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Noel Gallagher: Was mache ich mit 140 unveröffentlichten Songs?/laut:subheadline>

Dem Q Magazine diktierte Gallagher Sätze von gewohnt rustikaler Schönheit in den Block, die ich leider gekürzt wiedergeben muss, sonst säße ich morgen noch hier. Außerdem kommt ja (hoffentlich) noch unser Interview, das gegenwärtig allerdings vom Management noch "final bestätigt" werden muss, wie es bei Stars seines Kalibers immer so schön heißt.

Zu Zeiten von Oasis habe er nie an ein Soloalbum gedacht, erzählt Gallagher etwa, "because I fucking loved that band". Obgleich es zum Problem wurde, als Gem Archer und Andy Bell plötzlich eigene Songs mit in den Proberaum brachten: "Ich bekam nur noch fünf Songs auf einem Album unter, schrieb aber weiterhin 30 pro Jahr. Ich fragte mich: Was bitte mache ich mit 140 unveröffentlichten Songs, wenn ich 53 bin? Soll ich die zurückhalten bis ich sterbe, nur um dann mitanzusehen, wie meine Kinder den ganzen Ruhm abgreifen, in Ferraris rumfahren und in 'ner Boeing 747 durch die Welt jetten? Oh nein!"

Noel: "Ich kann die Stone Roses-Reunion nachvollziehen"

Eine Oasis-Reunion, wer hätte es gedacht, schließt Gallagher der Große kategorisch aus: "Ich werde das ständig gefragt und stelle immer die Gegenfrage: Warum sollte ich? Ich kann zum Beispiel die Stone Roses-Reunion nachvollziehen, denn sie sind heute größer als jemals zuvor. Aber wir könnten nicht größer werden als jemals zuvor, weil wir das fucking Größte überhaupt gewesen sind. Was sollten wir denn machen? Drei Nächte Wembley? Knebworth? Haben wir alles gemacht. Noch mal machen? WARUM?

Finanzielle Erwägungen weist er angewidert von sich, was ihm nicht schwer fallen dürfte, nachdem sein Soloalbum in England den Erfolg von Beady Eye mittlerweile um Längen überflügelte. Dort trtt Gallagher schon in ebenso großen Mehrzweckarenen auf wie früher. Zu den Gerüchten, wonach Oasis für Glastonbury 2013 im Gespräch sind, sagt er abschließend: "Ich habe kein Interesse an einer Reunion. Nicht einmal für hungernde Kinder. Das können Sie so schreiben."

Noel: "Punk, Acid House, Britpop, sowas wird es nie mehr geben"

Zum Zustand der Musikindustrie hat Gallagher bekanntlich auch immer was zu sagen: "Popmusik, so wie wir sie kannten, ist tot und wird nie wieder kommen. Mitte der 90er war es noch die Band und eine kleine Gruppe von Fans, die über die Musik Kontrolle hatten. Jetzt entscheidet der Konsument, wohin es mit der Musik geht. Punk, Acid House, Britpop, sowas wird es nie mehr geben. Das ist Fakt! Denn der Konsument weiß einen Scheißdreck!

Wenn du den Konsumenten zu Zeiten des Progrock gefragt hättest, was er im nächsten Jahr gerne hätte, wäre die Antwort wohl kaum Johnny Rotten gewesen, oder? Und 1986 hätte der Konsument, der knietief in der Synthiepop-Scheiße stand, wohl auch nicht geantwortet: Ich hätte gerne eine neue Droge, Schlaghosen und Techno, oder? Aber heute wird der Konsument per Webseite gefragt: Was können wir nächstes Jahr für Sie tun? Und er antwortet: Bitte dasselbe, aber in einer anderen Farbe.

Ich frage mich oft, was für ein Verhältnis mein fünfjähriger Sohn einmal zu Musik haben wird. Wenn mein Testament verlesen wird und es heißt: Donovan, ich hinterlasse dir 14.000 Vinyl-Schallplatten - darunter zwei Bodines-Alben und eine La's-10", die am Tag, als ich sie bei Piccadilly Records gekauft habe, eingestampft wurde - nun, er wird sagen: 'Fuck, das Zeug nimmt zu viel Platz weg. Verkauf ich!'"

Aktion Tier: Heute ist Weltvegetariertag

Heute vor 35 Jahren wurde er ins Leben gerufen, um die Vorzüge der vegetarischen Lebensweise bekannter zu machen: Der Weltvegetariertag. Einer der größten und streitbarsten Aktivisten dieser Lebensweise ist Morrissey, der 2009 einen Auftritt beim kalifornischen Coachella Festival mit den Worten unterbrach: "Ich rieche brennendes Fleisch und ich bete zu Gott, dass es Menschenfleisch ist!"

Außerdem ist der Satz von ihm überliefert: "Bevor eine Smiths-Reunion Realität wird, esse ich meine Hoden." Diesem Leitsatz ist er bislang treu geblieben, denn wie er der australischen Herald Sun gerade erzählte, habe ihm das findige Coachella-Festival-Team seinerzeit für das Folgejahr angeboten, im Gegenzug für eine Smiths-Reunion fleischhaltige Produkte auf dem gesamten Festivalgelände zu verbannen.

Doch nicht nur dieses Angebot dürfte ihm geschmeichelt haben: "Ich fand es faszinierend zu hören, dass sie den Bassisten und den Drummer der Smiths für den Auftritt 'nicht benötigten'. Es hätte ihnen genügt, wenn ich und Johnny Marr als The Smiths aufgetreten wären. Was meiner Ansicht nach einiges sagt."

Aktion Tier: Heute ist Weltvegetariertag

Also immer dran denken:

Herbert Grönemeyer machts auf englisch

Wer hat sie nicht sofort auf den Lippen, die Kult-Texte des Herbert Grönemeyer: "Bochum, I come from you / Bochum, I cling to you". So ähnlich könnte das klingen, wenn dessen erstes englischsprachiges Album "I Walk" erscheint. Denn neben neuen Songs hat er auch alte Hits ins Englische übersetzt. Aus "Flugzeuge im Bauch" etwa wird "Airplanes In My Head".

Vorerst erscheint das Album mit Gastbeiträgen von Bono, Antony Hegarty und James Dean Bradfield nur in Deutschland, Großbritannien und den Beneluxstaaten, Anfang 2013 auch in den USA. Ein Auftritt im Londoner Roundhouse ist bereits gebucht.

"In Deutschland konzentriert sich die Wahrnehmung meiner Songs stark auf die Songtexte. Wenn ich auf Englisch singe, rückt die Musik in den Vordergrund, die Farbe des Gesangs", erklärte Grönemeyer. "I Walk" steht am 19. Oktober im Handel.

5 Fragen an ... Kimbra

Was war deine letzte gekaufte Platte?

"Swing Lo Magellan" von den Dirty Projectors.

Welchen Song hast du zuletzt nicht mehr aus dem Kopf gekriegt?

Ziemlich viele Foster The People-Songs schwirren mir gerade im Kopf rum. Mit den Jungs war ich neulich auf Tour.

Deine drei Platten für die einsame Insel.

Ich würde "De-Loused In The Comatorium" von The Mars Volta und zwei Alben von Jeff Buckley mitnehmen. Natürlich "Grace" und vielleicht noch eine schöne Live-Kompilation.

Was war dein größter Spinal Tap-Moment bisher?

Ich war beim "Big Day Out" in Australien zu Gast und sollte einen Tag später in Hollywood bei Jimmy Kimmel auftreten. Allerdings hatte ich einen weiteren Tag später wieder einen Gig in Australien. Während dieser drei Tage habe ich mehr Stress gehabt, als in meinem ganzen bisherigen Leben.

Es war die Hölle und ich dachte mir: Was für ein Rockstar-Zeugs geht hier eigentlich ab? Das war vielleicht nicht sonderlich peinlich, aber es hat mir gezeigt, wie sonderbar und surreal dieser Job sein kann.

Welcher Star, den du persönlich getroffen hast, hat dich richtig beeindruckt und warum?

Curt Smith von Tears For Fears hat mich letztens in Los Angeles bei einer Show besucht. Das war unheimlich spannend. Ich stehe total auf Tears For Fears. Wir saßen eine halbe Stunde backstage und haben uns über Gott und die Welt unterhalten. Das war ziemlich inspirierend. Einen Tag später bekam ich einen Anruf von Questlove (The Roots). Das war auch ziemlich spannend.

Die Neuseeländerin Kimbra veröffentlichte im Juli mit "Vows" ihr Debütalbum.

Video der Woche: Andre Williams "Blame It On Obama"

Dem Dirty Soul-Überlebenden Andre Williams vorzuwerfen, den laufenden Präsidentschaftswahlkampf mit solch einem Songtitel für seine Zwecke zu benutzen, ist in etwa so weitsichtig, wie den Rolling Stones Stagnation vorzuwerfen.

Denn der erklärte Drogen- und Whiskey Cola-Fan Williams ist nicht nur länger im Geschäft als die Stones und mittlerweile ein größeres medizinisches Wunder als Keith Richards, er veröffentlicht auch fast zwei Studioalben pro Jahr. Mit knapp 76. Ich komme selbst schon nicht mehr mit den CD-Rezensionen mit, denn während ich noch überlege, ob ich "Night And Day" bespreche, erscheint schon sein neues Album namens "Life". Heißt so nicht auch Keith Richards' Biografie?

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