Der ZDF-Moderator beleuchtet den "fast vergessenen Wendepunkt in der Beziehung zwischen Ost- und Westdeutschland".
Köln (dol) - Im Rahmen seiner Show "ZDF Magazin Royale" hat Jan Böhmermann am Freitag das Musical "Der Eierwurf von Halle" inszeniert, das eine historische Protestaktion thematisiert. Nach der Wiedervereinigung bereiste Helmut Kohl verschiedene ostdeutsche Städte. Als er im Mai 1991 Halle an der Saale besuchte, schien das Versprechen blühender Landschaften bereits in weite Ferne gerückt. Angesichts drohender Arbeitslosigkeit protestierten Menschen vor dem Stadthaus. Einer der Demonstranten schleuderte dem damaligen Bundeskanzler ein Hühnerei an den Kopf, woraufhin dieser die Beherrschung verlor und den heimtückischen Eierwerfer höchstselbst ergreifen wollte.
Musical-Liebhaber Böhmermann setzte nun dem "heute fast vergessenen Wendepunkt in der Beziehung zwischen Ost- und Westdeutschland ein Denkmal". Ein Liebespaar, das ähnlich wie in "West Side Story" zu verfeindeten Parteien gehört, personifiziert die einst getrennten deutschen Teile. Jens muss die Sicherheit des Kanzlers garantieren, Maik gehört zur Gruppe der demonstrierenden Jusos. Zudem setzt das "deutscheste Musical der Welt" auf Sebastian Krumbiegel als aufgeblasener Kanzler der Einheit an der Schwelle zum Realitätsverlust ("Wir lieben Dr. Kohl!") und "Cats"-Schauspielerin Angelika Milster als Ei im Anflug.
Einen Tag vor der Ausstrahlung des Musicals erhielt das "ZDF Magazin Royale" den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis. Die Laudatio hielt Welt-Journalist Deniz Yücel. Böhmermann hatte sich für ihn stark gemacht, als dieser wegen des Vorwurfs der "Terrorpropaganda" ein Jahr in türkischer Untersuchungshaft gesessen hatte.
Wie sich diese journalistischen Weihen mit einem anarchischen Musical in Einklang bringen lassen, erklärte der Moderator in einem Einspieler: "Wir beim 'ZDF Magazin Royale' legen großen Wert darauf, ein möglichst ausgeglichenes, gut abgeschmecktes Verhältnis zu haben zwischen E, also dem Ernst, dem journalistischen Teil auf der einen Seite, und dem U, dem unglaublichen Quatsch, der Unterhaltung auf der anderen Seite."
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