laut.de-Kritik

Kurzweiliges Vergnügen mit wenig Tiefgang.

Review von

Von Besetzungswechseln kann Ashley 'Ash' Costello, Frontfrau und einzige Konstante von New Years Day, sicherlich mehr als ein Lied singen. So hat die Band aus Orange County in Kalifornien, ursprünglich von Bassist Adam Lohrbach als Pop-Punk-Formation ins Leben gerufen, im Laufe ihrer rund 14-jährigen Karriere sage und schreibe 25 (!) Mitglieder verschlissen. Da hätte selbst Mark E. Smith von The Fall schon fast neidisch werden können.

Zumindest Nikki Misery, der nun die Rhythmus- statt die Lead-Gitarre schwingt, und Ex-Static X-Bassist Frankie Sil halten ihr seit mehreren Jahren die Treue. 2018 schlossen sich ihr noch Austin Ingerman an der Lead-Gitarre und James Renshaw an den Drums an. Der Letztgenannte zählt allerdings auch nicht mehr zum Line-Up. Das tut der Power auf "Unbreakable" aber keinen Abbruch.

Das handelt nämlich mehr "von Ermächtigung und weniger von Negativität und Selbstmitleid der vergangenen Platten", so 'Ash'. Ein Blick auf die Tracklist genügt, um zu wissen, wie textlich der Hase läuft. Die Botschaft beschränkt sich jedenfalls größtenteils darauf, dass man alles erreichen kann, wenn man fest an seine Träume glaubt. Kein Wunder, wuchs die mittlerweile 34-jährige Sängerin, die auch für sämtliche Lyrics verantwortlich zeichnet, doch in Anaheim zwischen Disneyland und dem berühmten House Of Blues auf.

Musikalisch durchziehen wuchtige Metal-Riffs, eingängige Pop-Hooks und ihre hardrockige Stimme die gesamte Scheibe. Man denkt einerseits ans ausschweifende Nachtleben in Hollywood, andererseits an einem bunten Vergnügungspark. Vor allem in der ersten Hälfte kommen ein paar frische Impulse dazu, die zeigen, dass sich New Years Day der Massentauglichkeit nicht verwehren. Das alles setzen die beiden Produzenten Mitch Marlow (Papa Roach, In This Moment) und Scott Stevens (Halestorm, Shinedown) sowohl knallig als auch opulent in Szene.

Schon "Come For Me" wartet mit lauten Nu Metal-Gitarren, Stimmeffekten und weiterem elektronischen Schnickschnack auf und klingt somit wie ein Update von "The Sickness" von Disturbed. Mit viel Energie geht es ebenso mit "MissUnderstood" weiter, das jedoch in den Strophen etwas ruhigere Klänge durchziehen. Letzten Endes mündet der Track aber dann doch in einer explosiven Hook. Zum Schluss gibt es noch eine wütende Scream-Einlage obendrauf, so dass man den Kaliforniern mangelnde Härte kaum vorwerfen kann.

Trotzdem funktionieren die Songs dann am besten, wenn sie schnörkellos nach vorne rocken, damit sich das Melodische noch stärker herausschält, wie etwa "Skeletons" beweist. Das dürfte nämlich bald in sämtlichen Rock-Radios hoch- und runterlaufen. Das Titelstück lebt wiederum von sinfonischen, leicht düsteren Tönen und kraftstrotzender Stimme, angereichert mit präzisen Stakkato-Riffs. Ein wenig mehr Epik gesellt sich noch in "Done With You" dazu, das allerdings auch Dubstep-Elemente à la Skrillex bereithält. Die dominieren "Shut Up", das sich zwischen diesen beiden Titeln befindet und in den Strophen mit R'n'B-lastigen Gesangseinlagen überrascht. Das hält durchaus bei Laune.

In der zweiten Hälfte verflacht dagegen der Sound, zumal sich das Arsenal an Stilmitteln so langsam erschöpft hat. "Poltergeist", "Sorry Not Sorry", "Nocturnal" und "I Survived" bieten gewohnte Robustheit und poppige Zugeständnisse, lassen aber eine zündende Hook vermissen. Dafür verwebt "Break My Body" Metallisches, Orchestrales und Elektronisches organisch miteinander, so dass es der Nummer an eindringlichen Momenten nicht mangelt. Ebenfalls lässt der schwungvolle Refrain in "My Monsters", getragen von straighten Riffs, noch einmal aufhorchen.

Am Ende bleibt "Unbreakable" ein kurzweiliges Vergnügen, das nicht unbedingt mit besonders viel Tiefgang glänzt. Mehr erwartet man von einer exzessiven Party oder einem Besuch in Disneyland aber auch nicht.

Trackliste

  1. 1. Come For Me
  2. 2. MissUnderstood
  3. 3. Skeletons
  4. 4. Unbreakable
  5. 5. Shut Up
  6. 6. Done With You
  7. 7. Poltergeist
  8. 8. Break My Body
  9. 9. Sorry Not Sorry
  10. 10. My Monsters
  11. 11. Nocturnal
  12. 12. I Survived

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