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SLITHERMAN ACTIVATED

Ähnlich hartnäckig in meinen Hirnwindungen eingenistet hat sich ein Rapper namens RXK Nephew. Der hat Anfang des Monats ein neues Tape veröffentlicht, was allerdings nicht weiter der Rede wert ist, weil er das im Grunde fast jeden Monat tut. Sieben Alben sind es alleine dieses Jahr, acht im letzten. Der Mann hat einen solch ungefiltert manischen Arbeitsethos, dass er damit selbst jemandem wie Lil B, der jeden zweisilbigen Hirnfurz in den virtuellen Äther scheißt, Konkurrenz macht.

Weshalb ich auch lügen würde, wenn ich sagen würde, ich hätte mir auch nur annähernd alles angehört, was RXK alleine dieses Jahr veröffentlicht hat. Von dem, was ich hörte, blieb jedoch vor allem ein Tape hängen. "Slitherman Activated" (Mai) erfuhr quasi aus dem Nichts einen kleinen Hype in Underground-Kreisen und ist bis heute noch fester Bestandteil meiner Heavy Rotation. Dieses Projekt ist absolut wahnsinnig. Der New Yorker Rapper nimmt den Flint-Flow aus Michigan und raucht ihn in der Crack-Pipe. Die 40 Minuten klingen wie ein einziger Kokain-induzierter, schizophrener Freestyle, in dem RXK Nephew fast über seine eigenen Worte stolpert, schreit, bis das Mikrofon übersteuert, den Beat komplett links liegen lässt und den absurdesten, witzigsten und wildesten Shit rappt, den man sich nur vorstellen kann.

Alleine auf dem ätherischen "Early Age Death", ein Song der jetzt schon seinen Platz im Kanon der besten Trap-Songs aller Zeiten verdient hat, finden sich mehr Quotables als in der gesamten Diskographie eurer Lieblingsrapper. Glaubt ihr nicht? Bitteschön: "19 albums last year / I spend my YouTube money on crack", "I'd kill my daddy for fucking my momma"; "Trap look like West Coast Customs / Chains look like two monkeys fucking", "I hate Nissan Altimas and Honda Accords/ I hate most cars with two doors!". Die großartig futuristische Produktion, die stetig zwischen fast schon experimentellen Trap, Hip House und Cloud Rap pendelt, wird da fast schon zur Nebensache.

RXK ist ein absolutes Monster am Mic, der jetzt schon zu einem der wichtigsten neuen Gesichter im amerikanischen Untergrund avanciert ist. Ich meine, der Mann hat einen zehnminütigen Song geschrieben, in dem er die popkulturelle Geschichte der Menschheit nacherzählt und seinen Senf dazu gibt, von Jesus bis Spongebob. "Shit, Cain and Abel was trippin' anyway": Besser wird Hip Hop nicht mehr.

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