Platz 14: Songs of Experience (2017)
Leute, Klartext. 2017 war es endgültig vorbei mit der U2-Herrlichkeit. Das Sequel zu "Songs Of Innocence" pendelt zwischen Ziellosigkeit und langatmigen Stadionrock-Manierismen. Was würde man von U2 gerne mal hören? Egal, auf "Songs of Experience" findet man es sicher nicht, ausgenommen Kollaborationen mit Kendrick Lamar und Haim, mit denen U2 sich mal wieder auf der Höhe des Zeitgeistes präsentieren wollen.
Leider versanden die aber ähnlich wie die Kollabo mit Lykke Li drei Jahre zuvor. Songzeilen wie "Free yourself to be yourself" oder "When you think you're done, you've just begun" zeigen Bono auch nicht gerade auf der Höhe seiner Kunst. Den politischen Umwälzungen des Brexit und der Trump-Wahl begegnet der Sänger mit der Universal-Antwort Liebe. Wir lauschen Liebesbriefen an seine Frau ("You're The Best Thing About Me"), seine Fans ("The Showman") oder an Amerika ("American Soul").
Begleitend ziert das Cover Bonos Sohn Eli und The Edges Tochter Sian, während "Songs Of Innocence" Larry Mullen Jr. zeigt, der seinen Sohn umarmt. Der reale Rückzug ins Private nach R.E.M.-Vorbild wäre wohl für alle Beteiligten besser gewesen als dieses müde Hintergrundgedüdel für Bingoabende. "The Little Things That Give You Away" könnte der langweiligste Song sein, den U2 je geschrieben haben. Oder war es "13 (There Is A Light)"?
Man ist daher schon froh über relativ schmerzfreie Poprock-Fingerübungen wie "Red Flag Day" oder wenn sie sich wie in "The Blackout" mit Dance-Beats an die 90er Jahre zurücktasten: Clayton darf hier prominent mit einer Bassline protzen, der Refrain zieht den guten Eindruck aber schnell wieder runter. "Als ich neulich 'The Joshua Tree' gehört habe, bemerkte ich, dass diese Songs, die wir damals über Margaret Thatcher und Ronald Reagan geschrieben haben, perfekt ins Jahr 2017 passen", erzählte Bono in einem Interview. Angesichts der kraftlosen Vorstellung auf "Songs Of Experience" erscheint es undenkbar, dass hier von derselben Band die Rede ist.
Anspieltipps:
"The Blackout".
Besser weiträumig umfahren:
den Rest.
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1 Kommentar
Sehr treffend beschrieben. Das Album klingt so, wie sich U2 Hater die Band immer vorgestellt haben.