laut.de-Kritik

Schon zu weit gegangen, um noch mal umzudrehen.

Review von

Zu Ungerechtigkeiten im politischen System und der Gesellschaft bezog Nate57 in der Vergangenheit schon deutlich Stellung. Die aktuelle Platte heißt zwar "Land In Sicht", doch Besserung scheint nicht in Sicht. "Und ich frag mich, wann werden wir akzeptiert? / Wann werden sie gegen uns den Hass verlieren? / Wir bleiben nur Immigranten, sollen am Rand krepieren."

Für sein Album wählte Nate ein Piraten-Motiv aus, das sich vom Titel über das Artwork bis hin zu gelungenen metaphorischen Tracks zieht. In "Fata Morgana" zieht er mit Gefolgschaft zu einem atmosphärischen Beat durch die Wüste, in der sich er Gefahren ausgesetzt sieht, die ihm aus seinem Hamburger Alltag bekannt vorkommen dürften. "Lass dich nicht täuschen die Oase bleibt ne' Fata Morgana/ Wie die Schlangen, die dich in den Irrweg führen wollen - sei immer wachsam"

In die gleiche Kerbe schlägt er auch im turbulenten "Sturm" oder im mystischen "Labyrinth". Abseits dieser Konzeptsongs finden sich die typischen Nate57-Tracks, die soziale Missstände aufzeigen aus der Sicht eines jungen Erwachsenen, der zwar in Deutschland geboren ist, dessen Wurzeln aber bis nach Angola reichen. Alt bekanntes Spiel könnte man denken, doch wieso sollte Nate aufhören, auf Probleme hinzuweisen, die nach wie vor, vielleicht sogar mehr denn je, aktuell sind? "Man wird nach Äußerlichkeiten bewertet, was mir erschwerte/ hier akzeptiert zu werden, ich hab einfach andere Werte".

Qualitative Höhepunkte sind sicherlich das vorab ausgekoppelte "Immigranten" und das von einem herrlichen Alte-Schule-Beat unterlegten "Nicht Anders Gewohnt". Produktionstechnisch zeigt sich der Langspieler äußerst abwechslungsreich und lässt sich grob in drei Kategorien unterteilen: Zunächst die atmosphärischen "Piraten-Tracks", die unter anderem durch eingespielte Möwen- und Hafengeräusche aufgewertet werden. Zurückgelehnte 90er-Produktionen, wahlweise über einen Piano-Loop oder einen Glocken-Beat (No Ssio) untermalen die scharf gezeichneten Gesellschaftsbeobachtungen.

Dazu bietet das Album auch noch Tracks, die lyrisch wie beattechnisch nach vorne gehen. Gemeinsam mit Kollege Telly Tellz, der unter dem Pseudonym Telly Toolz auch an den Produktionen des Albums mitgewirkt hat, streift Nate "Im Rausch" durch Hamburg-City oder kämpft sich mit BOZ durch den "Tumult".

Den Mantel des Schweigens möchte man am liebsten über Versuche des jungen Hamburgers ausbreiten, gänzlich neue Wege zu bestreiten. So wirft er zusammen mit Abdel einen nostalgischen Blick auf "Die Alte Zeit", der aber durch die von Abdel gesungene Hookline getrübt wird. Auch der Wegweiser "Kopf Hoch", der an junge Mädchen gerichtet ist, nimmt Fahrt aus dem Album.

Eine konsequentere Herangehensweise hätte womöglich ein stimmigeres Gesamtbild ermöglicht. Die gewollte Vielfalt schneidet den roten Faden an mehreren Stellen gnadenlos ab. Die moralische Standfestigkeit, nicht müde zu werden, gegen die vorherrschenden Unrechtmäßigkeiten anzukämpfen, kann Nate dafür gar nicht hoch genug angerechnet werden. "Wir sind schon zu weit gegangen, man, wir können nicht mehr umdrehen."

Trackliste

  1. 1. Aufbruch (Intro)
  2. 2. Immigranten
  3. 3. Fata Morgana
  4. 4. Im Rausch
  5. 5. Sturm
  6. 6. Nicht Anders Gewohnt
  7. 7. Kopf Hoch
  8. 8. Rotlicht
  9. 9. Camouflage
  10. 10. Die Alte Zeit
  11. 11. Schwarzes Gold
  12. 12. Labyrinth
  13. 13. Kriminelle Energie
  14. 14. Tumult
  15. 15. Erst Später
  16. 16. Ne Nacht
  17. 17. Waterkant (Outro)

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