Porträt

laut.de-Biographie

Ronny Trettmann

"Der Sommer Ist Für Alle Da", heißt es 2006 in ganz Deutschland. Ein schwer sächselnder Reggae/Dancehall-Künstler, der das Genre persifliert statt die Zeichenlehre bloß zu kopieren, erobert vier Wochen lang die Singlecharts des Landes. Mit einem Dialekt, der andernorts fast als Sprachbehinderung gilt, jedoch ohne jede Marketingstrategie, gelingt Ronny Trettmann der Coup.

Trettmann: Neues Video zu "Zeit Steht"
Trettmann Neues Video zu "Zeit Steht"
Pünktlich zum Albumrelease liefert Tretti noch einen weiteren Clip. Natürlich in Schwarzweiß, natürlich mit jeder Menge Melancholie.
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Der Mann, der sich den phonetisch an "Dreadman" angelehnten Namen gibt, wird am 9. Oktober 1973 in einem Chemnitzer Vorort, in Obergräfenhain geboren. Früh begeistert er sich für Reggae, Dancehall, Hip Hop. Er beginnt, auf Sächsisch zu rappen. Mit Freunden in der Bahn, im Auto. Seine unverwechselbaren Mundart-Rhymes bezeichnet er augenzwinkernd als "deutsches Patois".

2006 entsteht mehr aus einer Bierlaune heraus der Track "Der Sommer Ist Für Alle Da". Er landet auf YouTube, generiert in kürzester Zeit Zigtausende Clicks und feuert die Initialzündung ab, für die Popkarriere, Sachsenstyle. Der "sächsische Reggae-Gott" ist geboren.

"Mir fehlten im deutschen Reggae Leute, die über sich selbst lachen können", erklärt Ronny Trettmann, der in Leipzig wohnt. Seine Texte handeln von den "Roots im Erzgebirge" und enthalten Zeilen wie "Is deine Ma auf Crack und sieht schon aus wie Freddy Krügorr / Zerlatsch ihre Pfeife, schüttn Eimer Wasser drüborr". Dem anfänglichen Klamauk bleibt er zunächst treu.

Trettmann - #DIY
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"Gib mir einen Song, den ich fühlen kann": Tretti gibt dir zehn.
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"Ich habe mich über die Sachsen lustig gemacht", aber darin stecke kein Disrespekt, schließlich ist er selbst einer. "Die Leute freuen sich, dass endlich jemand kommt, der seinen Dialekt nicht versteckt, sondern andere absichtlich zum Lachen bringt", sagt Ronny. Weshalb er sich auch nicht vor Vergleichen mit der "Maschendrahtzaun"-Frau fürchtet.

Im Gegenteil, betrachtet der Labelbesitzer sich lange Zeit als Comedy-Musiker. Im Laufe der Jahre greift Trettmann aber zumindest auf Albumlänge immer weniger auf die Mundart-trifft-Reggae-Idee zurück. Der Liebling der Riddim-Leserschaft landet bei Germaican Records. Beim bekanntesten Reggae- und Dancehall-Label Deutschlands freundet er sich unter anderem mit Nosliw an, trägt zu dessen Album "Heiß & Laut" bei.

2008 gründet Trettmann dann sein eigenes Label-Outlet Heckert Empire. Den Blödel-Ossi trägt er in der Folge sukzessive zu Grabe, bis 2013 das Solodebüt "Tanz Auf Dem Vulkan" erscheint. In den Worten des Künstlers: "Ich wollte nicht stehenbleiben." Das Premierenwerk featuret unter anderem Nico von K.I.Z., Felix Brummer von den Chemnitzer Kollegen Kraftklub und MC Fitti.

Live indes, etwa auf dem Summerjam oder beim Splash!-Festival, sächselt er weiter fröhlich vor sich hin. Denn warum sollte er sich verstellen? "Für mich ist das normal, so zu sprechen!" Man dürfe vor allem eines nicht vergessen, so Trettmann: "Sächsisch zu sprechen, ist natürlich sehr sexy!"

Spätestens seit 2015 klingt auch Autotune verdammt sexy: Mit hörbarem Spaß macht sich Trettmann an die Arbeit, adaptiert stilsicher Drakes "Hotline Bling" und veröffentlicht Anfang 2016 gleich eine ganze EP im selben Stil. Die Zusammenarbeit mit dem Producer-Team Kitschkrieg, bestehend aus Teka, Chris von Symbiz Sound und SoulForce-Chef Fizzle, beflügelt Trettmann anscheinend sehr. Es folgen weitere EPs, die er auf den Namen seiner Produzenten tauft. Nebenbei mischt er auch bei Gzuz und Bonez' "Palmen Aus Plastik"-Erfolg mit, der den Jamaika-Sound endgültig im Deutschrap etabliert.

2017 geht es mit "Herb & Mango" nahtlos weiter. "Es gab überall positives Feedback und die EP hat fast überall stattgefunden. Es hat halt funktioniert. Für mich wars auch das erste Mal, dass alles richtig stimmig war", erzählt Trettmann in einem Backspin-Interview. So stimmig, dass im September des gleichen Jahres "#DIY" in den Startlöchern steht. Ein Album, das nach so vielen Jahren im Geschäft fast wie ein zweites Debüt anmutet.

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Trettmann - #DIY: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 5 Punkte

2017 #DIY

Kritik von Anastasia Hartleib

"Gib mir einen Song, den ich fühlen kann": Tretti gibt dir zehn. (0 Kommentare)

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Lido Berlin, 2017 Trettmann im Lido. Und Megaloh schaut auch noch rein.

Trettmann im Lido. Und Megaloh schaut auch noch rein., Lido Berlin, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Austel) Trettmann im Lido. Und Megaloh schaut auch noch rein., Lido Berlin, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Austel) Trettmann im Lido. Und Megaloh schaut auch noch rein., Lido Berlin, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Austel) Trettmann im Lido. Und Megaloh schaut auch noch rein., Lido Berlin, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Austel)

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