Snoop Dogg hat sich am vergangenen Samstag auf einer Großdemonstration für die Aufhebung der Todesstrafe gegen den ehemaligen Bandenchef Stanley "Tookie" Williams eingesetzt. Der Rapper forderte Gouverneur Arnold Schwarzenegger auf, den heute 51-jährigen Autor zahlreicher Kinderbücher zu begnadigen. Williams soll am 13. Dezember exekutiert werden.
Los Angeles (rai) - Stanley "Tookie" Williams (51) sitzt seit fast 25 Jahren in der Todeszelle des San Quentin State Prison nördlich von San Francisco. Als Gründer und Anführer der legendären Jugendgang "Crips" erlangte er in den 70er Jahren traurige Berühmtheit.
1971 gründete der damals 17-Jährige mit einem Schulfreund die Gang als Schutz gegen die alltäglichen, gewaltsamen Übergriffe auf den Straßen LAs. Die kriminelle Vereinigung organisierte bald weite Teile des Drogenhandels und lieferte sich blutige Bandenkriege mit verfeindeten Gangs, insbesondere den so genannten "Bloods".
1981 war Williams wegen vierfachen Mordes während zweier Überfälle im Jahr 1979 zum Tode verurteilt worden. Er bekennt sich zwar zu seiner brutalen Vergangenheit, beteuert aber bis heute seine Unschuld im Hinblick auf die Morde. Im Gefängnis wandelte er sich vom gewalttätigen Bandenführer zum engagierten Schriftsteller und Aktivisten gegen Gewalt und Straßenkriminalität.
Er ist Autor zahlreicher populärer Kinderbücher, in denen er die Kids eindringlich und glaubwürdig vor den Gefahren der Jugendgangs warnt. Auf seiner Lebensgeschichte basiert der 2003er Fernsehfilm "Redemption - Früchte des Zorns" mit Oscar-Preisträger Jamie Foxx. Wiederholt wurde Williams für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, erstmals 2001 vom Schweizer Parlamentarier Mario Fehr.
Doch Resozialisierung ist im US-amerikanischen Todesstrafrecht nicht vorgesehen. Und so bemühen sich die Anwälte des prominenten Häftlings, die dem Verfahren gegen Tookie rassistische Motive vorwerfen, seit Jahren vergeblich um eine Umwandlung der Todes- in eine lebenslange Haftstrafe. Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten ordnete Mitte Oktober endgültig die Exekution Williams' für den 13. Dezember an.
Als letzte Hoffnung bleibt ein Gnadengesuch beim republikanischen kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger. Hierfür demonstrierten am Samstag über tausend Menschen vor dem Gefängnis, unter ihnen auch Snoop Dogg. "Er hat mich dazu inspiriert, etwas Gutes in meinem Leben zu tun", so Snoop über Williams. Wie zahlreiche andere Rapper, unter ihnen Warren G, Eazy-E oder Nate Dogg, war Snoop Dogg in jungen Jahren selbst Mitglied einer der schon lange auch in anderen US-Städten verbreiteten "Crips"-Gangs.
"Wir fordern nicht Tookies Freilassung, sondern nur, dass er am Leben bleibt", erklärte Barbara Becnel, Co-Autorin von Williams' Büchern. Doch die Chancen stehen schlecht: Seit Wiedereinführung der Todesstrafe im Jahr 1976 wurden in den USA fast 1.000 Menschen hingerichtet, darunter auch geistig Behinderte oder zur Tatzeit minderjährige Straftäter. Seit fast 40 Jahren hat kein kalifornischer Gouverneur mehr einem Gnadengesuch stattgegeben. Dass ausgerechnet der als "Terminator" und "Conan der Barbar" bekannt gewordene Action-Darsteller Schwarzenegger mit dieser barbarischen Praxis bricht, gilt als unwahrscheinlich.
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