Fandom, Fandom, Fandom
Okay, ich hab's am Anfang angerissen, aber versuchen wir es nochmal auszuformulieren: Irgendetwas wurmt mich gerade in der Stimmung in der K-Pop-Community. Ich bin mir relativ sicher, dass es mit Fandom-Dynamik zu tun. Am Boden davon liegt ein Gedanke, den ich schon ein paar Mal geäußert habe, nämlich: Ich habe mich wirklich schon in vielen Szenen herumgetrieben, im Pop, im Hip Hop, in Indie-Kreisen, wo auch immer; aus allen Leuten bin ich eigentlich recht schnell schlau geworden. Aber die Meinungen von K-Pop-Fans sind mir ein Buch mit sieben Siegeln. Öfter als nicht habe ich das Gefühl, dass Meinungen online so wahllos sind, dass man sie würfeln könnte. Als StayC "Bubble" veröffentlicht haben, waren zwei der Top-Kommentare auf Reddit auf der einen Seite in etwa "warum hat Seeun so wenig Lines dieses Comeback?" und der andere war "Ja, endlich ein Comeback für Seeun"! Es sind nichtmal nur Meinungen, die sich eben sonstwie entwickeln können, ich habe in keiner Szene so oft Gedanken gelesen, die mich vorn und hinten verwirren. So etwas zum Beispiel:
"Ich liebe Felix von Stray Kids, er ist einer meiner Lieblingsmember, aber immer, wenn er im Song auftaucht, hasse ich seine Stimme so sehr, dass ich fast den Song ausmachen muss".
???
Ich weiß, ich tänzele hier in sehr abstrakten Gefilden und es ist schwer, an einzelnen Beispielen festzumachen, was hier passiert. Klar, es gibt komische Leute mit komischen Kommentaren überall, außerdem sind K-Pop-Stans oft sehr jung und keine englischen Muttersprachler, das bündelt das wahrscheinlich noch einmal. Aber trotzdem kommt es mir vor: K-Pop-Stans haben in irgendeiner Form einen grundlegend anderen Zugang zu Musik als ich ihn habe. Ein wichtiger Anhaltspunkt dazu ist, glaube ich, tatsächlich das Konzept des "stannens" als Prozess, der eine ganze andere Dynamik besitzt als die meisten anderen Musik-Communities. Folgendes Beispiel:
Okay, verzeiht mir die etwas hochgestochene Sprache, ich versuche das gerade für meinen Seelenfrieden irgendwie zu durchdenken. Stanning im K-Pop wirkt mehr als in anderen Genres a priori wie ein Projekt, das man sich vornimmt. Leute finden eine Initalzündung mit einer Gruppe, jede Gruppe ist ein eigener Kosmos und vor allem eine Community, die erstmal hermetisch abgeriegelt zueinander funktionieren. Formulierungen wie "on Seventeen / LOONA / Ateez island" habe ich schon öfter gelesen - entsprechend existieren die Fandom-Vernetzung auch weniger vertikal, sondern horizontal.
Ein Rapfan würde sich mit der Community über Plattformen vernetzen, die sich vor allem mit der Szene an sich befassen. Man hat seine Favoriten, aber redet vor allem über das tagesaktuelle Geschehen, hört sich an, was herauskommt, diskutiert mal hier, mal da. Das würde ich vertikal vernetzt nennen. Das gibt es alles definitiv auch im K-Pop, aber: Ich habe das Gefühl, wichtige Institutionen sind hier eher an einzelne Gruppen gekoppelt, ergo Discord-Server, Stan-Accounts, WeVerse, Subreddits. Wer sich wirklich in der K-Pop-Community sozial vernetzen will, macht das seltener in Foren, wo Woche um Woche jedes neue Release besprochen wird (vertikal), sondern vergräbt sich eher in einem einzelnen Gruppen-Universum, wo Gruppen-Memes hin und her geschickt werden, man allen Variety-Content und die Vlogs zusammen schaut und außerhalb der eigenen Bubble nur punktuell mal in andere K-Pop-Releases reinschaut (horizontal)
1 Kommentar mit einer Antwort
Was gibt es denn da zu en? Ist ja nicht so, dass der typische K-Pop-Stan sich nur für die musikalische Seite des Produkts interessiert.
Weil du auch wissen kannst wie der „typische“ K-Pop-Stan so drauf ist…