laut.de-Biographie
Nice Nice
Der Bandname klingt übersetzt wunderbar beiläufig: Nice Nice - schön schön. Nach einem Stück Schokolade oder einer kurzen Verabredung für den Abend. Das ist mindestens zynisch, denn eines will dieses Elektronik-Duo aus Portland garantiert nicht sein. Eine schöne Nebensache oder eine nette Aufmerksamkeit. Denn dafür stehen weder Jason Buehler und Mark Shirazi noch ihr Label Warp.
Schon eher für das Gegenteil, nämlich für Freakout und "Extra Wow", wie sie später ihr Debütalbum nennen. Buehler und Shirazi studieren zusammen ethnologische Musikwissenschaft in Olympia im Bundesstaat Washington. "Dabei haben wir versucht, uns möglichst viel mit besonders rhythmischer Musik aus Kuba, Westafrika und Indonesien auseinanderzusetzen. Wir sind richtige Geeks, die eigentlich rund um die Uhr Musik hören", gibt Shirazi in einem Interview zu.
Aus diesen verschiedensten Kulturkreisen beziehen die Songs von Nice Nice ihre polyrhythmische Motorik. Ein intensive Auseinandersetzung mit den Spielarten alternativer Rockmusik und elektronischen Sounds erfolgt bei dem Duo nach dem Umzug nach Portland, wo die Indie-Szene mit ihren Bands und Clubs seit Mitte der 90er Jahre schwer boomt.
Jason Buehler: "In Portland gibt es unzählige musikalische Bewegungen und Subkulturen, die sich ständig verändern, weiterentwickeln und gegenseitig beeinflussen. Es gab dort auch immer eine ziemlich große Szene für psychedelische Musik und verrückte Avantgarde." Hier sind auch Nice Nice zu Hause, die sich seit ihrer ersten Single "There Will Be Slogans" aus dem Jahr 2002 an psychedelischem Punk und elektronischem Krautrock versuchen. Analog meets digital.
Sie selbst nennen den experimentellen Loop-Sound, mit dem sie sich an der Westküste der USA in Szenekreisen kontinuierlich einen Namen machen, schlicht "Post-Everything Modern Music". 2007 wird nach den Alben "Chrome" und "Actual Fucking" wegen der Mundpropaganda sogar das elektronische Kult-Label Warp auf Nice Nice aufmerksam und nimmt das Duo im Zuge mehrerer Signings aus dem Rock-Bereich ebenfalls unter Vertrag.
Bis zur ersten Veröffentlichung vergehen wegen eines folgeschweren Missgeschicks jedoch drei Jahre. "Nach der Unterschrift haben wir sofort angefangen, ein Album aufzunehmen. Eineinhalb Jahre hatten wir bereits an den Tracks gearbeitet als unser Studio-Computer kaputt ging und wir fast das ganze Album verloren", erzählt Shirazi in einem Interview.
2009 wird das Album "Extra Wow" dann doch fertig und die Band reißt anlässlich des 20. Geburtstages von Warp mit lageleigenen Acts wie den Battles, Hudson Mohawke, Plaid oder Clark um die Welt, die sich ebenso wenig in gängige Referenzraster einordnen lassen. Grenzgänger zwischen Rock und Techno, das sind auch Nice Nice. In Berlin spielt die Band dabei direkt in der Techno-Kathedrale Berghain. Jason Buehler: "Dort zu spielen war einfach unglaublich - that place is nuts." Nuts wie Nice Nice.
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