Die Identitätsfindung geht weiter. Nachdem "I Can't Relax In Deutschland" gegen "(Pop-)Nationalismus" mobil machen, startet heute mit Unterstützung prominenter Musiker eine Kampagne namens "Du bist Deutschland".
Berlin (ola) - Noch im Sommer versammelten sich zahlreiche Indie-Musiker, darunter Tocotronic, Kettcar, die Sterne oder Knarf Rellöm, unter einer Fahne und zogen gegen nationales Gehabe im Pop-Biz ins Feld. Neben einer Compilation gab es auch ein Büchlein mit Aufsätzen, das zum kritischen Nachdenken anregen soll. Ausschlaggebend für die Aktion war neben der Diskussion um eine Radioquote für deutsche Musik auch harte Politik, so die Neu-Interpretationen von Deutschlands in der Welt oder die irrsinnige Forderung, dass Deutsche nun selbst als Opfer an Gedenkveranstaltungen zu Naziverbrechen teilnehmen.
Ab heute Abend geht eine etwas anders geartete Kampagne mit viel prominenter Unterstützung an den Start. Zahlreiche deutsche Medienunternehmen und Stars aus Kultur, Musik und Medien wollen mit dem Slogan "Du bist Deutschland" im Land etwas bewegen. Mit ihm wollen in den nächsten vier Monate u.a. Xavier Naidoo, Kool Savas, Sarah Connor, Yvonne Catterfeld, Gerald Asamoah, Günther Jauch oder Harald Schmidt für Aufbruchsstimmung, mehr Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Optimismus sorgen. Damit auch wirklich jeder erreicht wird, werden Spots und Anzeigen in Kino, TV und Magazinen geschaltet sowie auf Plakatwände geklebt. Insgesamt 30 Millionen Euro, generiert aus Spenden und kostenlosem Einsatz, stehen zur Verfügung.
Die gute Absicht hinter der Idee sollte allerdings gut erklärt sein. Denn wie kommt diese Botschaft beim Empfänger an? Besonders bei Menschen, die sich den Slogan nicht aufzwingen lassen wollen, oder denjenigen, die in ihm eine willkommene Argumentation für übersteigerten Nationalstolz entdecken? Dann könnte sich eine Interpretation ergeben, die von Unterstützern der Kampagne wie dem polnisch stämmigen Olympia-Sieger Wojtek Czyz oder der Schauspielerin Minh-Khai Phan Thi so sicher nicht gemeint war.
Gegen solch eine geballte Medienpower bieten die Leute hinter "I Can't Relax In Deutschland" einfach ein Podium mit musikalischen Rahmenprogramm, das die Frage nach der Identität im Lande viel näher an der Basis stellt. Anfang Oktober tourt der Tross durch Städte wie Freiburg, Frankfurt, Berlin oder Hamburg. Auf der Website sind Auftritte u.a. von Kante, Spillsbury oder Kettcar angekündigt. Wer sich als Fürsprecher oder Gegner an der Diskussion beteiligen möchte, kann sich dann vor Ort wirklich zu Wort melden.
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