Deutschrap hat 99 Probleme, mangelnde Innovation ist eines davon. Ein Twitter-Nutzer deckt dreiste Kopien von Mero, Reezy u.v.a. auf.

Die Deutschrap-Wüste (dük) - "Leute, eine Sache muss ich jetzt loswerden: Merkt ihr das nicht? Wirklich, ich frage euch: Merkt ihr das nicht? Deutschrap ist fresher denn je! Es ist einfach zu krass! Die neue Generation, der neue Sound, wir haben Amerika seine Mutter gefickt, ich schwöre auf alles. Komplett!". Twitter-Nutzer "clo1444" nahm diese dreiste Aussage von Eno zum Anlass, dessen Songs und die von zahlreichen anderen deutschen Rappern auf den Prüfstand zu stellen. Mithilfe der Community fand er zahlreiche Beispiele von erfolgreichen Deutschrap-Songs, die verblüffende Ähnlichkeiten mit ausländischen Originalen aufweisen.

Eno, besonders stolz auf seinen innovativen und freshen Sound, der Amirap natürlich in nichts nachsteht, hat beispielsweise mit "Souvenir" stark bei Travis Scott und seinem Hit "Butterfly" abgekupfert.

Tausende Likes und zahlreiche bekräftigende Kommentare später entscheidet sich der Twitter-User, der momentan aufgrund der Corona-Krise sowieso nur zuhause ist und daher genug Zeit für die Videobearbeitung hat, das Format "Deutschrap ist fresher denn je" ins Leben zu rufen. Unter diesem zynischen Titel stellt er dreist nachgemachte Deutschrap-Songs den ausländischen Originalen gegenüber.

Prominent vertreten sind hier auch die Rapper Mero und Sero El Mero. Klar, ab und zu mal einen Flow übernehmen, Textzeilen zu interpolieren oder ganze Mixtapes mit neuen Parts auf bekannten Beats zu veröffentlichen, hat im Hip Hop Tradition und ist nicht verwerflich. Das Samplen von Musik aus allen Genres für vom Original verfremdete Instrumentals ist eine hohe Kunst, ohne die es Rap in der heutigen Form nicht geben würde.

Hebt sich die Kopie aber überhaupt nicht vom Original ab, werden gleichzeitig Beat, Flows und Textinhalte übernommen oder klingt die Kopie im Endeffekt sogar schlechter als das Original, dann hat sie überhaupt keinen Mehrwert und ist im Grunde Abfall.

Wenn sich Rapper wie Eno dann auch noch damit brüsten, wie "fresh" ihr Sound sei und sie sich dem amerikanischen Rap überlegen fühlen, ist für viele Fans des Genres eine Grenze überschritten: "Im Grunde würde ich nur noch sagen, dass ich persönlich nichts gegen die ganzen Rapper habe und es eigentlich nur dreist finde, dass solche Aussagen getroffen werden und kleine Kinder das glauben. Von mir aus sollen die alle das Zehnfache verdienen, ich hör mir das eh nicht an", sagt der Ersteller des Twitter-Formats auf Nachfrage von laut.de.

Mit Unterstützung der Twitter-Community hat er die Serie bereits auf 15 Teile, inklusive aktueller Beispiele brandneuer Songs von Shirin David oder Reezy, erweitert: "Ich bin auf jeden Fall grundsätzlich kein Fan von dem ganzen Plastik-Müll, der aktuell unter dem Label "Hip-Hop" vertrieben wird, und nachdem ich Enos dreiste Aussage gehört habe, habe ich die Gegenüberstellung zu Travis Scotts Butterfly gemacht und seine Aussagen hinten dran geschnitten. Danach wurden mir dann immer mehr Sachen geschickt und ich hab mich dazu entschieden, 'ne Serie draus zu machen, bei der ich seine Aussage immer ans Ende schneide".

Nicht nur bei vielen Twitter-Nutzern stößt seine Idee auf Anklang. Rapper Ali As reagierte ebenfalls bekräftigend auf die Gegenüberstellungen von "clo1444". Zwei weitere Rapper haben sich ihm gegenüber per privater Nachricht positiv geäußert.

Dass manche Rapper trotz des offensichtlichen Abkupferns und des Diebstahls geistigen Eigentums weiter erfolgreich sind, wird demnach auch innerhalb der Rap-Szene als Problem gesehen. Abseits des Mainstreams gibt es aber zum Glück genug Hip Hop, der sich abhebt von den ganzen Kopien. Man muss ihn nur finden.

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