Freiheit für alle! Für Hassrapper, Monster, Gangster, Sprayer, Transformers und Mörderpuppen.
Konstanz (krm) - Einmal im Jahr macht Deutschland auf Ghetto. Es gibt keine Block Partys, dafür aber Fasching. Da werden Reime in 16-Bar-Büttenreden gedroppt, ein bisschen mehr auf Bling-Bling geachtet und aufgemotzte Karren stolz durch die Straßen kutschiert. Genug gehustlet. Zeit für den echten Hip Hop-Zirkus.
Freiheit dem Hirntot
Auf verlorenem Posten kämpfte die Staatsanwaltschaft im Falle Hirntot Records: Am 8. März fand der Prozess gegen Schwartz, Dr. Jekyll und Blokkmonsta, gerne griffig als "Hassrapper" bezeichnet, vor dem Amtsgericht Tiergarten statt. Sie waren angeklagt, mit ihren Texten in den Punkten Volksverhetzung und Gewaltdarstellung gegen geltendes Recht verstoßen zu haben.
Zwar sprach das Gericht ausdrücklich von einer teilweisen Geschmacklosigkeit ihrer Texte, legte die Inhalte der Musiker allerdings als "Freiheit der Kunst" aus. Im Rahmen von Kunstwerken müsse und dürfe es möglich sein, die beanstandeten Gewaltdarstellungen im "Meinungskampf" zu äußern. In einer Woche gilt das Urteil als rechtskräftig, sofern keine Berufung oder Revision eingelegt wird.
Freiheit dem Monster
Für Geschmacklosigkeiten in den USA sorgte bereits vor längerer Zeit Kanye Wests Clip zu "Monster". Der verschwand ziemlich schnell wieder aus der Netzwelt. Statt bloßer Gewaltverherrlichung verherrlicht besagtes Video nämlich die Gewalt gegen Frauen. Das machts nicht besser. Zwar zeigten sich sämtliche Fernsehanstalten von dem Video brüskiert und strahlten es nie aus, offiziell verbannt wurde es allerdings nicht. Ein Sprecher von MTV gab nun jüngst bekannt, man stehe in Kontakt zum Label und erwarte eine editierte Version, die bald gesendet werde.
Freiheit dem Queensbridge Murderer
Seit dem 7. März ist Mobb Deeps Hälfte Prodigy wieder aus dem Knast verbannt. Der Queensbridge-Rapper saß dreieinhalb Jahre wegen unerlaubten Waffenbesitzes in Haft. Frisch, fromm, fröhlich und frei macht er sich auch schon mit Partner Havoc und Langzeit-Kollege The Alchemist im Studio an die Arbeit an einem neuen Album. Bis dahin darf man die Autobiographie des Gangsters lesen: "My Infamous Life: The Autobiography of Mobb Deep's Prodigy" erscheint am 19. April.
Freiheit den Kitty Kat-Covers
Nachdem auch Farbenblinde im neuen Albumcover zu "Pink Mafia" mehr Nicki Minaj oder Lil' Kim wiederfanden, versucht Kitty Kat die halblegale Kurve ihrer Glaubwürdigkeit doch noch zu kriegen. Jüngst sind zwei frische Versionen in verschiedenen Online-Shops aufgetaucht (chronologisch von links nach rechts).
Seit dem vierten März ist auch der Track "Fliegen Üben" erhältlich. Ihre Ankündigung auf Facebook klingt übrigens so: "GO Pink Mafia! Verbreitet den Shit im Netz fick auf Fernsehen und Radio!" Äh, ja.
Freiheit dem Clap
Ebenfalls frisch aus den Propaganda-Kammern entlassen kommt das erste Video von Pharoahe Monchs drittem Sololbum daher. "W.A.R. (We Are Renegades)" erscheint am 22. März über Duck Down. Unter anderem tummeln sich Exile, Idris Elba, Styles P, Royce Da 5'9 und Immortal Technique darauf. Wenn schon eine Videopremiere dazu, warum nicht gleich die Produktion eines Kurzfilmes in zehn Minuten Länge? "Clap (One Day)" ist nach "Shine" die zweite Auskopplung.
Freiheit dem Graffiti-Haus
5Pointz, dem Epizentrum der Graffitikultur droht der Abriss. Obwohl der Besitzer Jerry Wolkoff die Kulturstätte in Long Island lange Zeit mit dem MOMA oder Guggenheim gleichsetzte und stets als Sprayer-Mekka duldete, ist derzeit genau hier der Bau einer Hochhaussiedlung samt Luxus-Einkaufsmeile geplant.
Eine Online-Petition zur Erhaltung gibt es hier.
Freiheit der NBA
Wer außerdem Gutes tun will, kann sich NBA-Tickets im Madison Square Garden direkt neben Jay-Z ersteigern. Der Erlös geht an eine Schule für Kinder mit Lernschwierigkeiten. Gute Sache. Gebote ab 17.000 Dollar können hier abgegeben werden. Für die Kinder!
Freiheit dem Promi-Ticker
Frisch reingeflattert noch folgende beunruhigende Meldung aus der abgekarteten Welt der Medien: 5 Sterne Deluxe-Rampensau Das Bo wird in der kommenden Staffel von "X Factor" neben Sarah Connor als Juror Platz nehmen. Wie dumm oder schlau dieser Hirnfurz tatsächlich ist, bleibt abzuwarten. Auch Sido versuchte sich bereits bei "Popstars" als Quotenfänger, gestand sich die Dümmlichkeit des Formats dann doch relativ schnell ein. Dafür spielen er und B-Tight jetzt die Hauptrollen in "Blutsbrüdaz".
Freiheit dem digitalem Vinyl
In dieser Woche wurden die neuen Regeln für die DMC DJ Championship verkündet. Was zunächst unspektakulär erscheint, gleicht der Einführung einer neuen Zeitrechnung und kommt dem Hinzufügen eines elften Gebotes gleich. Der renommierteste Wettbewerb in Sachen Turntablism erlaubt erstmals die Verwendung digitaler Vinyl-Systeme. Somit wird eine der letzten Bastionen der Vinylkultur von der technischen Evolution heimgesucht.
Als Grund nennen die Organisatoren, auf diese Weise Mitstreitern aus bislang nicht vertretenen Ländern die Teilnahme zu ermöglichen. Hier kann man sich einscratchen und teilnehmen.
Wenn sich alte Haudegen wie Pete Rock und Premo in Tokio battlen, sieht das heute so aus:
Freiheit dem Turnschuh
Etwas älter, immer noch sehenswert: Wenn Mini-Transformers aufmarschieren, dann sieht das so aus:
Track der Woche:
R.I.P. Notorious B.I.G.
- Mai 1972 - 9. März 1997
Sie, Yo Mama Fromm, Er, Maximum Brandl, oder der andere, KRM-One, sammeln und kredenzen wöchentlich Diverses aus dem Kopfnicker-Universum. Anträge, Blumen oder Punchlines an dani@laut.de, max@laut.de oder karim@laut.de.
9 Kommentare
Freiheit für die Kommentare der Laut-User
pass auf sonst wirste gelöscht!
das biggie teil is ja geil! zum thema kitty kat, frauen können nicht rappen und sollten sich daher gerade im hiphop auf ihre traditionelle rolle beschränken. nuff said
@todesposter: sicher könnte man das, und ich wäre der letzte der das bestreiten würde
@django: kein geschluder gegen tony d...für mich einer der besten auf deutsch die es je gab
to-to-to-tal-scha-den!
@Sodhahn (« das biggie teil is ja geil! zum thema kitty kat, frauen können nicht rappen und sollten sich daher gerade im hiphop auf ihre traditionelle rolle beschränken. nuff said »):
alter äy...ich bin mir ziemlich sicher, dass dies bei weitem dein dümmster und primitivster kommentar war.