laut.de-Kritik

Besser hat der Kanadier solo noch nie geklungen.

Review von

Was macht ein Musiker, nachdem er jahrelang mit verschiedenen Bands und unter eigenem Namen große Erfolge gefeiert hat? Er kauft eine anständige Bude und nimmt sich erstmal eine Auszeit. So machte das auch Neil Young und legte sich 1970 eine stattliche Ranch in Kalifornien zu. Doch Ausruhen war damals wie heute nicht sein Ding: Schon das Gespräch mit einem Angestellten inspirierte ihn zu einem Song ("Old Man"), die Abgeschiedenheit zu einer wahren Schreibwut. Nur wenig später war Young wieder unterwegs, diesmal ohne Begleitung. Alleine auf der Bühne, mit Gitarre und Klavier.

Massey Hall ist ein Veranstaltungssaal in seiner Heimatstadt Toronto. "Heute Abend werde ich hauptsächlich neue Songs spielen. Ich habe so viele geschrieben, dass ich nicht weiß, was ich mit ihnen anfangen soll. Außer sie zu singen", erklärt Young, als er im Januar 1971 dort auftritt.

Den Anfang macht jedoch ein Stück von Buffalo Springfield, womit er das Publikum sofort auf seine Seite zieht. Die Freude zu Beginn verwandelt sich bald in uferlose Begeisterung. Kein Wunder, stecken unter dem damals noch unbekannten Material doch Young'sche Perlen wie "Old Man", "Needle And The Damage Done" und "Heart Of Gold", das sich nahtlos an "Man Needs A Maid" anschließt.

Die damaligen Besucher erlebten in der Tat einen ganz besonderen Auftritt, bei dem "Cowgirl In The Sand", "Down By The River" und "I Am A Child" bereits zum Standardrepertoire gehörten. Erstaunlicherweise fehlt "After The Gold Rush", wobei das obskure "Journey Through The Past" ähnlich klingt. Mit "Bad Fog Of Loneliness" und "Dance, Dance, Dance" präsentierte Young sogar zwei bislang unveröffentlichte Stücke.

Ob an der Gitarre oder am Klavier ("Journey Through The Past", "Man Needs A Maid / Heart Of Gold", "Love In Mind", "There's A World" und "See The Sky About To Rain") – nie hat Young ohne Begleitung besser geklungen. Zumal die Stimme im Gegensatz zu späteren Jahren auch in hohen Lagen voll klingt und die Aufnahmequalität ausgezeichnet ist. Wenn es etwas zu meckern gibt, dann höchstens, dass er ständig seine Gitarre nachstimmt. Aber das ist nun wirklich kein großer Makel.

Fiel die DVD zu "Live At The Fillmore East" noch enttäuschend aus, geben sich die Macher diesmal Mühe: Neben einem Interview sind auch Clips zu jedem Track vorhanden, teilweise von der Bühne aus, teilweise auf Youngs Ranch gedreht. Eine Zusatzinvestition, die sich lohnt.

Ein tolles Album also, das nicht nur dem Fan gefallen dürfte. Wer es nicht allzu eilig hat, sollte sich allerdings gedulden: Im Oktober 2007 erscheint der lange angekündigte erste Teil der Archives, der neben den zwei bereits veröffentlichten Konzerten auch zwei DVDs, ein 150-seitiges Buch und weitere sechs CDs mit unveröffentlichtem Material aus den Jahren 1963 bis 1972 beinhaltet.

Trackliste

  1. 1. On The Way Home
  2. 2. Tell Me Why
  3. 3. Old Man
  4. 4. Journey Through The Past
  5. 5. Helpless
  6. 6. Love In Mind
  7. 7. A Man Needs A Maid/Heart Of Gold Suite
  8. 8. Cowgirl In The Sand
  9. 9. Don't Let It Bring You Down
  10. 10. There's A World
  11. 11. Bad Fog Of Loneliness
  12. 12. The Needle And The Damage Done
  13. 13. Ohio
  14. 14. See The Sky About To Rain
  15. 15. Down By The River
  16. 16. Dance Dance Dance
  17. 17. I Am A Child

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