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Bang Bang

Zum Start setzen wir uns diese Woche direkt die Hasskappe auf. Welches Marketing-Genie kam eigentlich auf die Idee, Capital Bras ins Stocken geratene Karriere mit einem Farid Bang-Kollabo-Album wiederzubeleben? Ich meine, auf dem Papier liest sich das ja noch nicht einmal wie die allerdümmste Idee. Farid Bang steht ja gerade scheinbar wieder hoch im Kurs (weiß Gott, wieso), nimmt sich selbst nicht annähernd so ernst wie Bras letzte verkrampfte Projekte, und auch der bekloppte Titel "Deutschrap Brandneu" ließ immerhin eine etwas lockere, humorvolle Herangehensweise vermuten.

Aber die zweite Single, über deren Ambitionslosigkeit Kollege Dominik Lippe bereits berichtete, macht diese Illusion bereits vorzeitig wieder zunichte. Es ist nämlich vollkommen egal, wen du auf einen Song mit Capital Bra steckst: Capital Bra ist mittlerweile eine Marke, und wo sein Name draufsteht, steckt von Dutzenden Produzenten zusammengeschusterte Fahrstuhlmusik für Spotify-Playlisten drin. Braucht der Mann einen Hit, sind Ecken und Kanten ebenso verboten wie ein Puls über 60. Dafür bekommt er ein Feature von der Praktikantin aus dem letzten Songwriting-Camp frei Haus.

Ich weiß wirklich nicht, was ich an "Berretta" schlimmer finde: die (gerade angesichts Capis Herkunft) dezent geschmacklose Kriegsmetaphorik, die furchtbare 'Bang Bang'-Interpolation, oder einen Farid Bang, der sein bestes tut, sich so handzahm wie möglich in dieses komatöse Liebeslied einzufügen. Das resultiert darin, dass seine beiläufige Misogynie noch ekelhafter schmeckt. "Ich geb' ihr alles, und sie will noch mehr." Is' klar.

Halt! Jetzt weiß ich, was ich wirklich am schlimmsten an diesem Machwerk finde: die Tatsache, dass der Plan, damit Capital Bras Karriere einen zweiten Frühling zu bescheren, wahrscheinlich auch noch funktionieren wird. Wenn das so weitergeht, brauchen wir bald eine zweite Auflage dieser Liste.

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