Die Raps von El Général befeuerten die Revolte in Tunesien. Nun wird sogar Libyens Diktator Gaddafi zum unfreiwilligen YouTube-Star.

Sfax (wec) - "Zenga Zenga!", rappt der libysche Noch-Diktator Muammar al-Gaddafi in einer aktuellen Video-Parodie und wirft zu seinen rhythmischen Ausrufen die Arme in die Luft. Kaum etwas könnte den Machtverlust Gaddafis deutlicher machen als diese Verballhornung seiner jüngsten wütenden Ansprache zu einer Rap-Performance mit halbnackten Tänzerinnen.

Den "Zenga Zenga Song" hat Noi Alusch gebastelt, ein 31-jähriger Israeli tunesischer Abstammung. "Die Rede Gaddafis hatte alle notwendigen Elemente für einen Hit", erklärt Alusch der dpa, "die Wiederholung der Worte, das 'Zenga Zenga', die besondere Kleidung und das Hochwerfen der Arme wie in einer Siegesbewegung". Über eine Millionen Abrufe erzielte der Clip bislang auf YouTube.

Protesthymnen für die Jugend

Die neuen Medien wie Facebook und YouTube sind für die Befreiungs-Bewegungen Arabiens wichtige technische Hilfsmittel, doch das Sprachrohr der wütenden Jugend ist der Rap. In Tunesien, wo die Aufstände ihren Anfang nahmen, wurde der junge Rapper El Général mit seinem Song "Rais Lebled" (deutsch: Chef meines Landes) zu einer der wichtigsten Figuren der Bewegung.

"Ich habe mich entschieden, über das Unrecht zu sprechen / auch wenn mich viele gewarnt haben / und ich weiß, dass Schläge auf mich warten", rappt Hamada Ben-Amor (21) alias El Général. Der Student aus Sfax, der zweitgrößten Stadt Tunesiens, schenkt der arabischen Jugend eine Protesthymne.

Tunesien macht den Anfang

Bereits Mitte Januar bricht in Tunesien das repressive Regime unter der gewaltigen Kraft einer Protestwelle zusammen und wird zum Vorbild für zahlreiche andere nordafrikanische Länder. Die arabischen Demokratiebewegungen zeichnen sich durch das Fehlen eines politischen Führers aus: Das Volk selbst bildet eine geschlossene Einheit und fordert demokratische Rechte ein.

An vorderster Front kämpft die Jugend: Ein großer Teil der Demonstranten sind jünger als 30. In Tunesien liegt der Altersdurchschnitt bei 25 Jahren. Deshalb verwundert es nicht, dass für die Organisation der sogenannten "Jasmin-Revolution" erstmalig in dieser Form soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter genutzt werden und die Popmusik als Ausdrucksmittel eine ganz besondere Rolle spielt.

Hip Hop als mobilisierende Macht

El Générals scharfzüngiger Text richtet sich direkt an den tunesischen Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali und prangert soziale Missstände sowie politische Ungerechtigkeiten an. Tausende arabischer Jugendlicher hörten den Song über El Générals Facebook-Seite und nahmen ihn zum Anlass, auf die Straße zu gehen. Es sind Worte, die ihnen offensichtlich aus der Seele sprechen.

Der Rapper wird dafür am 24. Dezember 2010 von der Polizei festgenommen und muss eine Erklärung unterzeichnen: In Zukunft darf er keine politischen Texte mehr verfassen. Doch diese Maßnahme kommt längst zu spät. "Das Internet lieferte das Dynamit für den Einsturz des alten Regimes. Auch algerische und ägyptische Rapper stellten nach 'Rais Lebled' gerappte Solidaritäts-Erklärungen auf Facebook.", so Ben-Amor in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Neue Freiheit

Nach dem Sturz des tunesischen Präsidenten avanciert "Rais Lebled" zum Radiohit und das neue Kulturministerium sichert "El Général" nun Unterstützung zu. Hamada Ben-Amor arbeitet jetzt an seinem Album "La Voix Du Peuple" (deutsch: Die Stimme des Volkes). Anschließend steht eine Tunesien-Tour auf dem Programm.

Ihm ist klar, dass mit dem Zusammenbruch des Regimes die politische Arbeit noch nicht getan ist. Mit seinen kritischen Texten unterstützt er weiterhin die Herstellung eines neuen Systems in Tunesien: "Allah hat uns den Rap gegeben, damit wir uns von Unrecht befreien können."

Weiterlesen

laut.de-Porträt El Général

Der tunesische Rapper El Général rückt Anfang 2011 im Zuge der sogenannten "Jasmin-Revolution" ins Licht der Öffentlichkeit. Mit seinem Song "Rais …

10 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    @Impulse (« @48Stunden (« MC ALLAH - godfather of rap ! jetzt hammas... »):

    du bist behindert »):

    begründung ?

  • Vor 13 Jahren

    "Allah hat uns den Rap gegeben, damit wir uns von Unrecht befreien können."
    ob rap mit seiner nähe zu überkommenen (un-)persönlichkeits-vorstellungen (respekt, ehre) und seinem offensichtlichen hang zur religion da das "richtige" vehikel ist?
    unter den protestierenden wurde ja immer die arme stadtjugend hervorgehoben. ich könnt mir schon vorstellen, dass die gleichzeitig wertkonservativ und hip hop fans sind.
    für demo-parolen parolen wie "gleichhheit, freiheit, brüderlichkeit, laizismus" waren dann wohl eher die gebildeten mittelschichten verantwortlich...
    und noch mal: http://www.youtube.com/watch?v=mxsXSusbRhk

  • Vor 13 Jahren

    Jetzt, nachdem Eichinger von uns gegangen ist, könnte Uwe Boll doch mal einen Rapperfilm drehen. Das passt wenigstens. Mit Oli - ähh- Ali P. und Kristiane Backer (als Kopftuchbraut).