Lena fühlt sich unwohl mit Großevents, J Balvin hat Produktionsprobleme – sind wir nach zwei Jahren Pandemie wieder bereit für Festivals, Menschenmassen und ausverkaufte Arenen?
Konstanz (jah) - Knapp zwei Jahre lang hat die Corona-Pandemie die Kulturbranche fast komplett lahmgelegt. Dieses Jahr soll alles besser werden, im Frühjahr und Sommer kehren zahlreiche Festivals zurück, viele Konzertveranstalter*innen und Artists planen ihre mehrfach verschobenen Touren nachzuholen. Seit Anfang April stehen dem auch keine Verbote mehr im Weg. Singen, tanzen und feiern fernab von Maske, Impfung und Abstand ist wieder möglich.
Aller Euphorie für ausverkaufte Hallen und Großevents stehen aber nach wie vor astronomische Inzidenzen entgegen. Omikron macht weiter, was es will. Ein Dilemma. In der Branche reagiert man darauf sehr unterschiedlich.
Lena vs. Wincent Weiss
Während viele Künstler*innen fleißig Auftritte planen, hat Popsängerin Lena Meyer-Landrut ihre komplette, für 2022 geplante Tour verschoben. In einer Instagram-Story erklärte sie: "Ich fühle mich aufgrund der aktuellen Lage nicht sicher oder in der Lage, so ein großes Event stattfinden zu lassen. Ich spüre irgendwie eine Verantwortung, die ich gar nicht haben will, von der ich mich auch total überfordert fühle." Wincent Weiss äußerte sich genau gegenteilig: "Ich würde in der jetzigen Zeit niemals eine Tour absagen, sondern am liebsten noch drei, vier zusätzliche Termine anbieten", zitiert ihn das RedaktionsNetzwerk Deutschland.
J Balvin bedauert "unvorhergesehene Produktionsherausforderungen"
Neben der Debatte, welcher Weg denn nun der richtige ist, drängt sich auch die Frage auf, wie gut die Veranstaltungsbranche auf ihr "Comeback" vorbereitet ist. Viele Konzertmitarbeiter*innen aus Verkauf, Catering, Security, Service und so weiter haben sich während der Pandemie nach neuen Jobmöglichkeiten umgesehen. Die großen Umsatzeinbußen haben an einigen Stellen auch die Produktionsmöglichkeiten eingeschränkt.
Latin-Superstar J Balvin etwa hat seine "José"-Tour 2022 vorerst abgesagt. Corona habe "einige unvorhergesehene Produktionsherausforderungen verursacht" schrieb er auf Instagram. "Ich könnte mein Versprechen, euch die absolut bestmögliche Show zu bieten, nicht halten. Weil ich glaube, dass ihr das verdient, habe ich die schwierige Entscheidung getroffen, die Tour zu verschieben."
Unabhängig vom aktuellen Pandemiegeschehen haben die zwei Corona-Jahre bei einigen Künstler*innen auch Spuren hinterlassen. Parkway Drive etwa haben die Zeit genutzt, um sich selbst zu reflektieren und fühlen sich in Folge dessen gerade nicht bereit, ihre US-Termine im Mai zu spielen. Ihre Zukunft ist im Moment offen, wie sie in einem aktuellen Statement erklären.
Auch Sting muss Konzerte verschieben
Selbst bereits stattfindenden Tournee kann die immer noch geltende Isolationspflicht einen Strich durch die Rechnung machen. So musste beispielsweise Sting sein eigentlich für heute angesetztes Konzert in der Kölner Lanxess-Arena absagen, weil mehrere Mitarbeiter innerhalb der Crew positiv getestet wurden. In den letzten Wochen fielen bereits einige andere Auftritte neu aufgetretenen Corona-Erkrankungen zum Opfer.
Die Pandemie ist noch nicht vorbei und sie hat Spuren hinterlassen. Auf der anderen Seite würden viele Kulturschaffende einen weiteren Sommer der Stillstands finanziell sicher nicht überstehen. Was der Sommer bringt, bleibt abzuwarten Im Endeffekt muss wohl jede*r für sich selbst die Risiken eines Konzert- oder Festivalbesuchs abwägen. Trotz Anlaufschwierigkeiten ist jedenfalls klar: die Kulturbranche ist back! Und sich auf Konzerte und Festivals freuen keinenfalls verboten.
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