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Team Hass

Und damit kommen wir zur Hauptattraktion für heute. Nico Suave. Eurovision. Mir ist ja eigentlich egal, ob wir mit Eskimo Callboy oder einem langweiligen Singer/Songwriter beim ESC verlieren. Aber bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte schicken wir nicht das da hin:

Ich habe in meinem Leben selten etwas beschisseneres gehört. Das ist die Summe von allem, das in der deutschen Musikindustrie schief läuft. Ein paar kriminell uncoole Berlin-Mitte-Yuppies machen einen musikalisch komatösen Song darüber, dass die ganze Welt mal ihre bad vibes loswerden soll. Alter Schwede, haben die Glück, dass die das erst nach Abschaffung des Dislike-Buttons hochgeladen haben. Es fällt schwer, sich ein angemessenes Maß an Beleidigung dafür auszudenken.

Fangen wir mit dem Offensichtlichen an: "Hallo Welt wie gehts dir? Warum bist du so down? Warum gibst du negativen Vibes nur so viel Raum?", eröffnet irgendeine Frau albern übersingend den Song. Noch bevor man die anderen drei Schießbudenfiguren durch das C&A-Werbeset tänzeln sieht, möchte man einwenden: "Joa, da fallen mir schon so drei-vier-fünf Gründe für ein."

Im zweiten Part beschreibt Suave ein Mädchen, das auf TikTok herumhängt, um den Kardashians zu gefallen, und einen Typen im Club. Angeblich geht es um Depressionen und Burnout, aber diese Menschen sind so fernab davon, auch nur ein halbwegs glaubhaftes Bild von mentaler Erkrankung zu zeichnen, dass sie das auch vergessen könnten, wenn sie nicht jede Zeile mit mindestens drei "hello fellow youths"-Schlagwörtern vollmachen würden.

Selbst wenn diese Leute irgendwie okay darin wären, zu vermitteln, dass sie einen Hauch von Ahnung von dem haben, was sie da besingen: Warum ist die Message dann: "Sei doch mal nicht traurig"? Wisst ihr, was traurige Leute wirklich zu hören LIEBEN? Wenn man ihnen sowas sagt wie: "Hey, hast du eigentlich schon einmal versucht, nicht traurig zu sein?" Großartig. Dieses musikalische "Mensch, lach' doch mal" versteht weder die Probleme noch die Lösungen, die es zu besingen glaubt. Aber selbst wenn es das täte, klingt dieser Song halt immer noch wie Arsch.

Mit sehr viel Fantasie kann man vielleicht eine musikalische und visuelle Referenz zu "FourFiveSeconds" von Kanye, Rihanna und diesem einen Newcomer erkennen. Aber dieser Song ist an "FourFiveSeconds" so nah wie "Marvin Gaye" von Charlie Puth und Meghan Trainor an Marvin Gaye sind. Dieser Song ist so bis zur Lobotomie quieksauber, dass dagegen Chance The Rappers letztes Album wie der Ol' Dirty Bastard klingt und sie selbst auf dem Kinderkanal dafür ausgelacht werden würden. Vielleicht ist es Satire? Aber wir haben schon zu oft in die Deutschpop-Abgründe geguckt, um diesem Schund so viel Wohlwollen entgegenzubringen.

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