Am 18. September bekennen die Schotten Farbe: Raus aus Großbritannien - Yes or No?

Edinburgh (laut) - Nichts erhitzt die Gemüter auf der Insel derzeit stärker als die nahende Abstimmung über die Unabhängigkeit Schottlands. Das Thema dürfte vielen aus dem Film "Braveheart" bekannt sein. In der US-Produktion spielt der irischstämmige Katholik Mel Gibson, der in Australien lebt, den schottischen Freiheitshelden William Wallace.

Seit den Wahlen zum Regionalparlament 2011 strebt die schottische Regierung unter Alex Salmond das Unabhängigkeits-Referendum an. Am 18. September stimmen nun die Schotten darüber ab, ob sie nach über 300 Jahren noch Teil des Vereinigten Königreiches bleiben oder in Zukunft ein eigener und souveräner Staat werden wollen.

Die musizierende Gemeinde präsentiert sich zum Thema gespalten. Wir haben Stimmen zum Referendum zusammen getragen:

FRRRREEEEEDDDDOOOOOOMMMM!

Es steht Spitz auf Knopf

Nachdem es lange Zeit so aussah, als ob die Befürworter einer Unabhängigkeit keine Chance haben, veröffentlichte die Sunday Times am 5. September eine Umfrage, die zum ersten Mal die Fürsprecher einer Loslösung von England, Nordirland und Wales in der Überzahl sah.

Seit diesem Paukenschlag gehts in Großbritannien zu wie im Hühnerstall: Die Queen is not amused, Premier David Cameron und sein Stab versuchen fünf Minuten vor zwölf zu retten, was zu retten ist. Die Argumente für und wider fliegen hin und her. Heute liegen laut einer neuen Umfrage wieder die Abspaltungsgegner knapp vorne - es steht also Spitz auf Knopf.

6 Kommentare mit 24 Antworten, davon 3 auf Unterseiten

  • Vor 10 Jahren

    Interessant. Mal schauen ob, nach einer schottischen Unabhängigkeit, auch die Katalanen Basken, Korsen, Flamen sich für unabhängig erklären. Vielleicht wird sogar Bayern sich mal annektieren. Vielleicht liegt die Zukunft Europas wieder in den ganzen Kleinstaaten. Naja, für mich steht fest, ich muss wieder Europa Universalis spielen und mein Großdeutsches Reich weiter ausdehnen :D

    • Vor 10 Jahren

      Die Katalanen streben soweit ich weiß gerade ebenfalls ein Referendum an

    • Vor 10 Jahren

      Tja, in einem Zeitalter, in dem Unabhängigkeit de facto auf jeder denkbaren höheren Ebene unmöglich ist, müssen eben wieder die guten alten Flaggen und die roten Linien auf der Landkarte für die Illusion einer überschaubaren Realität sorgen. Bewegung und Gegenbewegung, Globalisierung und Kleinstaaterei, Pluralismus und Nationalismus; Langweilig wird's definitiv nicht ;)

    • Vor 10 Jahren

      Das mag ja richtig sein, aber wie soll sich Bayern denn bitte "annektieren"? Stelle ich mir schwierig vor. Abspaltung ist nicht dasselbe wie Annexion.

    • Vor 10 Jahren

      Jap hast recht, Fehler meinerseits. Sich selbst zu annektieren müsste wohl ein höchst merkwürdiger Vorgang sein.

    • Vor 10 Jahren

      Natürlich sind neue Grenzen eine unnötige Illusion. Man sollte nur nicht vergessen, daß die bestehenden es ebenfalls sind. Warum also keine neuen?

    • Vor 10 Jahren

      Die EU-Außengrenze ist keine Illusion für diejenigen, die sie zu überqueren versuchen, Genosse :rolleyes:

      Kleiner programmatischer Katechismus zum Ausfüllen: Wie stellst du dir das vor, alle Grenzen abzuschaffen? Wer regiert dann die Welt - auch, um interkulturelle Spannungen zu schlichten bzw. Zusammenarbeit voranzutreiben? Die UNO? Niemand? In beiden Fällen: Wie kann das gut gehen? Wäre eine globale regierungsfreie Zone nicht gerade das perfekte Biotop für die Entwicklung eines zügellosen, weltumspannenden Kapitalismus? Gehört der Katzenfisch zu den Katzen oder doch eher zu den Fischen?

      (bin bissig heute und wenn du darauf keinen Bock hast, lass einfach gut sein)

    • Vor 10 Jahren

      Corou: Nur ist in der spanischen Verfassung kein Referentum vorgesehen, das wird kaum Gültigkeit haben.. Also müsste erst die Verfassung geändert werden.
      Im Grund bin ich tendenziell für diese Abspaltungen, die Menschen sollten entscheiden dürfen. Auch wenn es teils gravierende Einschnitte für die Wirtschaftssysteme (beider Länder) bedeutet. Da werden sich die Schotten noch wundern, wenn es soweit sein sollte.

    • Vor 10 Jahren

      Steht das Völkergewohnheitsrecht nicht über nationalen Verfassungen? Allerdings gehen die Meinungen natürlich auseinander, ob Referenda bzw. das Selbstbestimmungsrecht darunter fallen (eigentlich Schwachsinn, das zu verneinen, wenn die Verfassung durch die völkerrechtliche Befugnis des Staatsvolks zur Gesetzgebung erst legitimiert wird, aber ich bin auch kein Jurist :rolleyes:)

    • Vor 10 Jahren

      oder neurussland..

    • Vor 10 Jahren

      @Alfalfa: Mit Bissigkeit hatte ich noch nie ein Problem! Das traurige an der Illusorität von Grenzen ist, daß Staatsmächte sie für durchaus real halten - und das auch tun müssen. Die Grenzen sind also deshalb illusionär, weil es keine rationale Begründung geben kann, wo und warum eine Grenze an dieser Stelle und an keiner beliebigen anderen gezogen werden sollte. Wenn es darum geht, neue zu ziehen, dann erst fällt den Menschen ein, wie unnötig und albern so eine Grenze doch ist. Daß die bestehenden mit derselben Beliebigkeit gezogen wurden, darüber denkt kaum ein Schwein nach.

      Alle Grenzen abzuschaffen, habe ich doch überhaupt nicht empfohlen. Keine Ahnung, wo Du das gelesen hast. Ich habe vielmehr empfohlen, neue Grenzen zu ziehen - bzw. eine uralte Grenze wiederaufleben zu lassen.
      In einer Welt, die mehr und mehr nach Superregierungen strebt (NATO, EU & Co.), schwenke ich nach wie vor die Fahne der kleinstmöglichen Staaten. Vor allem mächtige Superstaaten erlauben es dem Kapitalismus, Nicht-Mitgliederstaaten zu plündern und in die Armut zu stürzen - wie wir heute mehr als offensichtlich sehen.

    • Vor 10 Jahren

      @ Ragism: Also wenn du Genzen generell als unnötig erachtest, sollte man doch meinen, dass du kein Problem damit hättest alle abzuschaffen?
      Wenn es traurig ist, dass Staatsmächte diese Grenzen als real betrachten und das unsinnig ist, warum macht es dann Sinn, noch mehr von eben diesen zu ziehen? Würden die dann den (in noch viel größerer Zahl vorhandenen) Staatsmächten weniger real erscheinen? Warum?

    • Vor 10 Jahren

      Ich muss zugeben: Das Argument, dass die Willkür staatlicher Grenzziehungen die Willkür alternativer Grenzziehungen legitimiert, zeigt Kampfgeist - leider aber auch die diktatorische Note des Sozialismus, die Willkür mit Willkür beantwortet. :koks:

      Aber nehmen wir mal an, dass die Welt nach erfolgreicher Weltrevolution jetzt nur noch aus Einzellern vom Typ Andorra besteht, das aber Millionen Male, ähnlich wie eine globale Grünalgenkolonie.

      In einer Welt von Kleinststaaten ist es schon aufgrund der Beschaffenheit des Planeten im Kontext des Sonnensystems nicht möglich, Feldfrüchte in allen geographischen Breiten gleichwertig anzubauen. Da jede Parzelle, um ihre Unabhängigkeit zu sichern, ihren Eigenbedarf an Nahrung decken muss, wären Kleinstaaten in der Nähe der Arktis im Nachteil gegenüber einer Weide in Kentucky. Sie müssten deshalb mehr Nutzfläche zur Verfügung gestellt bekommen, um z.B. Missernten durch Frost vorzubeugen.

      Eine größere Nutzfläche erhöht jedoch auch die Chance, dass sich mineralische Bodenschätze in der eigenen Parzelle befinden. Das könnte einem solchen Mikrostaat einen Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Nachbarn verschaffen.

      Es gibt keine supranationalen Organisationen. Alle Staaten sind außen- wie innenpolitisch völlig auf sich allein gestellt, um ihre Staatsgewalt zu behaupten.

      Du bist Lordprotektor/Ladyprotektrice einer Parzelle in der ehemaligen Oblast' Archangel'sk, die genauso groß ist wie alle angrenzenden Parzellen. Eine davon verfügt über Eisenerz und Kohle, d.h. Ressourcen, die die Herstellung von landwirtschaftlichen Werkzeugen und Küchengerät ermöglichen würden. Du hingegen nicht.

      Das ist das Szenario. Wie wirst du es lösen? (Ehrlich, ich bin gespannt.)

    • Vor 10 Jahren

      hier zu finden: ein haufen möchtegern schlauer user diskutiert über politik.

    • Vor 10 Jahren

      @Dude: Noch einmal: Nein! Wieso will man mir das in den Mund legen? Ist Kritik an Grenzen so unvorstellbar, daß jeder Versuch schon mit einem Abschaffen an sich gleichgesetzt werden muß?

      @Alfalfa: Angenommen, es gibt gänzlich unbrauchbare Parzellen an Land - inwiefern sind diese heute denn besser gestellt als in einer Welt voller Parzellen? Wirtschaftlich ändert sich eigentlich nichts, bis auf die Einführung von Zöllen - die in den Meganationen von heute praktisch abgeschafft wurden, was zu zahlreichen ökologischen und menschenrechtlichen Schwierigkeiten führt.
      Du zeigst relativ interessante Gedankenspiele, die aber nicht sonderlich brauchbar sind. Exakt dieselben Probleme haben wir heute nämlich ebenfalls, bzw. wir haben sie nicht. Manche Länder verfügen über Rohstoffe, über die manch andere nicht verfügen und manche beneiden andere Länder um sie. Ins Chaos stürzt uns das weder heute noch in dem Fall, daß Millionen von Grenzen gezogen werden würden.
      Ich würde auch überhaupt nicht empfehlen dermaßen viele Grenzen zu ziehen. Ab einer gewissen Größe eines Staates ist es schlicht uneffektiv, alle Belange jeder Region zentralisiert zu regeln - siehe EU. Die Staaten sind idealerweise nur so groß, wie sich die Regionen noch verwalten lassen und wie sie einen halbwegs ideellen Rückhalt der Bevölkerung genießen.

    • Vor 10 Jahren

      "Ab einer gewissen Größe eines Staates ist es schlicht uneffektiv, alle Belange jeder Region zentralisiert zu regeln - siehe EU." Moment Moment, Je größer die einzelnen Staaten sind, desto eher braucht man sowas wie die EU? Warum das denn? Und wenn wir unzählige kleinere Staaten hätten, warum bräuchten die die dann nicht? Hätten die kleinen Staaten nicht auch das Bedürfnis, Gewicht in der Welt zu haben? Die Bildung und Organisation der Eu würde noch umständlicher, bürokratischer werden, als sie es jetzt schon ist. Oder meinst du, dass dann keine EU mehr von Nöten wäre, weil all diese kleinen Staaten auf wundersame Weise auf Einfluss verzichten oder keine gemeinsame Währung mehr haben wollen würden, etc.? Sag mir bescheid, wenn du grad von ner Utopie ohne Machtansprüche von Staaten (ganz gleich welcher Größe) redest. Dann spar ich mir das hier. :D

    • Vor 10 Jahren

      PS: Ich mein, deinen Standpunkt, das Grenzen in der Vergangenheit willkürlich gezogen wurden und somit auch jetzt willkürlich gezogen werden könnten, geb ich dir vollkommen Recht. Nur seh ich da keine Vorteile entstehen. Ach ja und ne Utopie in der Zölle die Welt retten, ist auch mal was interessantes. :D

    • Vor 10 Jahren

      Ja, das war mein Argument: die Unmöglichkeit einer gerechten Grenzziehung schon aufgrund der natürlichen Gestalt der Erde. Dass das Beispiel bis zum Anschlag übertrieben und vereinfacht ist, versteht sich von selbst. Wichtig ist aber vor allem der Satz "exakt die gleichen Probleme haben wir heute auch [...]".

      Darauf wollte ich nämlich hinaus. Die Änderung der Grenzen löst die alten Probleme der wirtschaftlichen Übervorteilung von Staaten nicht.

      Im Beispiel oben findet man schnell einige Lösungen. Man könnte das Nachbarland überfallen und willkürlich neue Grenzen ziehen (oder verlieren und selbst Willkür erfahren); man könnte irgendeine Art von Tauschhandel beschließen (z.B. Werkzeuge für Getreide, oder ein Arbeitsvertrag, durch den man sich bereit erklärt, die Werkzeuge selbst herzustellen und dafür einige Werkzeuge als Lohn erhält); man könnte völlig auf die Werkzeuge verzichten. Immer aber sorgt eine ungleiche Verteilung von Ressourcen auf souveräne Einzelstaaten entweder für Krieg oder Handel, der die ressourcenreiche Nation begünstigt.

      Ansonsten hat der Dude schon alle wichtigen Fragen gestellt.

    • Vor 10 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 10 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 10 Jahren

      Waum gelöscht lieber Anwalt? Stand doich nichts schlimmes da, wenn ich mich recht entsinne?

    • Vor 10 Jahren

      Wir hatten Jahrhunderte lang Kleinstaaterei auf deutschem Boden. Das lief nicht besonders erfolgreich, man strebte im 19. Jahrhundert nicht ohne Grund die Gründung des Deutschen Reiches an und es kam nicht ohne Grund zu Handelsbünden. Kleinstaaterei birgt auch ein großes Risiko was Krieg betrifft. Auch das zeigt die Geschichte.

      Ein Modell wie die EU, in der sich Staaten organisieren und gemeinsame Interessen schaffen müssen, ist der größte Glücksfall den es geben konnte. Konflikte werden nicht mehr durch Kriege gelöst - sondern im Parlament, im Rat, in der Kommission oder sonst wo auf politischer Ebene.

      Selbiges ist das Ziel der Afrikanischen Union. Sie muss nur deutlich stärker werden - und die Mitglieder deutlich demokratischer.

      In einer globalisierten Welt ist Kleinstaaterei nicht zielführend. Föderalismus ist die Antwort - das zeigt auch der Trend dass sich immer mehr Staaten im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte föderalisiert haben.

      Großbritannien braucht keine Abspaltung Schottlands. Stattdessen sollte man das HoL abschaffen und stattdessen eine Länderkammer nach dem Vorbild des Bundesrates einführen, die ein Veto- und ein Initiativrecht hat. Außerdem eine Umstellung von Mehrheitswahlrecht auf Verhältniswahlrecht.

  • Vor 10 Jahren

    bei den schotten hat das ganze den beigeschmack der popkulturellen coolness wegen braveheart und dem zu recht schlechten image grossbrittanniens gegenüber den iren.
    dennoch halte ich die entwicklung - global betrachtet - auch für gefährlich, weil sie die gefahr des provinziellen denkens, handelns und des aufkeimenden nationalismus schürt. dieses afd-denken als globaler virus? bäh!
    andererseits hat so manches volk im verbund, in den es einst gezwungen wurde, auch stets mühe gehabt, die eigenen kulturellen wurzeln zu behalten.
    insofern macht es für mich echt nen unterschied, ob man das macht, weil man drangsaliert wird (tibet, tschetschenien...) oder ob ein in der moderne gewachsenes, demokratisches kollektiv (wie in gb, bei uns oder spanien) auf einmal ne vorstellung des unnötigen "mimimi-querulanten" auf der "mir san mir"-ebene abliefert.
    ...ich bin da echt gespalten. :/

    • Vor 10 Jahren

      Schottland ließ sich bis heute nur deswegen von GB regieren, weil England stets wusste, welche Mäuler es zu stopfen hatte. So leidet Schottland schon länger unter einer Tory-Regierung als England es jemals musste. Seit die SNP so stark wurde, kam eine unvorstellbare Masse an Korruptionsfällen ans Tageslicht, was sowohl die SNP stärker werden ließ als auch die aktuelle Regierung als Marionettenregierung Englands einbrechen ließ. England hätte sich also die Schätze Schottlands eher sichern können, hätte es dem Land mehr Autonomie und die linkeren Gesetze zugestanden, nach denen sich die Bevölkerung schon lange sehnt. Nun, hätte, hätte, hätte. Womöglich ist es für England nun zu spät, um von der alten korrupten Arroganz abzuweichen. Jeder Wandel vom Marktliberalen hin zu linken Regierungen ist ein Wandel zum Besseren, also ist Schottland in jeder Hinsicht zu unterstützen. Und selbst wenn das Referendum scheitert, ist England nun gezwungen, auf schottische Interessen einzugehen.

    • Vor 10 Jahren

      wird es eigentlich eine laut.de besprechung zu "live in lodon- the pogues & joe strummer" geben? :uiui:

    • Vor 10 Jahren

      Wirklich Ragsim? Anwalt löscht das aus dem Verlauf deines Posts, und du nimmst das zum Anlass, alle andern einfach zu ignorieren? Was soll denn die Kacke?

  • Vor 10 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.