Rapper im Schafspelz, tote Crackhuren und freiwillige Obdachlose: in der neunten Runde des Buvisoco wagt Stefan Raab mehr als je zuvor.
Mannheim (top) - Seit 2005 versammeln Stefan Raab und ProSieben einmal im Jahr 16 Künstler, die jeweils ein Bundesland vertreten (manchmal, obwohl sie gar nicht aus diesem stammen), und lassen sie beim Bundesvision Song Contest gegeneinander antreten. Dieses Mal steigt der Wettbewerb in der SAP-Arena Mannheim, der Heimat Xavier Naidoos, der sich 2012 mit Kool Savas als Xavas den Titel holte.
Das Projekt trat damals als großer Favorit an und setzte sich wie erwartet durch. Da es bei diesen ungleichen Chancen-Verhältnissen zwischen Newcomern und Etablierten vielerorts Kritik hagelte und das Publikum die Gewinner tatsächlich auch ausbuhte, verzichtete Raab dieses Mal auf einen richtigen Überflieger.
Schafft es Bosse dieses Jahr?
Für vier Teilnehmer stehen die Sieg-Chancen trotzdem besser als für den Rest: Schmuse-Hip-Hopper Max Herre tritt gemeinsam mit Sophie Hunger für Baden-Württemberg an, Konfetti-Meister Mc Fitti läuft für Berlin auf, die Casting-Kapelle Sing Um Dein Leben trällert für Hessen und Songwriter Bosse spielt seine Gitarre für Niedersachsen.
Letzterer hat vielleicht die besten Chancen mit seinem radiotauglichen, gut gelaunten Ohrwurm "So Oder So" am Ende ganz oben auf dem Treppchen zu stehen und so in die Fußstapfen von Tim Bendzko zu treten, der mit seinem ähnlichen Stil 2011 erfolgreich war, während sich Bosse mit dem dritten Platz begnügen musste.
Sonnenbrillen, Regenjacken und Schafspelze
Auch für Mc Fitti stehen die Vorzeichen gut. Allerdings könnte die nicht weniger abgedrehte Konkurrenz seinem Triumph im Wege stehen, da sie die Wirkung und Einzigartigkeit seiner knallbunten Show mindert. Schließlich trägt Charly Bravo auch eine Sonnenbrille und verkörpert die pure Lässigkeit, De Fofftig Penns rappen fröhlich auf Plattdeutsch in leuchtenden Regenjacken los, und sollte DCVDNS mit seinem Schafspelz-Überwurf aufkreuzen, schnappt er Fitti den Preis fürs ausgefallenste Outfit ebenfalls weg.
Einem der drei darf man neben den freiwilligen Obdachlosen Guaia Guaia einen Überraschungserfolg zutrauen. Denn der eine oder andere unerwartete Künstler schaffte es bisher immer auf die oberen Plätze.
Wird die Millionen-Marke unterschritten?
Durch den Abend führt Stefan Raab zusammen mit der Moderatorin Sandra Rieß. Neben den 16 Auftritten der Teilnehmer performt außerdem Vorjahressieger Xavas einen Song außer Konkurrenz.
Spannend wird, ob die Einschaltquoten auch dieses Jahr weiter in den Keller gehen. 2012 interessierte der Bundesvision nämlich nur noch knapp eine Millionen Zuschauer und lockte damit weite weniger als die Hälfte der Menschen vor den Fernseher, die 2005 noch eingeschaltet hatten.
Alle Teilnehmer im Überblick:
Baden-Württemberg: Max Herre
Bayern: Charly Bravo
Berlin: Mc Fitti
Brandenburg: Keule
Bremen: De Fofftig Penns
Hamburg: Johannes Oerding
Hessen: Sing Um Dein Leben
Mecklenburg-Vorpommern: Guaia Guaia
Niedersachsen: Bosse
Nordrhein-Westfalen: Pohlmann
Rheinland-Pfalz: Mega! Mega!
Saarland: DCVDNS
Sachsen: The Toten Crackhuren im Kofferaum
Sachsen-Anhalt: Adolar
Schleswig-Holstein: Luna Simao
Thüringen: Hannes Kinder & Band
6 Kommentare mit einer Antwort
Ganz schön viele Elektro-Hipster am Start!
Irgendwie gelingt es Raab stets seine kruden Ideen zu Institutionen der Fernsehlandschaft zu machen. Hut ab dafür.
Der Wettstreit der Bundesländer um das unterhaltsamste deutsche Liedgut, ist eigentlich ein Irrwitz, aber funktioniert trotzdem.
Das letzte Mal, das ich das gesehen habe, war Sido noch dabei und hat zum ersten Mal seine Maske im TV abgenommen (im Nachhinein hätte er sie mal schön auflassen sollen).
Lief das in den letzten Jahren auch schon so versteckt am Donnerstagabend? Weil das früher ja mal am Samstag kam.
Zum Thema Keule - echt Absturz, was Sera Finale inzwischen für einen musikalischen Rotz abliefert.
Bosse und Johannes Oerding sehe ich ganz weit vorn, einfach, weil die genau die richtige NDR-2-Dudelfunk-Musik machen, auf die auch das Raab-Pro-7-Publikum so abfährt.
Glückwunsch zu Deinen prophetischen Fähigkeiten.
Als Rheinländer drücke ich natürlich voll und ganz unserem Künstler Pohlmann. die Daumen.
Ich als Rheinländer werde um die Uhrzeit schon voll wie zehn Piloten sein und längst vergessen haben, dass diese Veranstaltung überhaupt existiert.
Sachsen, Bremen, MeckPomm, Schleswig Holstein und Niedersachsen waren ganz nett bis brauchbar. Den Rest möchte ich lieber ganz schnell vergessen.