laut.de-Biographie
Nick Waterhouse
Wenige Monate braucht die Single "Some Place" nur, um in den Online-Tauschbörsen Spitzenpreise in dreistelliger Höhe zu erreichen. Nick Waterhouse, ein Mittzwanziger aus Kalifornien, der als Aushilfe in einem Vintage-Plattenladen Rhythm and Blues für sich entdeckt, schlägt in der DJ-Szene ein wie eine Bombe.
14 Jahre war er alt, als er anfing, sich mit Helden wie Chuck Berry, Ike Turner oder Ray Charles zu befassen. Zehn Jahre später steht sein Debüt "Time's All Gone" in den Läden.
Tatsächlich sind die Zeiten, die Waterhouse auf der Scheibe wiederbelebt, eigentlich längst vorbei. Der US-Amerikaner ist tief in den 1950er und 1960er Jahren verhaftet, schnell dichtet ihm die Presse das Label "Retro" an und steckt ihn in eine Schublade mit Daptone, Mayer Hawthorne und Amy Winehouse.
Während Waterhouse mit Hawthorne wenigstens das Aussehen teilt – Hornbrille, Seitenscheitel und ordentlich gebügelter Anzug – könnten dem Mittzwanziger die angesagten Soul-Künstler ferner kaum liegen.
"Das ist nicht das Genre, das ich produziere. Ich weiß nicht viel über Retro-Soul", empfindet er im Interview mit dem Washington City Paper vor allem die Vergleiche mit der allgegenwärtigen Amy Winehouse als lästig: "Diese ganzen verdammten Amy Winehouse-Fragen sind so frustrierend, weil du die gleichen Antworten bekommen hättest, wenn du mich vor zehn Jahren gefragt hättest."
Was er denn eigentlich spielt, weiß der Gitarrist offensichtlich selbst nicht. "Es ist einfach, wie ich mich fühle, und ich finde nicht, dass es sich nach etwas Spezifischem anhört", erklärt er bei The Stool Pigeon. Der Presse ist das egal. "Nick Waterhouse wird dich einfach wegblasen. Er klingt wie das Beste, das früher R&B hervorgebracht hat", jubelt etwa die LA Weekly. Auch Gilles Petersen findet nur Superlative: "So unglaublich gut. Es ist nicht alt, es klingt alt - aber es ist neu. Es hat etwas Anderes, etwas Besonderes."
Zu verdanken hat die Musikwelt ihren Liebling einem Plattenladen namens Rooky Ricardo's. Waterhouse ist 18, als er von seiner Heimatstadt Costa Mesa nach San Francisco umzieht. Zwischen Second Hand-45s und -LPs verdient sich der Teenager ein paar Dollar, hört sich tief in die schwarze Musik früherer Tage ein und entdeckt seine Begeisterung für das DJ-Handwerk. "Ich fand, dass DJing die direkteste Art war, um live zu spielen", so Waterhouse, der schon in der High School bei einer Band zugange war.
Über die Zeit wächst das Verlangen, wieder selbst zu spielen. Auf alte Art und Weise versteht sich: live eingespielte Mono-Aufnahmen auf Magnetband, keine Computer. Als Musiker versteht er sich dennoch nicht:
"Ich bin nur ein Typ, der Platten liebt. Und ich habe eine gemacht." Und eine Single, die so manchem einen Urlaub finanzieren könnte – sofern er das Schmuckstück "Some Place" unverständlicherweise verkaufen möchte.