In höllisch amüsanten 52 Minuten konnte man gestern auf Arte eine Begegnung zwischen Scooter-Mundwerk Hans-Peter Geerdes aka H.P. Baxxter und Humorist Heinz Strunk bestaunen.
Hamburg (mis) - Hier die viel geschmähte Instanz wummslastigen Technoschlagers, dort der viel gelobte Verbalkünstler Heinz Strunk: Die Arte-Sendung "Durch die Nacht mit ..." bringt zusammen, was nicht zusammen gehört. Baxxter und Strunk stehen in einer langen Reihe interessanter Begegnungen, die bereits Anke Engelke und Nikolai Kinski, Julie Delpy und Bela B. oder Bryan Ferry und Dieter Meier zusammen führten.
In der gestrigen Folge musste ausnahmesweise mal keiner der beiden Protagonisten in die Stadt des anderen reisen - Baxxter und Strunk sind beide in Hamburg ansässig. Zunächst trifft sich das Paar im Scooter-Studio, wo erstmal entspannt Zigaretten entzündet und gemeinsame Gesprächsebenen gesucht werden.
80er Jahre-Kinder
Die finden sich schneller als gedacht. Strunk, der im Laufe der Sendung noch öfter als Stichwortgeber für seinen Gegenüber in die Bresche springt, geht zurück in die 80er Jahre, rekapituliert die damaligen Hochglanz-Soundstandards und seine eigenen amateurhaften Versuche, diesen auch nur halbwegs gerecht zu werden.
Spätestens als er den Vierspurrekorder Tascam und den Commodore 64 erwähnt, ist Baxxter dabei. Nun lässt der große Blonde in unnachahmlichem Bariton Anekdoten seines erfolglosen Synthiepop-Projekts Celebrate The Nun vom Stapel. Noch bevor Scooter-Rick mit dem Schlüssel zum Sound-Heiligtum vorbeischneit, ist also das Eis gebrochen.
Heinz Strunk auf 140 bpm
Es folgt das schillernde Highlight der Begegnung: Strunk packt zur Verwunderung der Umstehenden eine Querflöte aus, fabuliert kurz über seine juvenile Begeisterung für Jethro Tulls Ian Anderson und legt dann zum Millenniumsstampf von "How Much Is The Fish?" ein Solo hin, das der vermeintlichen Jugendsünde eines praktizierenden Tanzmusikers ganz neuen Glanz verleiht. Weiter geht es in Baxxters Cabrio-Oldtimer zu seinem Bühnenschneider, ins Schauspielhaus und schließlich in Rocko Schamonis Pudel Club.
Das dortige Szenario (leeres Interieur, Pink Floyd aus den Boxen) verleitet Baxxter zur hilflosen Frage: "Is das hier ein Rock'n'Roll-Club? Mann, sowas hab ich ja seit 25 Jahren nicht mehr gesehen." Baxxter selbst ist übrigens trotz fortgeschrittenen Alters ebenfalls noch nachtaktiv, wie er an anderer Stelle amüsant darlegt.
Dem Feuilleton gegenüber skeptisch
Der Privatmann Baxxter, dessen Auftreten vom marktschreierischen öffentlichen Bild weiter entfernt ist als in Strunks Fall, changiert dabei zwischen unaufdringlicher Neugierde und vornehmer Zurückhaltung. Sein behäbiger Habitus lässt gelegentlich eine gewisse Unsicherheit vermuten.
Für die (nicht immer freundliche) Kritikerrezeption Scooters zeigt Baxxter Verständnis, gegenüber dem jüngst erwachten Feuilleton-Interesse sogar eine überraschende Skepsis. Die Lacher hat H.P. bei seiner Prognose eines möglichen Scooter-Endes jedenfalls auf seiner Seite: "Erst wenn sich keiner mehr über uns aufregt, hören wir auf."
Arte wiederholt die Folge am 15. November um 3:50 Uhr und am 20. November um 5:00 Uhr. Den Sendungsstream gibts in den Surftipps.
22 Kommentare
haha
HYPER HYPER
Zwei Deppen gleichzeitig.
Jetzt hat der Abwärtstrend auch Arte erfasst.
Heinz Strunk als Depp zu bezeichnen und dann auch noch "satanic666" zu heißen, degradiert glaube ich weitgehend genug, um sich hier schleunigst zu verpissen.
@Anonymous (« Komm. Geh zu deiner Mutter und hab aggresiven Sex mit Hundehalskette mit ihr du Homo. »):
Vor allem der Satzbau lässt auf eine ganz feine ironischen Note tippen.
Sehr fein. Ein Künstler. Und die überraschende Wendung am Satzende erst.
@smithfan500 (« hach und wie schön, dass die aussage so noch immer im forum zu lesen ist... »):
Naja, die Verantwortlichen hier haben eben ein Gespür für wirklich große Abendunterhaltung.
Heinz Strunk ist Hamburgs Heiligtum, unglaublich klug und ein hervorragender Beobachter. Der olle HP ist ja nur zugezogen