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Sehr süß

Ach, ich weiß doch auch nicht, was in meinem Kopf vor sich geht, manchmal. Es ist Dienstag Nacht, ich habe Morgen um neun Uhr sinnvolle Sachen zu tun und rede mir ein, dass ich jetzt unbedingt noch dieses neue Album von MC Smook und Juicy Süß fka Gay hören sollte, weil meine Meinung dazu sicherlich relevant für die Welt ist. Und was habe ich erwartet? Ich habe keine Ahnung, was ich erwartet habe. Es ist relativ schlecht, schätze ich.

Das Ding ist, dass die beiden grundsätzlich interessante Figuren sind und auf dem besten Song hier ("Swag Mob") ihre Origin Story aus einer Moneyboy-Facebook-Meme-Gruppe nacherzählen. Das ist immerhin irgendetwas von Belang, über das sie reden können. Leider offenbart "Max Und Moritz" neben der ihnen bewussten Tatsache, dass sie kein bisschen rappen können, die ihnen wohl weniger bewusste Tatsache, dass sie auch echt nicht witzig sind. Ihr Versuch, im Kollabo-Camp acht Wochen El Hotzo-Tweets zu schreiben, endet mit so einem trockenen und fremdschämigen Versuch, das moralische Gewissen des Deutschraps zu sein, dass sie dafür vermutlich als Gagschreiber der Heute Show abgelehnt worden wären.

Und wisst ihr was am schlimmsten ist? Dafür, dass sie diese witzigen Outsider sein möchten, die die Szene von außerhalb entlarven, sind sie schon lange too far gone. Auf diesem Album entblößen sie sich als komplette Medienzombies, die kein einziges Thema kennen, das für normalsterbliche Raphörer auf irgendeiner Ebene von Belang wäre. Song für Song setzen sie sich mit Hype auseinander, mit Rap-Medien-Mechanismen, mit Label-Vorschüssen und TikTok und all dem anderen Schmu. Und sie kommen an einem ähnlichen Punkt heraus, an dem viele Ex-VBT-Rapper landen: Die "ich habe eine Plattform, aber überhaupt nichts zu sagen, also rappe ich darüber, dass meine Rapkarriere nicht läuft"-Raps. Eine stolze Deutschrap-Tradition von Rappern, die sich so sehr die Rolle des eigenen Managements einverleibt haben, dass sie den Bullshit und das Vokabular für Label-Meetings und Netzwerking-Events jetzt in ihre eigene Musik kacken. Smook und Juicy fragen sich, warum sie keine Stars geworden sind. Würden sie mal ihre eigene Musik hören, hätten sie Antworten.

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2 Kommentare

  • Vor einem Jahr

    Das Problem mit Comedy ist halt immer, dass es sich dabei um eine Richtung in jeder Kunstform handelt, bei denen die Werke zu gefühlt 95% schlecht altern oder in Vergessenheit geraten.

    Früher war Dieter Nuhr für viele der Shit. Didi Hallervorden auch. Aber guckt sie euch jetzt an. In zwei Jahren werden sich auch alle anderen fragen, was sie eigentlich an Finch Asozial oder Trailerpark so lustig gefunden haben. Manche Sachen halten sich länger, wenn aber auch nicht ewig. Loriots Humor kann von der heutigen Generation, die nie die gesellschaftlichen Konventionen miterlebt haben, die bei einem Großteil der Sketches verarscht werden, auch nicht verstehen. Irgendwann wird man wahrscheinlich auch KIZ vorwerfen, schlecht gealtert zu sein.

  • Vor einem Jahr

    Krank sinnlose Kritik. Warum sieht man hier nicht, wer den Artikel geschrieben hat? Langhaariger Outdoorjackenträger aus Konschtanz mit Bauernakzent.