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Der Staat gegen Kim Garam

Aber da können wir direkt schon einmal einhaken: Denn auch wenn musikalisch und Hype-technisch vieles beim Debüt von Le Sserafim ziemlich gut gelaufen ist, ziehen gerade dunkle Wolken über der neuen Gruppe auf. Mitglied Kim Garam muss sich nämlich gegen sehr ernste Vorwürfe des Mobbings verteidigen. Es ist ein vielschichtiger und etwas sperriger Fall, deswegen möchte ich auf dieses Video verweisen, das die Sachlage gut aufbereitet:

Kurz zusammengefasst ist folgendes passiert: Bei der Enthüllung von Kim Garam wurden sofort Stimmen laut, die ihr schweres Mobbing in ihrer Schulzeit vorwarfen. Vor allem eine Klassenkameradin sagte aus, wegen der Schwere ihres Mobbings die Schule gewechselt zu haben. Die vertretenden Labels HYBE und Source wiesen diese Anschuldigungen zurück und beharrten darauf, dass Garam unschuldig sei und selbst Opfer von Mobbing gewesen sei. Daraufhin nahm das Opfer die Hilfe einer Anwaltskanzlei in Anspruch und untermauerte diee Vorwürfe mit schulinternen Dokumenten, die tatsächlich eine Bestrafung Garams für schulische Gewalt nachweisen. Außerdem wirft die Kanzlei ihr vor, das Opfer während der ersten Anschuldigungen via Chat bedroht zu haben, was schließlich sogar zu einem Suizidversuch geführt habe. Hybe und Source antworteten mit einem Beharren auf ihren Positionen, beurlaubten Garam aber nach einer Verzögerung und sagten aus, dass sie die Vorwürfe weiter prüfen wollen.

Genauere Informationen finden sich einmal im Statement der Kanzlei und in der darauffolgenden Antwort des Labels.

Ein paar Gedanken dazu: Ich bin im Moment sehr gespalten über die Situation. Zum einen sollte man auf jeden Fall bedenken, dass schulische Gewalt gerade in Südkorea oft drastischere Auswüchse annimmt als sie es bei uns hat - und selbst hier sollten wir uns ja eigentlich der drastischen Folgen bewusst sein, die Mobbing bei einem Opfer auslösen können. Eine klare Kante dagegen sollte gesunder Menschenverstand sein.

Gleichzeitig kann man aber einwenden, dass es natürlich schwer ist, eine endgültig geklärte Wahrheit in so einem Szenario zu finden. Zum Beispiel steht immer noch die Aussage im Raum, dass der ursprüngliche Angriff auf das Opfer dadurch ausgelöst worden sei, dass das Opfer Unterwäschebilder von einer von Garams Freundinnen verbreitet habe. Das würde Gewalt zwar nicht rechtfertigen, aber eine Perspektive auf eine möglicherweise komplexere Situation aufzeigen. Schließlich fällt es mir auch trotz der Schwere der Tat nicht leicht, jemandem das Karriereende für etwas zu verhängen, das er oder sie mit zwölf (!!) Jahren getan hat. Es hat einen Grund, das für diesen Altersraum sowohl hier als auch in Korea Strafunmündigkeit gilt.

Deswegen lässt sich bisher nur sagen, dass der Umgang der Labels mit der Situation fragwürdig ist, da die Verantwortlichen inkohärent und voreilig reagiert zu haben scheinen. Wichtig wäre eigentlich eine Aufarbeitung. Die Sicherheit des vermeintlichen Opfers sollte an erster Stelle stehen, eine Auseinandersetzung mit dem Thema ist wichtig und Kim Garam sollte selbst Stellung dazu beziehen, was sie getan hat und ob und inwiefern sie für sich Konsequenzen daraus zieht. Was mir nicht gefällt, sind Argumente, die eigentlich nur wirtschaftlich dafür argumentieren, ob man sie nun behalten solle, oder ob ihr Ruf ja eh schon zu beschädigt sei und sie nun ein Problem für das Image für Le Sserafim sei. Ist Wahrheitssuche in so einem Kontext schwierig? Klar. Aber man sollte zumindest versuchen, daran zu glauben. Und noch sind offensichtlich nicht alle Karten auf dem Tisch.

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