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Serj Tankian - "Down With The System"

Worum gehts?

Warum gibt es kein neues Album von System Of A Down? Diese Frage hat sich in den letzten 20 Jahren zum Running Gag aller Musiksites entwickelt. Die Antwort lässt sich mittlerweile im Schlaf runterbeten: Weil die vier betreffenden Herren sich halt nicht einigen können. Als größter Bremsklotz im Bandgefüge gilt dabei Serj Tankian. Der Sänger und Keyboarder breitet in "Down With The System" nun seine Sicht der Dinge aus.

In seinen Memoiren handelt er jedoch weit mehr Themen als "nur" seine System-Karriere ab. Tankian versteht sich schließlich vor allem als Aktivist und erst in zweiter Linie als Musiker. Dieser Haltung folgend, nimmt sein politisches Engagement viel Platz in dem Buch ein. Seine größte Herzensangelegenheit ist, dass der Genozid an der armenischen Bevölkerung, der sich Anfang des 20. Jahrhunderts im damaligen Osmanischen Reich ereignete, international verurteilt wird. Dabei zeichnet Tankian anhand seiner eigenen Familiengeschichte auf, wie solche Gräueltaten das Schicksal einer ganzen Gemeinschaft über Generationen hinweg prägen und die Menschen traumatisieren.

Der Name Daron Malakian fällt zum ersten Mal auf Seite 91. Erst ab hier widmet sich Tankian seiner schwierigen Beziehung zu dem Gitarristen, mit dem er im System-Camp mit zunehmendem Erfolg auch zunehmend aneinandergerät. Tankian nimmt die Leserschaft mit auf die eindrückliche Karriere der Band, von den ersten Auftritten über den Durchbruch mit dem Überalbum "Toxicity" bis hin zur kreativen Erstarrung. Daneben widmet sich Tankian seiner Solokarriere, seinem Leben als stolzer Vater eines Sohnes, teilt seine Gedanken zum geopolitischen Weltgeschehen und der Rolle der USA darin, kritisiert die türkische Regierung, schreibt über Spiritualität, die Liebe und, und, und.

Wer hats geschrieben?

Serj Tankian kommt 1967 in der libanesischen Hauptstadt Beirut zur Welt. Noch im Kindesalter flieht er mit seinem Bruder und seinen Eltern nach Kalifornien, weil im Libanon der Bürgerkrieg tobt. Berühmtheit erlangt er ab 1995 als Sänger von System Of A Down – einer Metal-Band, die aus vier Jungs mit armenischen Wurzeln besteht und die mit ihrem explosiven Stil, der auch Elemente armenischer Folklore enthält, die Szene aufmischt. Später macht Tankian als Solomusiker Karriere, wobei er sich mal mehr, mal weniger vom Sound seiner Hauptband entfernt (ein Albumtitel wie "Jazz-Iz Christ" sagt alles). Tankian zeichnet von sich selbst das Bild eines kreativen Freigeistes, der immerzu seinem moralischen Kompass folgt. Die Band muss daher oftmals hintanstehen, wenn ihm etwas anderes gerade wichtiger ist. Was eigentlich meist der Fall ist.

Wer solls lesen?

Natürlich alle Fans von System Of A Down, die etwas besser verstehen wollen, welche komplizierten Dynamiken innerhalb der Band wirken und wieso verdammt nochmal sich die Vier nicht zusammenraufen können. Kompromissfähigkeit und so, hallo?! Das Buch ist aber auch eine interessante Lektüre für all jene, die mehr über den armenischen Völkermord und die Geschichte und Kultur dieses Volkes erfahren wollen.

Das beste Zitat:

"At the end of our performance, Daron, Shavo, John, and I huddled up onstage, just the four of us, our arms around each others shoulder, our heads pressed together, a tight circle of brotherhood. It was as if the entire band had existed just for this show, for this moment. (…) It was the only time System Of A Down would play in Armenia, and it was perfect."

Wertung: 5/5

Text von Gil Bieler

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