Begeisterte Gesichter: Myles Kennedy, Mark Tremonti und Co. auf "Pawns & Kings"-Tour mit Halestorm und Wolfgang Van Halen.
Berlin (laut) - Erst kürzlich veröffentlichten die Alternative-Rocker von Alter Bridge ihr aktuelles Studioalbum "Pawns & Kings", den Silberling stellen sie derzeit auf ausgedehnter Europatour vor. Alter Bridge, das sind eigentlich Creed - nur mit Myles Kennedy am Mikrofon. Der Mastermind der Band, Mark Tremonti, absolvierte bereits seine Solotour, nun steht Kennedy, der ansonsten auch mit Slash und den Conspirators unterwegs ist, in der Mitte der Bühne.
Die Gitarre ist ihre Waffe
Der Abend in der Berliner Columbiahalle beginnt früh, sehr früh, weshalb der ein oder andere Fan den ersten Act des Abends, Wolfgang Van Halen, nur noch beim Abbau zu sehen bekommt. Macht nichts, die Zeit bis zum zweiten Support, Halestorm, kann man wunderbar an einer der Bars (nur Liebe für das freundliche und schnelle Personal) überbrücken.
Als dann das Licht erlischt und Lzzy Hale und ihre Mitstreiter die Bühne entern, blicken sie in ausnahmslos begeisterte Gesichter. Die Gitarre ist ihre Waffe, und sie weiß sie einzusetzen! Soll noch einer sagen, Frauen können nicht so gut mit der elektrischen Axt umgehen, der Gegenbeweis shreddert zum Warmwerden besser als die meisten Typen. Was für ein Auftakt!
Zwei überdimensionale Drumsticks
Stimmgewaltig und energetisch nimmt Frau Hale die C-Halle in Windeseile für sich ein. Sowohl die rockigen Songs, als auch die Balladen lösen Begeisterungsstürme aus. Gerade die ruhigen Nummern wie "Familiar Taste Of Poison" offenbaren, was für eine unfassbar gute Sängerin Lzzy ist. Gänsehaut pur! Auch Bruder und Drummer Arejay Hale bekommt die ungeteilte Aufmerksamkeit, als der Rest der Band nach "Strange Girl" die Bühne verlässt und ihm das Feld für ein imposantes Schlagzeugsolo überlasst. Beim Finale nutzt er zwei überdimensionale Drumsticks.
Leider ist der tolle Auftritt schon nach zehn Songs vorbei, gerne hätte das Publikum noch eine Zugabe bekommen. Stattdessen verteilt die Band großzügig Goodies in die Halle, es fliegen Pleks, Filzchen, Setlists und sogar Teile des Schlagzeugs. Sharing is caring. Wer hier leer ausgeht, kann sich am Merch einen Jutebeutel für 25 Euro kaufen.
Alter Bridge spielen ein solides Set
Das anschließende Set des Mainacts bleibt solide. Opener ist "Silver Tongue" vom neuen Album. Imposante Lichtstrahler kompensieren das weitestgehend fehlende Frontlicht und verleihen dem Gig genau den richtigen Pathos. Der Sound ist wie so oft in der Columbiahalle einwandfrei. Und Alter Bridge haben nicht viel Mühe, das Publikum auf Betriebstemperatur zu spielen. Gleichwohl bemerkt man einen deutlichen Anstieg der Mosherei und fliegenden Hände im zweiten Teil des Sets, der mit dem Bandklassiker "Isolation" eingeleitet wird.
Das Highlight der Show bleibt aber "Burn It Down", bei dem Mark Tremonti die Lead Vocals übernimmt. Die Ausstrahlung und die Stimmfarbe Tremontis lässt auch die Herzen der stolzesten Männer und Frauen schmelzen, Kennedy sieht daneben etwas alt aus. Auch beim akustischen "In Loving Memory", das nur von Tremonti und Kennedy bestritten wird, bleibt kein Auge trocken.
Natürlich zünden auch die restlichen Songs, allen voran der Titelsong vom neuen Album "Pawns & Kings", bei dem es wohl nur eine Frage der Zeit ist, bis Spaßvögel daraus 'Prawns & Shrimps' machen werden. Trotzdem, am meisten knallen doch Evergreens wie "Blackbird" und "Open Your Eyes". Alter Bridge liefern, wie bestellt: ehrliche Gitarrenmusik, und ein bisschen Credibility und Konstanz in diesen hektischen und ungewissen Zeiten. Bei den fetten Gitarren und brachialen Sounds hat man das Gefühl, als wären die 90er nie vergangen.
Am 22. November kann man den Tourtross noch in München (Zenith), am 30. November in Köln (Palladium) live sehen.
Text und Fotos: Désirée Pezzetta.
1 Kommentar
Irgendwann sollte man über das "Alter Bridge, das sind eigentlich Creed - nur mit Myles Kennedy" aber hinweg sein....