Hinter Glas versteckt
Aber nicht nur die Gangster geraten ab und zu mit der Staatsgewalt in Konflikt. Alle möglichen Leute haben damit zu kämpfen. Von allen Rappern, die sich in einen solchen Clinch bewegen könnten, hätte ich aber nicht unbedingt Lea-Won erwartet.
Der bayerische Rapper, der in den letzten anderthalb Jahrzehnten immer wieder im Untergrund aufgeploppt ist, war eigentlich immer einer der weniger polarisierenden, ziemlich wohlgeschätzten Musiker seiner Gegend. Ich erinnere mich sogar ganz gut daran, ihn vor ein paar Jahren als Vorgruppe für die Antilopen Gang gesehen zu haben, wo er ein schönes Set gespielt und wie ein ziemlich netter Kerl gewirkt hat.
In der Zwischenzeit hat er nun weiter sein Leben gelebt und wollte bis auf weiteres Lehrer werden. So weit, so gut, den Ethos zur Weltverbesserung bringt er ja mit, und ich könnte mir wesentlich schlimmere Kandidaten als ihn vorstellen, die unterrichten. Aber wie der BR nun berichtet, wurde er im Grunde genommen aus dem Referendariat gedrängt. Warum? Seine Musik liefere Anlass zur Annahme, er bekenne sich nicht zu den demokratischen und freiheitlichen Werten des Freistaates Bayerns. Hä?
Dabei geht es konkret um den 2006 entstandenen Loosie "Ausbürgerungsantrag", wo sich Lea-Won kritisch und satirisch mit den neuen bayerischen Einbürgerungsgesetzen auseinandergesetzt hat. Darin gibt es dann die Line "Ich scheiß' auf eure Sitten und Werte".
Das kann man auf einem dreizehn Jahre alten, überspitzten Song schon einmal außerhalb jeder Verhältnismäßigkeit aufblasen und eine Löschung erzwingen, weil Kunstfreiheit einfach nicht so cool ist. Aber natürlich muss der Freistaat Bayern (der bei jeder Gelegenheit so zu nennen ist) Schulwesen und Politik trennen. Nicht, das Lehren am Ende noch ein inhärent politischer Akt sein könnte. Nicht, dass da in Franken AfD-Funktionäre ganze Schulen leiten würden.
Huch.
2 Kommentare
Lea-Won!!! Die Legende der laut.Bar. Toller Rapper! Tolle Marketingmoves! Mein Beileid!
unser wurzelchen...ich bin verdammt stolz auf ihn! hätte ihm zwar eine dauerhafte und feste sozialversicherungspflichtige tätigkeit gegönnt, aber eigentlich ist er mir als sozialfall fast noch lieber, denn so hat er wenigstens weiterhin genug zeit tighten rap zu droppen, yo