Die Böhsen Onkelz werden nicht auf dem Rock Im Park-Festival spielen, den vakanten Headliner-Job von Limp Bizkit verrichten nun die Helden. Doch allein das Gerücht reichte aus, um jede Menge Porzellan zu zerschlagen.
Nürnberg (joga) - Seit Freitag Abend steht fest: Wir Sind Helden spielen Rock am Ring/im Park an Stelle von Limp Bizkit, die vor wenigen Wochen ihren Auftritt abgesagt hatten. Mit der Präsentation dieses "Überraschungs"-Headliners, dem womöglich noch eine zweite "Überraschung" an die Seite gestellt wird, zieht Veranstalter Lieberberg quasi die Notbremse, nachdem zuletzt Gerüchte um einen eventuellen Auftritt der Böhsen Onkelz reichlich Staub aufgewirbelt hatten, in dem mit dem Bayerischen Rundfunk sogar ein renommierter Präsentator verloren ging.
Schon das Gerücht, die Onkelz würden als Headliner Limp Bizkit ersetzen, war dem öffentlich-rechtlichen Sender Grund genug, um seine Unterstützung des Festivals als Präsentator einzustellen. Zwar ließ sich der BR zunächst ein Hintertürchen offen und erklärte, im kommenden Jahr vielleicht wieder dabei zu sein. Doch mittlerweile sind die Fronten so verhärtet, dass eine weitere Zusammenarbeit zwischen dem Sender und Marek Lieberberg völlig ausgeschlossen scheint. Ein Rückblick.
Am 11. Mai eröffnete der Moderator des halb-offiziellen Rock Im Park-Forums einen Thread mit dem Titel "Böhse Onkelz - möglich oder nicht?" Mit Auszügen aus der Biografie von laut.de und anderen Texten versucht dieser Moderator zu belegen, dass die Onkelz nicht oder zumindest nicht mehr rechtsradikal seien, und kommt zu dem Schluss: "Wenn sie sich wirklich geändert haben, ist das doch genau was wir uns immer erträumen." Später gibt auch Marek Lieberberg indirekt zu, dass man mit der umstrittenen Band verhandelt habe.
Am 19. Mai erklären die Onkelz auf ihrer Webseite, dass sie keinesfalls bei dem Mammut-Event auftreten werden, doch das Dementi kommt zu spät: am selben Tag gibt der BR seine Entscheidung bekannt, die Zusammenarbeit mit dem Festival aufzukündigen. Dies wiederum stößt nun Marek Lieberberg sauer auf, in verschiedenen Interviews lässt der Veranstalter seitdem keine Gelegenheit aus, seinem ehemaligen Partner noch eins auszuwischen.
Er halte die Begründung des BR für den Ausstieg für "wenig stichhaltig", sagte Lieberberg zur Musikwoche, "da eine Verpflichtung der Böhsen Onkelz zu keinem Zeitpunkt von uns bestätigt" wurde. Vielmehr sei die Absage "Ausdruck einer zunehmenden Orientierungslosigkeit im Hinblick auf die Musikformate, die für Bayern 3 relevant sind". Sowieso habe der Sender vor allem sich selber geschadet: "Der BR hat sich selbst einer wichtigen Kommunikationsplattform beraubt".
Für das Festival sei das Ende der Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk dagegen kein großer Verlust: die Unterstützung durch den BR sei ohnehin "nur halbherzig" gewesen, schimpft der Veranstalter im Branchenblatt Musikmarkt. Eine Umfrage unter Festivalbesuchern habe im vergangenen Jahr zudem ergeben, dass 90 Prozent der Befragten ihre Informationen über das Festival nicht per Radio, sondern über MTV bekommen.
Beim BR sieht man dagegen die kurzfristige Absage nach wie vor gerechtfertigt: "Der Veranstalter hat nicht definitiv und abschließend erklärt, dass die Böhsen Onkelz nicht als Überraschungsheadliner spielen werden. Die Karten lagen nie offen auf dem Tisch", erklärte eine Sprecherin des Bayerischen Rundfunks.
Die Äußerungen Lieberbergs will man bei dem Sender lieber nicht kommentieren. Doch der kürzlich veröffentlichte "Open Air-Lotse" des BR spricht Bände: Dort verlegt der Sender mal eben das Konkurrenz-Festival Southside nach Bayern und verweist auf eher kleine Veranstaltungen wie das "Salon Huber Open Air", das "Labertal Festival" oder das Oben Ohne Open Air. Über Rock Im Park, immerhin das größte Rock-Event überhaupt in Bayern, kein Wort.
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