Am zweiten Festival-Tag setzte das Line Up noch einmal ein paar bunte Knaller drauf.
Berlin, Tempelhof (jas) - Bei Panda-Liebling Cro ging die Sonne auf und am zweiten Tag des Berlin Festivals 2012 füllte sich das Rollfeld bereits früh am Nachmittag. Grund dafür war der heißbegehrte Panda, der vor allem die Herzen der Mädchenwelt höher schlagen lässt. Sein Sprechgesang ist aber auch zu niedlich. Man möchte ihn vor allem bei seinem Hit "Du" knuddeln.
Das Berlin Festival 2012 am Samstag
Das internationale Event Bonaparte war natürlich wieder ordentlich kostümiert. Da tritt Cro mit seiner kleinen Panda-Maske doch ein wenig in den Hintergrund. Wie gewohnt sprangen die Künstler in ihren schrillen Outfits auf und über die Bühne. Da waren lustige Tiere zu sehen, riesige Vogelscheuchen, Gestalten in unvorteilhaften Fatsuits, Roboter, Fantasiefiguren mit Gasmaske, die sich obszön bewegten, hüpfende Hirnhüte, Wesen in Grün - ist das schon Marsimoto? Nein, der kommt später - und jede Menge mehr.
Fleischgewordene Geisterbahn
Bei dieser fleischgewordenen Geisterbahn weiß das Auge gar nicht, wo es zuerst hingucken soll. Die Musik? Ach ja, die Menge tobte bei ihrem immer noch angesagten "Anti Anti". Und auch sowieso funktioniert dieser durchgeknallte Karneval eigentlich immer.
Folklore mit Bullerbü-Gemüt
Folkloristischer und ohne viel Make Up läuft es bei den schwedischen Schwestern von First Aid Kit. Der YouTube-Hype gibt sich gekonnt schüchtern. Ihre glasklaren Stimmen sind schon etwas zum anhimmeln. Neben ihrer großen Vorliebe für Johnny Cash und June Carter covern sie auch gerne Simon & Garfunkel. Pussy Riot fanden ebenfalls Erwähnung und Unterstützung. Das gehört zu einem Bullerbü-Gemüt einfach dazu.
Highway to Tempelhof
Ebenfalls aus Skandinavien, aber weniger zauberhaft ging es bei WhoMadeWho zu. Der Name ist Programm - der heftige Disco-Sound aus Kopenhagen hat bislang noch jeden zum Tanzen gebracht. "Brighter" heißt das neue Album und das überzeugt jedes Live-Spiel und breitete sich glücklich im Hangar aus.
K wie kraftvoller Kraftklub
Ebenfalls kraftvoll und mit euphorischem Einsatz springen Kraftklub auf die Bühne. In ihren Hosenträgern sind die Chemnitzer von Minute eins an auf hundert. Kraftklub machen Mädchenmusik für Jungs. Oder war es Jungsmusik für Mädchen? Egal. Beide Geschlechter drängen nach vorne und wollen ihrem Klub ganz nahe sein. Es wird getanzt und jede Zeile von A-K mitgesungen. Sänger Felix motiviert die Meute mit netten Sprüchen immer wieder aufs Neue. Am Ende hat er sie alle. Auch die, die am Rande stehen. Da wirkt die "Scheiß Indiedisco" doch gleich noch mal anders.
Ein vitales Tanzvergnügen
Auf Franz Ferdinand war und ist ebenfalls immer Verlass. Seit 2004 bescheren sie uns zahlreiche tolle und tanzbare Konzerte von vorne bis hinten. Sie spielen alles was man hören will. Ewige Hits, wie "Take Me Out", "Michael", "This Fire" bis "I Feel Love". Und darunter mischen sie mutig ihre neuen Stücke. Ja, es wird ein neues Album geben, und darauf freuen wir uns schon sehr, denn es wurde ja ein wenig ruhiger um die schottische Formation. Wenn die gute Laune der Jungs weiterhin so ansteckend ist, werden auch die kommenden Live-Auftritte ein fröhliches Tanzvergnügen sein. Ein postmoderner Garagenrock eben, der niemals vergeht.
Robin Wood aus Freakhausen
Wer jetzt noch laufen konnte schaffte es im Quasimodo-Schritt zu Marsimoto. Der eigentlich Marteria heißt und jetzt aber auch mal als Robin Wood durch die Gegend spricht. Da ist er wohl an einem oder mehreren Joints kleben geblieben. Nach den süffigen Stammtisch-Anekdoten widmet er sich jetzt (nicht nur optisch) mehr der Nachhaltigkeit. "Indianer" heißt da ein Song. Ihr wollte ne Zeile? "Gibt den Indianern ihr Land zurück. Hey! Sie haben es sich verdient …". Der Rapper vom anderen Stern hat sich erschaffen, damit Deutschland wieder träumen kann. Immerhin sind wir jetzt wieder wach und schreiten zum großen Finale.
Nach so vielen Freaks, schriller Bühnenpräsenz und fliegendem Kostümwechsel war der letzte Hauptact ja fast schon langweilig. Wie jetzt Paule, noch nicht mal ein Flitter im Haar oder Glitzer im Gesicht? … Na jut.
Papst Kalkbrenner und das große Finale
Paul Kalkbrenner begegnete man bereits den ganzen Tag auf dem Gelände. Allerdings nur als Schriftzug. Gedruckt auf Stofftaschen oder T-Shirts. Der DJ selber betrat als letzter die Hauptbühne und wurde schon fast wie der Papst begrüßt. Da steht er also, ganz alleine mit seinem Gerät im Stroboskoplicht. Jeder Beat und jede Reglerfunktion sitzt.
Ganz cool raucht er dabei seine Zigaretten und dreht die Bässe noch mal mehr auf. Als Mutti hofft man, dass die Kids in den ersten Reihen Ohrstöpsel trugen. Keinerlei Anzeichnen von Aufregung, obwohl sein Gig zum ersten Mal fürs Fernsehen gefilmt wird. Das läuft dann irgendwann bei ZDFkultur. Wahnsinn. Spätestens jetzt brodelt das Rollfeld und alle tanzen und jubeln dem Paule zu. Die Tanzbären sind nicht mehr zu stoppen. Und es ging noch weiter. Bis spät in die Nacht...
Den Bericht zum Freitag mit Killers, Of Monsters, Sigur Rós u.a. findet ihr HIER>
1 Kommentar
War da, aber die deutschen Mainacts haben mich gar nicht beeindruckt. Herausragend waren die Performances von Grimes (haben sich alle fast nackt ausgezogen, ging richtig ab), Miike Snow (wunderbare Stimme), Friendly Fires (sind richtig ausgerastet) und iamamiwhoami (stand ganz vorne, einer der bestem Live-Shows ever). Würde mich freuen, wenn ihr auch mal über Acts berichtet, die nicht auf der Mainstage waren.