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Die Werckmeisterschen Harmonien - Öreg (Mihály Vig)

Kopf einziehen, jetzt kommt die Arthouse-Keule richtig dick. "Die Werckmeisterschen Harmonien" ist ein ungarischer Film aus dem jahr 2001, der in 145 Minuten mit 39 Einstellungen auskommt. Manche nennen das Kunst, andere bedeutungsschwanger, jedoch beherbergt der Film neben seiner sehr hypnotischen, entschleunigten Handlung auch einen absoluten Banger-Soundtrack. In einer achtminütigen Plansequenz gehört diesem von Mihály Vig komponierten Klangteppich ganz alleine das Rampenlicht.

Regisseur Bela Tarr erzählt uns eine Geschichte, in der ein kleines ungarisches Dorf nach der Ankunft eines Zirkus' samt Walkadaver mehr und mehr der Barbarei verfällt. Das resultiert unter anderem in einem Sturm auf das örtliche Krankenhaus, in dem eine wütende Meute grundlos die Patienten misshandelt und die Räumlichkeiten zerstört. Zumindest solange, bis sie einen alten, gebrechlichen, nackten Mann erblicken. Mit seinem Auftreten setzt Vigs "Öreg" ein. Eine lethargische Streicherballade, die den Mob schlagartig seiner Manie beraubt und wieder zu Vernunft bringt. Stillschweigend ziehen sie von dannen, während mit jeder weiteren Minute, in der sich Vigs apokalyptische Komposition entfalten darf, die Melancholie und Tragik dieser Geschichte greifbarer werden.

Tarr mag kein Freund von flashy Kamera-Tricks oder Schnittprogrammen sein, aber nur wenige aktive Filmemacher*innen setzen Musik so gekonnt (wenn auch spärlich) und effektiv ein wie er. Wie der Mann im Film den Vorhang gewaltvoll aus seiner Haltung reißt, so nutzt Tarr diese Szene, um ruckartig wieder an unser Herz zu appellieren, nachdem wir durch die minutenlange Monotonie dem Wahnsinn gegenüber abzustumpfen drohten.

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