Sabaton im Kreuzverhör
Die Verleihung des "Årets Folkbildare" an Sabaton wurde in Schweden durchaus kritisch aufgenommen. Bereits am nächsten Tag meldete Vetenskap Och Folkbildning, die Preisvergabe noch einmal prüfen zu wollen. Wie die Zeitung Dagens Nyheter berichtet, spielte dabei auch eine Rolle, dass Sabaton wegen fragwürdiger Stellung zum Russland-Ukraine-Konflikt aus einer offiziellen Playlist geflogen waren, die Schweden anlässlich der gerade begonnenen EU-Ratspräsidentschaftsperiode musikalisch vorstellen soll.
Sabaton waren 2015, also bereits nach der Annexion der Krim durch Russland, in dem besetzten Gebiet aufgetreten, organisiert von der nationalistischen, Putin-nahen Bikergang Nachtwölfe. Zudem hatte Bassist Pär Sundström später in einem Interview mit Sweden Rock erklärt, kaum gespürt zu haben, "dass sich die Menschen dort besetzt fühlen — ganz im Gegenteil." Das wurde ihm teils als prorussische Relativierung der Lage ausgelegt.
Gegenüber Dagens Nyheter betonte der Gitarrist nun auf Nachfrage: "In meinem Zitat ging es darum, wie ich damals die Situation vor Ort erlebt habe, sowie um die Eindrücke, die ich mit nach Hause genommen habe. Dass jemand ein anderes Land überfällt oder besetzt, ist gegen das internationale Recht. Und das sollte angewandt werden, statt darauf zu verfallen, einen bewaffneten Konflikt auszutragen wie es jetzt in der Ukraine passiert ist. Unser Katalog an Liedern ist Beweis dafür, dass es genug Kampfhandlungen gab."
Letztendlich beließen es Vetenskap Och Folkbildning beim Sieger. Sundström habe sich zufriedenstellend erklärt, und die Band sich zudem bei einer Demonstration im März 2022 klar vom nun neu entfachten Krieg distanziert. "Der Vorstand hat daher mehrheitlich entschieden, dass die Ernennung von Sabaton zum Volkserzieher des Jahres bestehen bleibt."
Ob das zuständige Kommitee das fremdenfeindliche Klischees reproduzierende Musikvideo zu "The Royal Guard" schon gesehen hat?
Fun fact: In der oben erwähnten EU-Playlist tummeln sich noch immer Ghost, In Flames und Bathory.
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