Die ARD stellt Musikpreis der Deutschen Phonoakademie ein miserables Zeugnis aus. Ab 2017 wird VOX die Verleihung übertragen.
Hamburg (joga) - Die ARD hat Ende letzter Woche ihren Ausstieg aus der gemeinsamen Produktion der Echo-Verleihungshow erklärt und der Deutschen Phonoakademie zum Abschied noch ordentlich eins reingewürgt. Der Echo sei zum Schluss "erschöpft und müde" gewesen, sagte ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber und die Musikindustrie habe auch keinerlei Ideen mehr gehabt, wie man die Relevanz der Veranstaltung erhöhen könnte.
Tatsächlich hatte die Preisverleihung bereits seit Jahren schlechte Kritiken bekommen. Zu vorhersehbar liefen die Auszeichnungen ab, die sich fast ausschließlich an Verkaufszahlen orientierten. Das führte beispielsweise dazu, dass der Titel 'Album des Jahres' sowohl 2014 als auch 2015 an "Farbenspiel" von Helene Fischer ging.
Innvotion sieht anders aus
Innvotion sieht anders aus. Auf die zunehmende Kritik reagierte die Deutsche Phonoakademie 2009 mit der Einführung eines Kritikerpreises, der jedoch in der allgemeinen Inflation der Echos völlig unterging: Wurden bei der ersten Verleihung gerade mal Preise in 15 Einzelkategoreien verliehen, waren es 2015 bereits über 100.
Hinzu kamen taktische Fehler. Völlig ohne Not nominierte man 2013 die Südtiroler Rechtsrocker Frei.Wild ausgerechnet in der Kategorie "Rock National". Es folgten Boykottdrohungen und bald das Einknicken der Jury, um, nach eigenen Worten "zu verhindern, dass der Echo zum Schauplatz einer öffentlichen Debatte um das Thema der politischen Gesinnung wird".
"Bodenlose Sauerei"
Anstatt aus dem angerichteten Schaden zu lernen, nominierte die Akademie Frei.Wild 2014 erneut, woraufhin nach Kraftklub 2013 nun auch Jennifer Rostock die Show medienwirksam boykottierten. Schließlich sagte die umstrittene Band selbst ihre Teilnahme ab, weil der Ausschluss 2013 "eine bodenlose Sauerei" gewesen sei.
Wenn nun also der ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber beklagt, dass sogar Musiker " auf der Bühne ihren Preis dissen und schlecht machen", dann bezieht sich das keineswegs nur auf eine Bemerkung von Sido im vergangenen Jahr. Denn auch unter anderen Musikern hatte sich der Echo über die Jahre hinweg einen schlechten Ruf erarbeitet, im vergangenen Jahr gab es sogar erstmals eine als "Anti-Echo" inszenierte Gegenveranstaltung namens "Preis Für Popkultur". Künftig wird der Echo also von VOX übertragen, und da passt er ja vielleicht auch besser hin.
1 Kommentar
was ein Verlust. not.