laut.de-Biographie
Nate57
Sido, Fler, Farid Bang und Manuellsen feiern den Hamburger Kollegen, der spätestens mit seinem Debüt "Stress Aufm Kiez" einen veritablen Hype lostritt. Zu diesem Zeitpunkt hat Nathan Pedreira, geboren am 5. Juli 1990, allerdings bereits ein ziemliches Stück Weg hinter sich gebracht.
Der Knabe mit deutsch-angolanischen Wurzeln wächst im Hamburger Karolinenviertel auf - dem Quartier, in dem die Polizei 2002 gewaltsam den Bauwagenplatz Bambule räumte. Musikalische Früherziehung kommt vom Vater, einem Reggae-Musiker. Nate57 entdeckt jedoch früh den Hip Hop, um sich auszudrücken. Mit 15 hat er erste Rap-Texte in petto. Für Aufnahme und Wiedergabe muss man da freilich noch auf das örtliche Jugendzentrum ausweichen.
Nates Bruder, unter dem Namen Blacky White selbst als Rapper und Produzent unterwegs, hebt das Label Rattos Locos Records aus der Taufe und nimmt den Jüngeren unter seine Fittiche. Die Schule allerdings bleibt irgendwo auf der Strecke: Nate57 geht ohne jeden Abschluss ab.
Ein Fehler, wie er später im Interview mit der Juice einräumt: "Ich würde allen, die keinen Abschluss haben, raten, zur Abendschule zu gehen", betont er, nachdem er immerhin bereits den Hauptschulabschluss nachholt. "Noch besser ist es natürlich, den Abschluss während der normalen Schulzeit zu machen."
Das erste Mixtape "Willkommen Auf St.Pauli" steht 2008 zum Gratisdownload bereit. Eine deutlich größere Welle schiebt allerdings das zweite, das Nate57 zusammen mit Labelpartner Telly Tellz aufnimmt. Insbesondere die Nummer "Blaulicht" entlockt sogar bekannten Kollegen lobende Worte.
Alle Augen ruhen plötzlich auf Nate57, manch einer begrüßte ihn gerne als Featuregast. Doch er hält sich vornehm zurück: "Ich will eigentlich nichts mit der ganzen Szene zu tun haben", schmettert er ab.
Im Gespräch mit Mixery Raw Deluxe revidiert er die harten Worte später, kritisiert allerdings "Fan-Arschkriecherei", mangelndes politisches Bewusstsein und beschränkte Horizonte im deutschen Rap-Zirkus: "Es kommt halt viel Scheiße dabei raus, wenn Kinder Musik machen - auch, wenn die Kinder erwachsen sind."
Zu diesem Zeitpunkt ist sein Debüt-Album "Stress Aufm Kiez" längst erschienen - und zur Überraschung vieler auf Platz 37 in die deutschen Album-Charts eingestiegen. Den Schwung allerdings nutzt Nate57 nicht. Eine Erkrankung kommt ihm dazwischen.
Statt mit einem zweiten Album auf der Welle weiter zu surfen, rudert Nate57 2011 zunächst einmal wieder mit einem Mixtape zurück auf den Radarschirm seiner Fans. "Auf Der Jagd" birgt Oldschool-, Down South- und Grime-Beats, auf denen Nate57 seine privaten musikalischen Vorlieben austobt.
Der Titel liefert dafür das Programm: Nate57 befindet sich auf der Jagd. Nach Freiheit, Glück, Geld, Harmonie, Frauen - und nach Akzeptanz.
Gesundheitlich bleibt Nate aber auch in der Zukunft nicht verschont. Auftritte werden abgesagt, die Musik rückt aufgrund zahlreicher Arztbesuche in der Hintergrund. Die Arbeiten an seinem zweiten Longplayer "Land in Sicht" nimmt er erst 2013 in Angriff. Das Ergebnis zeigt einen noch weiter gereiften Musiker, der seine Wurzeln nicht vergessen hat und nicht müde wird, gegen soziale Missstände anzukämpfen.
In Zeiten, in denen Soziale Netzwerke eine immer wichtigere Rolle spielen, scheint Nate ein wenig unterzugehen. Erst Anfang 2016 entsteigt er der angeblichen Versenkung und kündigt sein Straßenrap-Album "Gauna" an. Der Hanseat berichtet darauf von seinem Kiez, Drogen-Deals und anderen kriminellen Machenschaften. Gesellschaftliche Kritik rückt gegenüber den Straßen-Erzählungen in den Hintergrund.
"Wir sind schon zu weit gegangen, man, wir können nicht mehr umdrehen", lautet die Devise, mit der sich der Hamburger für eine gerechtere Welt einsetzen will.
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