Der Nirvana-Basser kritisiert die Nahost-Machthaber und auch Serj Tankian meldet sich zu Wort.
Internet (mab) - Nachdem Eddie Vedder kürzlich während eines Pearl Jam-Konzerts in Milton Keynes ein Anti-Kriegs-Statement proklamierte, sah sich der Sänger weitreichender Kritik ausgesetzt - insbesondere aus Israel. Teile des Staates und auch dort heimischer Pearl Jam-Fans fühlten sich persönlich angegriffen. Nun schlugen sich einige Musikerkollegen auf die Seite Vedders.
"Kritisiert die Schwachköpfe auf beiden Seiten, keinen Rocksänger"
Nirvana-Basser Krist Novoselic veröffentlichte einen ausführlichen Text in seinem Blog. Darin legt er seine Meinung zum Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis dar und nimmt Vedder in Schutz. "Es sind die Schwachköpfe auf beiden Seiten, die kritisiert werden sollten, nicht der Sänger einer Rockband", so Novoselic.
Außerdem zieht er Parallelen zu vergangenen Auseinandersetzungen in Nordirland und Jugoslawien. Angesichts seiner Beispiele sieht er durchaus die Chance auf Frieden: "In beiden Fällen führte eine Lösung des Konflikts zu jenem Versprechen auf Stabilität, die Wohlstand erst ermöglicht. Die Menschen in Israel und Palästina verdienen Frieden und Wohlstand."
Serj Tankian: "Die Scheinheiligkeit eines Volkes"
Auch Serj Tankian äußerte seine Gedanken zum Thema. Auf Facebook schrieb er: "Es ist Zeit, dieses Elend, bekannt als die israelische Besetzung des Gazastreifens, zu beenden. John Kerry und die USA haben Druck gemacht, um Friedensverhandlungen ins Rollen zu bringen. Hamas und Palästinenserherrschaft haben sich zusammen geschlossen, als Einheit zu verhandeln. Netanjahu versuchte, sie zu trennen, scheiterte jedoch. Schlussendlich dienten die Entführungen als politische Rechtfertigung für Israel, freigelassene palästinensische Gefangene erneut zu ergreifen."
Dazu verweist er auf den Song "Occupied Tears" seines letzten Soloalbums "Harakiri", der den Nahostkonflikt behandelt und "die Scheinheiligkeit eines Volkes, das die Gräuel des Holocaust ertragen musste und nun als die Besetzer eines anderen Volkes fungiert." Der System Of A Down-Sänger beendet sein Statement mit dem Satz: "Rufe nach Antisemitismus sollten niemals dazu benutzt werden, ehrliche Diskussionen in dieser Angelegenheit zu verhüllen - insbesondere hier in den USA."
Backstreet Boys spielen nicht in Israel
In der Zwischenzeit cancelten nach Neil Young weitere Acts Konzerte in Israel aufgrund der aktuellen Sicherheitssituation. Sowohl die Backstreet Boys, America als auch Paul Anka betonen jedoch, mit den Absagen keinerlei politische Absichten zu verfolgen.
Eddie Vedder bleibt derweil selbstverständlich auch nicht untätig. In einer ausführlichen Erklärung seiner Anti-Kriegs-Verlautbarungen auf der Pearl Jam-Website zitierte der Sänger bereits John Lennons Song "Imagine" in Schriftform. Bei einem Konzert in Portugal folgte nun eine musikalische Interpretation des Stücks.
5 Kommentare mit 15 Antworten
obwohl inhaltlich nicht falsch stört mich dann sowas eben doch auch...
"Hamas und Palästinenserherrschaft haben sich zusammen geschlossen, als Einheit zu verhandeln."
das klingt mir dann auch wieder zu sehr nach "ach die Hamas, die meinen das auch nicht so böse mit ihren Bomben und Raketen".
Alles in allem liest sich Tankians Aussage daher auch mehr nach "ich werf mal ne Münze und guck dann für wen ich bin". Ich glaube, der könnte mehr wenn er wollte.
Tankian ist im Libanon aufgewachsen, dieser wurde von Israel angegriffen und soweit ich weiß hält Israel noch immer die Golanhöhen besetzt. Ich denke mal dass Tankian auf der Seite der Palästinenser steht, vorallem aber für Frieden.
das habe ich auch bedacht. Natürlich relativiert das seine Aussage, bzw. erklärt das seine Ansicht. Das stimmt.
Ich habe es dann trotzdem beschrieben weil... weil einfach. Bestimmt hat er keine Münze geworfen, aber es wirkt auf mich unreflektiert und eines Tankians einfach nicht würdig, bedenkt man sonst die Dinge, die man so über ihn liest und hört.
...also, den hätt ich jetzt vom Foto her nicht erkannt, aber - wenn man sich den Bart weg und ein paar Haare am Kopf mehr her denkt, kommts hin.
Nach den schwachen Solo-Platten hört man von Tankian endlich mal etwas Erfreuliches.
@CafPow: Wenn nicht gerade Bomben auf Palästinensergebiete regnen oder es einen Anschlag auf eine Person der Öffentlichkeit gegeben hat, fliegen auch fast nie Raketen in Richtung Israel. Das ist statistisch ziemlich eindeutig belegt. Ergo: Die Raketen sind meistens nur Antworten auf israelische Aggressionen - egal ob sie nun von der Hamas, einer anderen Gruppe oder einzelnen Angehörigen Ermordeter abgefeuert werden.
jaaa... schon ...
aber so zu tun als wären die Hamas ne Pfadfindertruppe ist auch irgendwie ... bäh. Das sind Terroristen und haben keinerlei Rechtfertigung verdient. Dann noch lieber sowas wie die Fatah die zumindest offiziell seit 1993 glaube ich auf jegliche terroristische Aktivitäten verzichten. Die sind zwar auch extrem, versuchens aber immerhin nur auf politischer Ebene.
Aber das ist nur meine Meinung.
Eine Pfadfindergruppe sind sie auf jeden Fall nicht. Ein großer Teil der Hamas möchte tatsächlich so viele Juden töten wie möglich. Trotzdem wäre sie bescheuert, gegen einen übermächtigen Militärstaat eine Offensive zu wagen. Die Konflikte gehen meistens von Israel aus, wenn es mal wieder Menschen vertreibt oder Häuser zerbombt. Als Antwort erst kommen die Raketen, nicht als "Offensive" oder gezielte Angriffe.
Das ist noch viel komplizierter. Erstens arbeiten Hamas und Fatah auf politischer Ebene zusammen, zweitens ist zu bezweifeln, ob man angesichts der losen Organisation überhaupt von 'der Hamas' sprechen kann, denn unter der Flagge tummeln sich Radikale und Gemäßigte zugleich und wer wie wem was zu sagen hat ist und wer für was verantwortlich ist, ist schwer zu sagen. Die westliche Einordnung als Terroristenverein (die zwar richtig, aber bei weitem nicht vollständig ist) hilft auch nicht mMn. Durch das politische und soziale Engagement der Hamas (u.a. Wahlsieger im Gaza) kann man sie nicht einfach übergehen.
Du schreibst ja, dass "fast nie" Raketen aus Gaza nach Israel fliegen. Dieses "fast nie" ist aber schon Anlass genug für Isral, mit Gegenangriffen zu antworten und dann schaukelt es sich hoch. Soll jeder für sich selbst bewerten.
Und schon sind wir wieder(?) bei den großen, ungelösten Fragen : Wie wehrt man sich als (Rechts)Staat gegen Terroristen? Was ist ein Terrorist überhaupt? Ist Gewalt ein legitimes Mittel politischer/gesellschaftlicher Ziele? Wenn ja, für welche Ziele gilt das? Und wer hat überhaupt die Deutungshoheit?
"Fast nie" wäre so auch nicht ganz das, was ich meine. Es fliegt fast nie eine Rakete Richtung Israel, wenn Israel mal ausnahmsweise keine Anschläge macht, Dörfer abreisst oder Bomben schickt.
Was sich ohnehin jeder denken kann: Kämpft ein Schwergewichtsboxer gegen ein 4jähriges Kind, so sollte man zuerst den Boxer zurückpfeifen und sich dann erst das Kind vornehmen.
Im Palästinakrieg wäre dann allerdings Israel noch das vierjährige Kind gewesen und die arabische Koalition der Klitschko-Golem oder Goliath. Ich kenne auch kein vierjähriges Kind, das systematisch mit Raketen herumschießt, die nicht aus dem Arm eines Transformers abgefeuert werden. Man sollte das Ausmaß der Gewalt auf beiden Seiten nicht verniedlichen.
Im Übrigen will die Hamas u.U. derzeit auch gar keine Waffenruhe hinnehmen:
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland…
Vielleicht bleibt sie da stur, weil eine Waffenruhe zur Folge haben könnte, dass Israels Siedlungspolitik in der West Bank ungestört voranschreitet und die Position der Fatah, also des strategischen Partners, dadurch noch schlechter würde. Die Rechtfertigung ändert aber nichts daran, dass sie ebenfalls Initiativschläge vornimmt.
Das Bild vom Kind und dem Boxer ist natürlich so leicht zu zerpflücken wie jede andere Metapher, mit der man diesen komplexen Konflikt zusammenfassen möchte. Und natürlich schießt kein Kleinkind mit Raketen. Es bezieht sich selbstverständlich auf die Kräfteverhältnisse: Bis jetzt gab es ca. 600 palästinensische Tote und einen israelischen.
Es ist absolut kontraproduktiv, die palästinensischen Flüchtlinge und Einheimischen so zu zerbomben. Aus ihren Angehörigen und Freunden werden wahrscheinlich die "Terroristen" von morgen. Die israelische Regierung versteht diese wahnsinnige Situation und diese Dynamik immer besser. Anstatt die Siedlungspolitik aufzugeben und der geschundenen einheimischen Bevölkerung Zugeständnisse zu machen, redet sie nun immer offener von Vernichtungsschlägen - der denkbar schlechtesten Alternative.
Daß es ebenfalls "Initiativschläge" von der besetzten Seite gibt, ist nur natürlich und statistisch auch(!) mit natürlichen Umständen zu erklären. Man verliert ja nicht sein gesamtes Hab und Gut oder seinen Onkel, und feuert direkt am nächsten Tag als Antwort eine Rakete ab. Und, wie Du schon richtig schreibst, hat es zahlreiche andere Gründe, weswegen die verschiedenen Widerstandsgruppen auch mal zuerst feuern.
"Bis jetzt gab es ca. 600 palästinensische Tote und einen israelischen."
allein bei der ersten grossen Offensive am Sonntag sind doch 12 Israelische Soldaten gestorben. k.A. wo du deine Zahlen her hast? Ich erinnere mich nur an eine (tiefe) zweistellige Zahl in der Tageszeitung. Quelle mag da auch nicht so toll sein aber was hast du?
Hört auf hier darüber zu diskutieren wer von den beiden mehr Schuld hat. Leiden tut die Zivilbevölkerung so oder so. Es ist müssig und Bullshit ... viel zu Komplex.
"They're both wrong, and they're both Assholes"
Die Hamas will doch gar keinen Waffenstillstand. Also sind sie für die Toten in Gaza zumindest stark mitverantwortlich.
Dann verlink mal bitte diese Statistiken. Möchte sie mir einmal anschauen.
Bitte sehr, aber gerne doch: http://blog.thejerusalemfund.org/2014/07/g…
Gott sei Dank hat Israel fähige Ingenieure die ihnen den Iron Dome geschenkt haben um der Hamas Aggression etwas entgegenzusetzen.
Ich hoffe mal, diesmal verpassen sie nicht die Gelegenheit diese Terroristen entgültig den Weg zu den 72 jährigen Jungfrauen zu zeigen!
der iron dome ist aber leider machtlos gegen die schlimme maulwurfsplage, die zurzeit in israel grassiert ...