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Treue Seele Trettmann

Doch ich lass' mich schon wieder von Nebensächlichkeiten ablenken. Eben ging es noch um fragwürdige Featurepartner-Wahl. Die muss sich derzeit ja auch Trettmann ankreiden lassen: Ungebrochen kooperiert er mit Gzuz, obwohl dessen gewalttätiger Umgang mit Frauen längst aktenkundig ist. 3Plusss hat da vor einiger Zeit schon die Frage in den Raum geworfen, die wir letzte Woche angerissen haben:


Ja. Und was sagt Trettmann dazu? "Ich habe mich entschieden, weiter mit ihm Musik zu machen und ihn trotz der Anschuldigungen nicht fallen zu lassen", zitiert ihn hiphop.de aus einem Interview mit der Juice: "Gewalt ist scheiße und ein Problem, nicht nur im Rap. Gerade deswegen muss man offen darüber sprechen können und sich nicht plötzlich abwenden, weil sich der Wind gedreht hat."

Treue, also. Alte Verbundenheit. Aha. Ich bin tatsächlich ja auch üüüberhaupt kein Fan davon, mit diesem oder jenem Künstler (oder über ihn) aus diesem oder jenem Grund gar nicht mehr zu reden. Aber das müsste man dann halt mal tun. Ein Frauenschläger-Feature in einem Trettmann-Song einfach stillschweigend hinzunehmen, nicht nachzufragen oder, wenn das schon geschieht, als Antwort auf eine Nachfrage ein dürres "Ich habs halt so entschieden" hinzunehmen, ist nicht die kritische Debattenkultur, die doch angeblich jetzt alle pflegen wollen. Bin da sehr bei David Regner, der schreibt bei Dedust:

"Mit Trettmann (veröffentlicht) einer der Lieblingsrapper von Fans und Musikkritiker*innen eine Single mit Gzuz und es scheint kaum jemanden zu kümmern. Dabei sollte die Szene an ihrer Cancel Culture arbeiten, wenn sie Kritik glaubhaft vermitteln will. Denn große Rapmedien haben offensichtlich wenig Interesse an einer Kritik der erneuten Zusammenarbeit von Trettmann und KitschKrieg mit Gzuz. Auf rap.de wird die Single nicht besprochen, hiphop.de benennt die Vorwürfe gegen Gzuz mit keinem Wort, in der Zusammenstellung von aktuellen Singles schreibt die JUICE zum Song: 'Wie notwendig es ist, sich derzeit zu einem Künstler wie Gzuz zu bekennen, muss dabei jeder selbst entscheiden.'"

"Rapmedien sollten die Zusammenarbeit kritischer einordnen", fordert Regner. "Stattdessen sorgen sie dafür, dass weder die Diskussion über Sexismus noch die Konsequenzen für Rapper nachhaltig bleiben."

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