaus, 2018 | © laut.de (Fotograf: Manuel Berger) Auf Tour mit dem Solodebüt "Year Of The Tiger"., Berlin, Kesselhaus, 2018 | © laut.de (Fotograf: Manuel Berger) Auf Tour mit dem Solodebüt "Year Of The Tiger"., Berlin, Kesselhaus, 2018 | © laut.de (Fotograf: Manuel Berger)

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