No friends in the industry, Pt. 2
Beef #2: Kendrick Lamar
Drake-Diss: Ein Großteil des Songs richtet sich an Kendrick. Neben einigen obligatorischen Disses über seine Größe ("How you big steppin with a size 7 mens on") und direkten Antworten auf Kendricks Lines auf "Like That" ("What's a prince to a king / He a sin, n*gga"), bezieht Drake vor allem Futter aus Kendricks aktuellem Vertrag. Dem Kanadier zufolge stecke Kendrick immer noch in der Mangel seines früheren Labelchefs Top Dawg und müsse weiterhin 50 Prozent all seiner Einnahmen abdrücken, während Drake jüngst einen Deal unterschrieb, der ihm all seine Master-Rechte sicherte.
"Extortion, baby, whole career you been shook up / 'Cause Top told you drop and give me fifty like some push-ups, huh / Pull your contract 'cause we gotta see the split / The way you doin' splits, bitch, your pants might rip."
Auch macht er Top Dawg als treibende Kraft dahinter fest, dass Kendrick sich über die Jahre immer wieder zu Pop-Crossovern hinreißen ließ und sein Label jüngst den Streamer Kai Cenat angebettelt habe, zusammen mit Kendrick live zu gehen. Aus Drakes Mund wirkt das jetzt allerdings nicht wie der allerpotenteste Diss, wenn man bedenkt, für welche Features oder Werbeaktionen der sich über die Jahre schon hergegeben hatte.
"You better do that motherfuckin' show inside the bity / Maroon 5 need a verse, you better make it witty / Then we need a verse for the Swifties / Top say drop, you better drop and give 'em fifty."
Die Line, die diesen Beef so richtig eskalieren lassen könnte, sieht auf den ersten Blick harmlos aus. Jedoch droppt Drake mit diesem Double Entendre nicht nur eine Referenz zu Whitney Houston, sondern stellt auch Bezug zu Kendricks Verlobter Whitney Alford her. Es scheint, als habe Drake nicht allzu viel aus der Vergangenheit gelernt: Das letzte Mal, als er die Familie des Gegenübers in einen Beef miteinbezog, endete für ihn eher unschön.
"I'll be rockin' every fuckin' chain I own next visit, ayy / I be with some bodyguards like Whitney."
Nichtsdestotrotz beendet Drake den Song mit einer Aufforderung an Kendrick, seinen Disstrack, den er angeblich bereits seit vier Jahren im Magazin habe, endlich zu veröffentlichen, und impliziert, dass er selbst bisher eher mit Platzpatronen geschossen habe und der wahre Diss erst noch folgen könnte.
Ursprung: Von allen Streitigkeiten, die Drake mit "Push Up" offen benennt, hat seine Fehde mit Kendrick die am besten dokumentierte Historie. Im Grunde ist es die alte Geschichte zweier Genre-Giganten, die nicht so recht koexistieren können, wie wir sie schon Dutzende Male zuvor erlebt haben. Dabei fing alles sogar sehr versöhnlich an: Drake erkannte als einer der ersten Rapper im Game Kendricks Potenzial, featurte ihn auf einer Interlude auf "Take Care" und nahm ihn nach dem Release von "Section.80" sogar mit auf Tour. Kendrick lud wiederum Drake auf sein Breakout-Projekt "Good Kid M.a.a.d City" ein und featuerte ihn auf dem Song "Poetic Justice".
Ab da herrschte jedoch relativ schnell Funkstille zwischen den beiden. Kendrick zeigte sich schon früh in seiner Karriere von Drakes Erfolg irritiert, während der gemeinsamen Tour lachte er sogar über DMX' Rants gegen den Kanadier. Den ultimativen Keil in ihre Freundschaft trieb Kendrick jedoch mit seinem Verse auf Big Seans "Control", auf dem er die halbe Szene namedroppte und sie (bis auf wenige Ausnahmen) offiziell zur Konkurrenz erklärte. Drake spielte den Impact des Verses in einem Interview herunter, Kendrick nahm ihn dafür in einer BET-Cypher noch einmal gesondert ins Visier.
Anschließend häuften sich kleinere Vorkommnisse, die in allererster Linie an Drakes Ego kratzten und unterstrichen, dass er Kendrick hinsichtlich Popularität vielleicht überlegen ist, in der Szene allerdings niemals ein ähnliches Standing erreichen wird. So störte sich Drake etwa daran, dass sich Macklemore nach seinem lachhaften Grammy-Sieg bei Kendrick entschuldigte, aber nicht bei ihm, oder dass "To Pimp A Butterfly" den Erfolg von "If You're Reading This It's Too Late" in den Schatten stellte.
(Quelle: Rollingstone.com)
Kendrick nannte den Minderwertigkeitskomplex, der Drake davon abhält, diesen Beef zu beenden, auf "Like That" beim Namen: "Money, power, respect: The last one is better."
Über die Jahre tauschten die beiden immer wieder Sneak-Disses untereinander aus, ließen den Beef jedoch nie vollends hochkochen. Eine Tatsache, die der frühere TDE-Rapper 2016 in einem Interview mit Rick Rubin, bereut. "Ich hätte tiefer gehen sollen", antwortet er, als jener fragte, ob er etwas in seiner musikalischen Vergangenheit anders machen würde. Auch wenn es immer wieder kurzzeitig Momente gab, in denen es dannach aussah, als reiche einer der beiden dem andren einen Olivenzweig, räumten sie ihre Differenzen nie vollends aus der Welt. Auf seinem letzten Album legte K-Dot nahe, dass sich das auch in naher Zukunft nicht ändern werde. "When Kanye got back with Drake, I was slightly confused. Guess I'm not as mature as I think, got some healing to do."
So dissten sich die beiden unterschwellig fröhlich weiter, wobei in den letzten Jahren vor allem Drake derjenige war, der versuchte, den anderen aus der Reserve zu locken. Es wirkt irgendwie nur passend, dass ihm das letzten Endes nur mit der Untersützung J. Coles gelang. Als sei allein dessen Involvement der Tropfen gewesen, der für Kendrick das Fass endgültig zum Überlaufen brachte, völlig unabhängig davon, was Drake eigentlich zu sagen hatte.
Gibt es eine Antwort: Nein. (Bitte, bitte, bitte!)
kendrick bout to call him a pedophile over some free jazz
— Zack Fox (@zackfox) April 13, 2024
Wie heiß ist der Beef: 5/5
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