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MÄRZ: ALBEN / DEUTSCH

Yo Grandma Fromm: Deutschrap im März war ... ja ... schwierig. Dass mich der x-te Fließbanderguss von Capital Bra auch wieder nicht vom Hocker reißen würde, war jetzt nicht die Riesenüberraschung. (Mit dem befass' ich mich wieder, sollte er sich entschließen, sich doch noch einmal mit irgendetwas einen Hauch von Mühe zu geben. Versprochen.) Zum ersten Mal seit langem hatte mich nach der grandiosen (und virtuos visuell umgesetzten) Single "Nachbeben" wieder auf ein Album von Alligatoah gefreut. Im Rückblick stelle ich dann aber fest: Gelohnt hat sich von "Rotz Und Wasser" genau nix. Außer eben "Nachbeben". Möchte jetzt bitte einer von euch über Mehnersmoos sprechen? Ich nämlich dringend ... nicht.

Freshman Mirco: Hättest du mich das vor zehn Jahren gefragt, wär ich wahrscheinlich vor Freude im Dreieck gesprungen. Als die mit ihrem ersten Mixtape im Untergrund auftauchten, fühlte es sich so an, als hätten sie ihren debilen Humor direkt für mein pubertäres (und rückblickend noch nicht ganz entwickeltes) Hirn maßgeschneidert. Ihr Song "Geiler Als Bushido" schwirrt bis heute noch hin und wieder durch mein Unterbewusstsein. Umso schockierter war ich allerdings, als ich feststellen musste, dass die beiden in Punkto Humor seitdem kein Jahr gealtert sind, und das diese Art von Humor mittlerweile eher Fremdscham als Lachen in mir auslöst. "3 Uhr Nachts" entlockt mir zwar auch heute noch ein kurzes Schmunzeln, aber der Rest der LP klingt dermaßen uninspiriert und unlustig, dass ich Kopfschmerzen bekomme, wenn ich daran denke, dass K.I.Z sie mit auf Tour genommen haben. Das fühlt sich an, als würde Mario Barth als Opener für Bill Burr spielen.

Dieser Yannik™: Im Ernst, ich habe die damals auch mitbekommen, als sie ihren ersten Auftakt gemacht haben. Da fand ich die eigentlich süß und sympathisch, dachte kurz auch, dass sie mit ihrem Auftritt auf der Könige-ohne-Krone-Cypher sogar ein bisschen in Richtung größere Plattform aufbrechen. Ich würde aber eher sagen, dass sie humormäßig nicht gewachsen, sondern noch weiter degeneriert sind. Das ist Musik für Leute, die immer noch Moneyboy-Sprache für den Gipfel des Humors halten. Wirklich hochgradig lahm.

Hochgradig lahm finde ich übrigens auch das Alligatoah-Album, "Nachbeben" war eindeutig das Highlight da. Der enttäuscht in meinen Augen seit einem Jahrzehnt die Frage darüber, wie cool es ist, einen Rapper als komplette Kunstfigur zu haben. Turns out: Eigentlich finde ich es gar nicht so schlecht, wenn ich emotional mit einem Musiker connecten kann. Diese nie endenden, handwerklich ganz guten Kleinkunst-Veranstaltungen könnten mich nämlich nicht kälter lassen.

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1 Kommentar mit 8 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Interessant, ist Bill Burr wirklich (immer noch) eine geschätzte Stand-up-Institution, ja? Ich kenne den nur von den kurzen yt-Schnipseln, die mir aus dem Alt- & Men's Right(s)-Rabbithole, in das ich mich in einem längeren Anfall von Verkehrsunfall-Glotz-Masochismus habe vom Algorithmus zerren lassen, angetragen werden und hätte ihn auf der Basis ehrlich gesagt für einen ganz passenden bzw. inhaltlich sogar noch ablehnenswerteren Partner für Barth gehalten. Programmempfehlungen zwecks Umstimmung, MiLei (or anyone)?

    • Vor einem Jahr

      Bin jetzt nicht sooo der Fan aber ihn mit Mario Barth zu vergleichen ist hart. Klar, wer sich von Chapelle oder Gervais angegriffen fühlt, wird ihn auch nicht mögen aber ich kann drüber lachen. Würde ihn auch zwischen den beiden einordnen also vor Chapelle und hinter Ricky. Selbst wenn man nicht die selben Meinungen, was politische und gesellschaftliche Themen angeht hat, kann man allerdings nicht abstreiten, dass sein Humor und der Vortrag ganz weit vor jedem deutschen Comediän liegen.

    • Vor einem Jahr

      Hmm, da bin ich vermutlich wirklich stark gefangen in meiner wohlgepuderten Meinungsblase, Chapelle hab ich nämlich auch tief in der Deppen-Schublade geparkt :D Also, seit er vehement die Belange von Frauenrechtlerinnen und der LGBT-Community gegenüber dem Struggle schwarz gelesener Menschen verächtlich zu machen versucht, jedenfalls.

      Tue mich bei Comedy & Co auch grundsätzlich deutlich schwerer, etwas als handwerklich gut gemacht anzuerkennen, wenn ich es inhaltlich ablehne, als zB bei Musik. Vielleicht weil ich schwerpunktmäßig eher vom Kabarett komme, kp.

    • Vor einem Jahr

      post-comeback-chapelle ist ein Sohn sondergleichen, si.

    • Vor einem Jahr

      @CAPS: Ach, ich finde Chapelle und was er sagt gar nicht so schlimm und auch einige Radfem Argumente hören sich für mich schlüssig an.(Hab letztens zb. Im Zuge einer Demo gegen das Selbstbestimmungsgesetz? ein Schild gesehen auf dem stand: "Mein Schutzraum ist kein Spielplatz für geschminkte Kerle"). Ist aber auch kein Thema bei dem ich mir erlauben würde meine irgendwen anzugreifen weil ich weder Frau noch Transmensch bin. Was ich sagen will ist, dass ich da gar keine Lust habe mich mir irgendwem zu streiten aber halt über die Witze von Chapelle lachen kann.
      @Kubischi: Der einzige Kabarettist den ich öfter geguckt habe ist Volker Pispers auch wenn ich da nicht mit allem was er sagt übereinstimme. Der knallt halt wirklich seine Fakten auf den Tisch und das respektiere ich. Sonst fallen mir da keine Namen ein und viele reden auch in Dialekten, wo mir das zuhören schwerfällt ;). Bei deutscher Stand Up Comedy muss ich immer an schlecht geklaute Witze von Amis ala Quatsch Comedy Club und Comedy3000 denken. Da macht mich der aufgedrehte Vortrag oft schon wütend. Das Mario Barth, Oli Pocher und Ralf Schmitz in Deutschland erfolgreich sind ist durch nichts zu entschuldigen.

    • Vor einem Jahr

      Aber das ist doch kein radfem-argument? Soweit ich weiß, ist der radikale Feminismus doch ziemlich gespalten ob der Inklusion von Trans-Frauen, und gerade in den letzten Jahren geht's doch eher in Richtung trans-inklusiv? Habe da keine Zahlen zu gefunden, aber en.wiki sagt "In the late 2010s, interest in the issue of trans-inclusive feminism rose as trans acceptance gained headway." gefolgt von einem Zitat von Catherine MacKinnon.

      Finde den Spruch von dem Schild auch ziemlich panne.

    • Vor einem Jahr

      @kubischi: Ich finde Burr von dieser Sparte Comedians mittlerweile mit weitem Abstand am intelligentesten und nuanciertesten. Klar, überspannt der auch mal den Bogen (manchmal sogar bewusst um das Publikum gegen sich aufzubringen) und ich stimme auch mit vielen seiner Ansichten nicht überein, aber alles in allem wirkt er auf mich viel reflektierter als z.b. ein Chapelle oder Gervais. Wo die mittlerweile nur noch endlos die gleichen Jokes über Cancel Culture und Wokeness runterleieren, gelingt es ihm oft (wenn auch nicht immer) solchen Themen tatsächlich auch mal so etwas wie einen Mehrwehrt zu entlocken. Oder er spinnt den Witz noch weiter und landet mit seiner Punchline am Ende ganz woanders. Fand seine letzten beiden Netflix-Specials (Paper Tiger & Live At Red Rocks) tatsächlich ziemlich stark, gerade im Verlgeich mit den furchtbar verbitterten von Chapelle und Gervais.

      Was ich auch mega empfehlen kann ist "Rothaniel" von Jerrod Carmichael, ganze andere Sparte Comedy, aber das hat mich richtig geflasht.

    • Vor einem Jahr

      @Koopsta Pispers ist aus dem Bereich ja sicher auch nicht die schlampigste Referenzgröße. Man merkt seinen Nummern aus heutiger Sicht halt mbMn manchmal die Unbedarftheit der frühen Nuller Jahre gegenüber Anti-Establishment-Formulierungen an, aber das hab ich irgendwo hier ja auch schon mal zur Genüge breitgetreten. Dass er sich aus dem Ruhestand und nach eigentlich vollständigem Rückzug aus der Öffentlichkeit nochmal ganz explizit gegen die Vereinnahmung durch rechtsdrehende Möchtegern-Umstürzler verwahrt hat, rechne ich ihm jedenfalls hoch an.

      Viele meiner persönlichen Helden der Sparte sind ehrlich gesagt auch entweder schon raus aus der Öffentlichkeit (Schramm, wobei zumindest für seinen Dombrowski sicher ähnliches gilt wie für Pispers) oder wären es vielleicht besser (Polt). Beim Pelzig auf der Bank finde ich toll, Rethers Liebe war eigentlich auch immer sehr gut, müsste ich mir mal wieder die Aktuelle von anschauen. Das jüngste Programm meines Ava-Telefonierers Josef Hader ist mir zwar nicht mehr so persönlich nahe wie seine Vorgänger, aber klug ist es allemal. Tolle jüngere Leute (naja, im Kabarett-Klappergreis-Maßstab) gibt es zum Glück auch, Sarah Bosetti und das Anstalt-Team zB (letzte Folge zum Thema Inklusion richtig top, gerade die konzeptionellen Nummern), das ZDF Magazin ist seit der zunehmenden John-Oliver-isierung mMn auch richtig stark geworden (alle drei sogar völlig dialektfrei!), mit Abstrichen auch die Leute von der heute-show. Außerdem ganz bestimmt einen Haufen mehr, den ich aus Zeitmangel und Ignoranz selber nicht kenne. Und wenn man auf so betont bildungsbürgerliches Schlaumeiergewäsch keinen Bock hat, gibt’s in dem, was auch hierzulande dann als Comedy läuft, schon auch noch bessere Alternativen als die drei von dir genannten Gruselgestalten da, Martina Hill und Max Giermann zB, Pastewka zB, Schubert zB, Johann König fand ich irgendwie auch immer ganz witzig.

      Gegenüber den Letztgenannten würde ich zwar vermutlich zustimmen, dass ein Chapelle die Pointen kunstvoller setzt (Ausnahme Giermann, der aber halt nur Parodien macht), aber bei dem reibe ich mich wie gesagt stark an seinem Inhalt. Ein paar Gags jenseits meiner geschmacklichen Komfortzone zu platzieren, wäre das eine, ganze Stücke darauf zu konzipieren, Selbstbild und Behauptungskämpfe anderer Bevölkerungsgruppen ggü. der Gesellschaft gezielt zu niederzureden (und das unterstelle ich ihm eben) das andere. Das mit dem Raushalten, wenn man keiner direkt betroffenen Gruppe eines solchen Konflikts angehört, klingt erstmal nicht unvernünftig, sehe ich aber tatsächlich anders, weil dieses Gesellschafts-Dingens ja am Ende doch irgendwie alle angeht und die Auseinandersetzung damit (ernsthaft und komisch) halt mMn auch zu sowas wie Zivilcourage dazugehört. Hatte der geschätzte gueldene Huan irgendwann mal so ähnlich, aber schöner, in Worte gefasst, meine ich, krieg ich aber gerade nicht hin.

      @realmirkolei
      Danke für Ausführung & Hinweis! Hab mir die Denver-Show mal angesehen. Empfinde ich tatsächlich im Ganzen auch so, dass sich durch sein Framing als heart-on-his-sleeve-Hitzkopf mit offenkundigen Schwächen und Problemen einiges an einzelnen Aussagen relativiert und habe ab und an durchaus gelacht. Schon vorstellbar, dass er als Provokateur so ein bisschen auch den Denkapparat und gedankliche Gegenrede seiner Zuschauer schmieren will. Nummern wie die über die Eigenverantwortung von Frauen an ihrer gesellschaftlichen Position als Minderheit trotz zahlen- und IQ-mäßiger Überlegenheit schreien aber halt auch quasi danach, an den „richtigen“ Stellen geschnitten und als Endlich-sagts-mal-einer-Wahrheit durch die Arschloch-Reihen gereicht zu werden, wie nachweislich geschehen. Kann man natürlich drüber streiten, inwieweit das sein Problem ist / sein sollte. Ein bisschen geht’s mir außerdem auch einfach so, dass ich – so sehr ich Schimpfen eigentlich auch für etwas Schönes und Pflegenswertes halte – ein bisschen satt von diesem Wütender-Mann-auf-Bühne-lässt-mal-so-richtig-Dampf-ab-Humoransatz bin. Also ja, „Rothaniel“ steht auf dem Zettel, danke auch für den Tipp!

    • Vor einem Jahr

      Ohne seine sexualisierten Übergriffe schön zu reden, aber der lustigste Comedian ist für mich nach wie vor der prä 2018 Louis CK. Den finde ich auch lustiger als alle Burrs, Jeffries und Konsorten zusammen. Doug Stanhope ist auch noch gut.
      Burr ist mitunter ganz lustig, aber arbeitet sich zu sehr an seiner Edgelordschiene ab. Das finde ich auch bei den letzten beiden Programmen von Gervais super nervig.