Der Toten-Hosen-Frontmann wird Gastdozent an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Auf dem Lehrplan stehen Lyrik und Kakophonie.

Düsseldorf (jmb) - Campino wird Gastprofessor an der Heinrich-Heine-Universität (HHU) in Düsseldorf. Andreas Frege, wie der Musiker mit bürgerlichem Namen heißt, war bislang neben seiner Tätigkeit als Sänger der Toten Hosen zuweilen als Schauspieler und Journalist tätig. Nun hat er einen weiteren Nebenjob.

Am 2. April hält Campino eine Vorlesung mit dem Titel "Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer. Eine Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik", die musikalische Begleitung liefert Bandkollege Kuddel. Am 23. April folgt eine weitere Lesung zum Thema "Alle haben was zu sagen. Die Kakophonie unserer Zeit". Darin wird der Sänger mit dem Der Spiegel-Journalisten und Autor Philipp Oehmke ins Gespräch kommen.

Wer den intellektuellen Ergüssen des Rocksängers lauschen darf, entscheidet das Los. Die Teilnahme an der Verlosung ist kostenlos und steht allen offen, die dabei sein wollen, auch Externen. Interessent*innen können sich auf der Website hhu.de/gastprofessur registrieren. Die Website ist für den ersten Termin ab sofort bis zum 15. März und für die zweite Veranstaltung vom 3. bis 9. April freigeschaltet.

"Schade, dass meine Eltern nicht mehr erleben können, dass ich es, zwar im fortgeschrittenen Alter, aber immerhin, doch noch an die Uni geschafft habe. Ich freue mich auf diese Herausforderung", kommentiert Campino seine Gastprofessur. Der Sänger wurde 1962 in Düsseldorf als Sohn eines Deutschen und einer Engländerin geboren. 1983 absolvierte er sein Abitur am Düsseldorfer Humboldt-Gymnasium. Nach seinem Zivildienst gründete er mit Andreas "Kuddel" von Holst, Michael "Breiti" Breitkopf, Andreas Meurer, Klaus-Peter "Trini" Trimpop und Walter Hartung (aka Walter November) die Toten Hosen und prägte mit ihnen die westdeutsche Punk-Szene.

Ein Punk im Hörsaal

Ein Punk im Hörsaal? Das klingt nicht gerade Anti-Establishment. Campino sorgte bereits letztes Jahr für Kontroversen, als er im Frack bei einem Staatsbankett zu Ehren von King Charles im Schloss Bellevue erschien. Prof. Dr. Anja Steinbeck, Rektorin der HUU, rechnet auch im Zusammenhang der Gastprofessur mit Kritik. Ihre Vorfreude lässt sie sich jedoch nicht nehmen: "Ist das noch Punk? Diese Frage werden wir ab jetzt bestimmt ganz oft hören. Ich freue mich sehr darauf, dass Campino auf deutlich spannendere gesellschaftsrelevante Fragen antworten wird. Wir kennen ihn nicht nur als einen der bekanntesten Sänger des Landes, sondern auch als einen der engagiertesten und politischsten Musiker überhaupt. Wir sind überaus glücklich darüber, dass er diesen Ruf an der Universität seiner Heimatstadt untermauern wird."

Die Gastproffesur an der HHU wird seit 1988 regelmäßig an "meinungsstarke und engagierte Persönlichkeiten" vergeben, heißt es auf der Universitäts-Website. Zu den bisherigen Dozenten zählen Helmut Schmidt, Juli Zeh, Wolf Biermann, Siegfried Lenz, Joschka Fischer, Antje Vollmer, Karl Kardinal Lehmann, Ulrich Wickert, Joachim Gauck und Klaus-Maria Brandauer.

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Die Toten Hosen

Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof)

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laut.de-Porträt Die Toten Hosen

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7 Kommentare mit 17 Antworten

  • Vor 8 Monaten

    Alles an Credit was der Mann sich in der Vergangenheit schon erspielt hat, schon lange verzockt. Nur noch nervig.

  • Vor 8 Monaten

    Also alles was Herrn Frege davon abhält, ins Studio zu gehen und "Von Stunden die munden (Tage wie diese Pt.2)", einzuspielen finde ich ja erst einmal zu befürworten.

  • Vor 8 Monaten

    wenn ich sehe dass: GG, sid, joey, tommy, deedee, johnny, darby, peddar, pig champion, joe, joe2, shane, jason, ian... tot und begraben sind während der immens wertvolle und supertolle campino noch am leben ist... geht mir das ♥ vor freude auf....

    • Vor 8 Monaten

      Campino hin, Campino her: Dafür kann der ja nun wirklich überhaupt nichts, oder?

    • Vor 8 Monaten

      Campino-Bashing hat sich in den letzten Jahren von jeglicher Sachlichkeit entkoppelt. Egal, was Campino sagt oder tut oder auch nicht sagt oder nicht tut, es ist prinzipiell immer falsch.

    • Vor 8 Monaten

      campino ist halt irgendwann mal komplett falsch abgebogen. als regierungsbarde und rotgrüne sprechpuppe agieren, dabei die werte der eigenen bewegung verraten. da fällt es halt schwer sachlich zu bleiben.

    • Vor 8 Monaten

      Als wenn diese ganzen blau-braunen Spinner, die Ausdrücke wie "Regierungsbarde" und "rotgrüne Sprechpuppe" benutzen jemals der Bewegung nahegestanden hätten, die Campino angeblich verraten hat.

    • Vor 8 Monaten

      Darum geht es doch gar nicht. Es geht darum das Campino sich gerade in den Kreisen anbiedert die so gar nicht "Punk" sind.
      Den Vogel abgeschossen hat er mit seiner Aussage, er würde den Wehrdienst heutzutage nicht mehr verweigern.
      Das war auf so vielen Ebenen Dumm und Dreist, das kann man einfach nicht verteidigen.

    • Vor 8 Monaten

      Ehrlicherweise hab ich ihm die Punk-Nummer noch nie abgekauft. Und niemand in meinem Punkumfeld hat die nach dem Alter von 14 noch gehört. War für mich schon immer sehr bratwurstig, die Musik. Und es ist null verwunderlich, daß selbst die Ärzte heute zehn mal mehr Street Cred haben als die Toten Butzen.

    • Vor 8 Monaten

      "Bratwurstig", sehr passend :D
      Die hatten auch eigentlich schon immer nen absolut miefig-biederen Eckbank-Vibe. CDU-Punk, auf den sich auch erschreckend viele Spießeralmans einigen können, alleine das Bayernlied...

    • Vor 8 Monaten

      Das stimmmt, but its not a Bug its a Feature, würde ich sagen.

      Der Typ ist über 60 und gehört seit 25 Jahren zum absoluten Establishment. Ägerlicherweise geht das mit einem Sendungsbewusstsein und ein paar unschönen Aussagen einher.

      Für die Band würde ich trotzdem eine Lanze brechen, weil sie jahrelang eine wichtige Nische besetzt hat. Bis in die Nuller hinein gab es neben den Ärzten wohl nichts effektiveres, um Kiddies vom Dorf mit linken Inhalten anzufixen. Fernab jedweder Subkultur konnte man den Onkelz-Fans damit zumindest Paroli bieten und bei alem was dediziert gegen rechts geht, halte ich die auch immer noch für integer.
      Die hatten jahrelang einen Pro-Asyl Stand auf jedem Konzert und haben sich 2012 mit ihrem Europa-Song für Geflüchtete positioniert, als das Thema medial komplett unsichtbar war. Effektiv bringen die halt deutlich mehr Menschen dazu, nazis raus zu brüllen als Slime. ;)

    • Vor 8 Monaten

      Ok, die Perspektive hatte ich nicht auf dem Schirm, guter Punkt. In Leipzig habe ich den typischen Hosenhörer immer so als "unpolitischen" Fußballproll kennengelernt, der auch Onkelzlieder gröhlen könnte/das auch tut.

    • Vor 8 Monaten

      Sehr stabiler Post von hrvorragend, kenne ich so aus meinem Umfeld in der Jugend auch genau so wie er es beschreibt.
      Campino ist für Punks quasi Dasselbe wie LeSmou und seine Crew für die HipHoppers der 90er. :ill:

    • Vor 8 Monaten

      Den Pro Asyl-Stand gibt es noch immer, genauso wie Viva con Agua und Laut gegen Nazis.
      Was eine klare politische Haltung in Bezug auf Rechtsextremismus angeht, kann man der Band denke ich keinen Vorwurf machen. Da hatten sie von Anfang an eine klare Haltung, und diese auch immer nach außen hin kommuniziert.
      Klar gehörst Du irgendwann zum Esatblishment, wenn Du 40 Jahre im Kulturbetrieb unterwegs bist, und ein paar Millionen Platten verkauft hast. Hinzu kommt auch noch, dass sich die Welt seit den 80ern weitergedreht hat, und Dinge, die damals noch am Rand der Gesellschaft verortet waren inzwischen keinen mehr schockieren, und von der Mitte akzeptiert sind.
      Abgesehen davon wird man auch selbst älter und ein 62-jähriger Platten-Millionär, der eingeladen wird an einer Uni zu sprechen ist da vermutlich authetischer, als wenn die gleiche Person noch immer volltrunken und pöbelnd in Talkshows im dritten Programm auffällig würde.

    • Vor 8 Monaten

      "Abgesehen davon wird man auch selbst älter und ein 62-jähriger Platten-Millionär, der eingeladen wird an einer Uni zu sprechen ist da vermutlich authetischer, als wenn die gleiche Person noch immer volltrunken und pöbelnd in Talkshows im dritten Programm auffällig würde."

      This.

    • Vor 8 Monaten

      Stimmt, die Hosen sind gegen rechts, und das ist auch sehr lobenswert. Und glücklicherweise macht sie das heute nicht mehr zu Punks, denn auch eher unpolitische Poprock-Bands haben solche Stände oder haben anderweitige Aktionen gegen Braune.

      Ich würde jetzt nicht sagen, heute gebe es für Punks politisch nicht noch viel in der Musik zu sagen - auch für ältere. Gerade wenn man bedenkt, daß die Hosen nicht wahnsinnig viele politische Lieder im Repertoire haben, spricht nichts dagegen, auch mal einen in irgendeiner Form wütenden Song gegen Gauland oder heutige gesellschaftliche Tendenzen zu schreiben.

      Bei den Goldenen Zitronen (ja, kein Punk) hatte ich eher das Gefühl, sie hatten in den 90ern schon alles zum Thema Deutschland gesungen, die Gesellschaft gründlichst und vielschichtig seziert. Aber sie hatten mit ihrer letzten Scheibe nicht nur musikalisch neue Horizonte erforscht, sondern sind konkret wie selten geworden. Es gibt eben IMMER was zu sagen.

      Aber gut, wir reden hier von stets bekömmlichen Punk der Hosen, und einem alten Grüßonkel vom roten Teppich. Ja, den kaufe ich ihm ab, und ja, besser das als ein trauriger Imitator seines alten Selbst zu sein.

    • Vor 8 Monaten

      "Es gibt eben IMMER was zu sagen."

      Wissen wir doch, Ragi, wissen wir doch.

    • Vor 7 Monaten

      "die Toten Butzen." Geiler Name für eine Pseudo Punk Band.

  • Vor 8 Monaten

    Die Toten Hosen waren vielleicht die ersten 5% ihrer Karriere Punk. Danach Deutschrock und -pop. Das die irgendwie Punk vertreten, ist ein Feuilleton-Mythos.

  • Vor 8 Monaten

    Radio-Popper @ Uni & Schloss Bellevue. Campino ist so viel Punk wie Hosen tot sein können.

  • Vor 7 Monaten

    Alles, was hier an Reaktionen aufläuft, war komplett vorhersehbar. Ist ok wie egal. Die Hosen höre ich seit ich 10 bin, das war Ende der 80er. Dadurch absolut die Band meines Lebens, wird immer so sein. Die Punkdebatte ist seit Tag 1 lächerlich - wie so ziemlich alle Realnessdebatten es sind und weitaus mehr über die aussagen, die sie führen, als über die Bands um die es jeweils geht. Grüße vom Fanboy.