Die letzte Legende einer besonderen Generation ist gegangen: Der begnadete Klavierspieler wurde 87 Jahre alt.

Memphis (mis) - Er war der letzte lebende Rock'n'Roller aus einer Generation herausragender Legenden, die der rebellischen Jugendbewegung in den 1950er Jahren zu Weltruhm verhalf: Jerry Lee Lewis, auch der Killer genannt, ist tot. Er starb heute im Alter von 87 Jahren eines natürlichen Todes in seinem Zuhause in Memphis, Tennessee, wie es in einem Statement heißt. Er habe seinen Körper als junger Mensch derart geschunden, dass er "wenig Aussicht auf ein mittleres Lebensalter hatte, geschweige denn ein hohes", heißt es weiter. Lewis überlebte seine Kollegen Little Richard (2020), Chuck Berry (2017) und Fats Domino (2017), die ebenfalls ein gesegnetes Alter erreichten. Gene Vincent und Elvis Presley war kein langes Leben vergönnt.

Zu seinen großen Hits zählen die Evergreens "Great Balls Of Fire" und "Whole Lotta Shakin' Goin' On". Mit seinen Auftritten sorgte der Mann mit der blonden Schmalztolle in der Hochphase von Beat, Doo-Wop, Country und Rock'n'Roll für Ekstase. Er war eine Naturgewalt am Klavier, das er am Ende eines Konzertes einmal angezündet haben soll, um dem danach auftretenden Chuck Berry die Show zu stehlen. Die Story gehört mittlerweile ebenso zur Musikgeschichte wie Berrys Duck-Walk und Elvis' legendärer Hüftschwung. Als epochaler Moment gilt der TV-Auftritt des 21-Jährigen mit "Whole Lotta Shakin' Goin' On" in der Steve Allen Show 1957, mit dem er über Nacht Millionen von Kids fasziniert. 1963/64 spielt er legendäre Auftritte im Hamburger Star-Club. John Lennon soll Anfang der 70er Jahre vor ihm auf Knie gegangen sein mit den Worten: "Dank dir wurde aus mir ein Rock'n'Roll-Star."

Skandale begleiten Jerry Lee Lewis von Anfang an. Noch als Teenager heiratet er nach einer Affäre eine minderjährige Freundin und beginnt danach ein Verhältnis mit der ebenfalls noch sehr jungen Jane Mitchum. Als die Presse 1958 während einer Tour durch Großbritannien von der Heirat des 22-jährigen Lewis mit seiner 13-jährigen Cousine erfährt, ist der Skandal perfekt und Lewis wird von den Radio- und Fernsehsendern nicht mehr gespielt. Dass Jerry Lee sich von seinen zwei vorherigen Frauen nicht scheiden ließ, bevor er Myra heiratet, gibt der Empörung weitere Nahrung.

In den 60er Jahren wendet Lewis sich vom Rock'n'Roll ab und veröffentlicht Country-Alben. Seine Energie und Kreativität sind bei Live-Auftritten nach wie vor mit Händen zu greifen. Danach erleidet er zahlreiche persönliche Tragödien: Sein Sohn Jerry Lee Junior kommt bei einem Autounfall ums Leben, seine fünfte Frau Shawn stirbt an einer Überdosis und Lewis hüpft dem Tod 1981 trotz einem von Drogensucht zerlöcherten Magen gerade noch einmal von der Schippe. Insgesamt enden drei Ehen, weil die Ehefrauen bei Unfällen sterben. 1986 erhält Jerry Lee Lewis den Ritterschlag für seine Verdienste um die Popmusik und wird in die Rock'n'Roll Hall of Fame aufgenommen. Eric Clapton und Mick Jagger sichern sich seine Dienste im Studio. 1993 veröffentlicht Jerry mit der Autobiographie "Killer" seine Version der einmaligen Musik-Karriere.

"As long as they gimme a piano I'll be out there. They try to take that away, I'm gonna kick some ass": Diesem Motto bleibt er lange treu, musste nach seinem leichten Schlaganfall 2019 aber kürzer treten.

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laut.de-Porträt Jerry Lee Lewis

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