laut.de-Kritik
Jedem Anfang wohnt ein Ende inne.
Review von Dani FrommEs habe gar nicht unbedingt in seiner Absicht gelegen, sein Album wie einen Film aufzuziehen, steckt uns Olson im Interview. Nun, manchmal stellen sich die Dinge als am besten heraus, die einfach passieren. "Ballonherz" entfaltet vom ersten Ton, von der ersten Zeile an cineastische Atmosphäre und steuert einem zweifellos fulminanten Finale entgegen, unaufhaltsam und ungebremst - wie einst ein gewisser Porsche 550 Spyder einem entgegen kommenden Ford.
"Die Helden sterben zuerst, in meinem kleinen Hollywood." Falls das stimmen sollte, erledigt der Nebendarsteller, der für die Protagonistenrolle eingesprungen ist, einen ganz hervorragenden Job. Olson schickt seinen durch und durch autobiographisch angelegten Erzähler in Begleitung (vielleicht auch am Gängelband) seines Herz-Luftballons auf die Reise, nur fort aus dem zu eng gewordenen Jugendzimmer, hinaus in die große, weite Welt.
"Mein Kleines Hollywood", mit dicken, pumpenden Drums und opulenten Gesängen passend zu seinem Titel sehr breitwandig angelegt, eröffnet, was sich zu einem akustischen Roadmovie auswachsen soll, mit einem Vollbad in Melancholie. "Bonjour, Tristesse", begrüßt und umarmt Olson das im Folgenden unangefochten dominierende Gefühl. Die Befürchtung, dabei "in einem miesen Teeniefilm" hängen zu bleiben, bestätigt sich glücklicherweise nicht, auch wenn sich - wie im echten Leben eben - das Warten auf den (vermeintlich) günstigen Zeitpunkt ordentlich hinziehen kann.
Olson - oder sein Hauptdarsteller, die Tracks geraten derart persönlich, dass es schwer fällt, eine Trennlinie zu ziehen - lädt gar nicht explizit dazu ein, ihn auf seinem Trip zu begleiten. Die stimmigen Atmosphären seiner Tracks entwickeln ihre Sogwirkung von ganz alleine. Unvermittelt ertappt man sich dabei, wie man ebenfalls dem "Ballonherz" am Faden auf seinem flatterhaften, verschlungenen Weg hinterher läuft.
Da Olson eine höchst intime, nämlich seine Geschichte erzählt, braucht er keine Featuregäste. Aus seinen Zeilen sprechen Gefühle, die vermutlich jeder aus eigenem Erleben kennt. Ganz sicher jedoch weiß jeder, den der Prozess des Erwachsenwerdens in der Provinz ereilt hat, wovon die Rede ist. Plötzlich fühlt sich alles zu klein an, man kommt sich eingesperrt vor. Diffuses, nagendes Unbehagen gebiert die Sehnsucht nach Veränderung und ihren Zwillingsbruder, das Fernweh. Fazit: "Ich muss dringend hier raus." Blöd bloß, dass Lethargie und Ziellosigkeit den dringend fälligen Aufbruch immens verzögern.
Ob nur in einem Wunschtagtraum oder tatsächlich: Irgendwann kommt er aber doch, "Der Beste Moment", und unser Hauptdarsteller sitzt im Auto, entfleucht dem Kleinstadt-Mief. "Paris (Fernweh I)" mit seiner unwirklich wabernden Stimmung und den in rascher Folge vorbeiziehenden Eindrücken fängt die Atmosphäre einer Autobahnfahrt treffend ein. "Nur weg, wohin sehen wir dann schon." Der Frauengesang im Chorus fällt mir hier trotzdem eine Idee zu zuckrig aus.
An anderen Stellen stört Olsons Faible für Pop, das bis hart an die Grenze zum Kitsch reicht, weniger bis überhaupt nicht. Überall kippen seine Raps in Gesang. Statt monoton seine Verse herunterzureißen, flicht er Melodien und Harmonien ein. Die Bilder, die seine Worte zeichnen, verbinden sich widerstandslos mit denen, die die Beats, knackige Drums und flackernde Synthies, vor dem geistigen Auge heraufbeschwören.
Den Aufstand gegen das, was dabei heraus kommt, dürften höchstens die entschlossensten Straßenjungs proben. Wobei selbst die tief drinnen, unter der harten Schale, ganz genau kennen dürften, was Olson skizziert. Das Bedürfnis nach Veränderung, das mit lähmender Trägheit ringt. Die Momente, in denen zwischendurch alles kurzzeitig etwas besser aussieht, in denen Hoffnung keimt. Den Höhenflug, wenn man jemanden gefunden zu haben glaubt, mit dem zusammen man die Realität aussperren kann. Die Ernüchterung, wenn selbige dann doch wieder aufdringlich an die Tür klopft, sich nicht weg-ignorieren lässt: Das alles gibt es schließlich auch auf den Hinterhöfen deiner Hood.
Jedem Anfang wohnt auch bereits ein Ende inne. "... und schieß' zum Happy End Raketen in die Luft." Schon im ersten Track nimmt Olson den versöhnlichen Ausklang vorweg, den "Ballonherz" nehmen wird. "Feuerwerk" löst das Versprechen ein. Olson blickt zurück, schüttelt den Sand aus den Schuhen, rüttelt die Prioritäten zurecht und zieht Bilanz: "Es war schon gut." Stimmt - und jetzt? Auf zum nächsten neuen Ufer. Es ist noch Luft im Ballon.
15 Kommentare mit 21 Antworten
So ein absoluter Schmutz...
Super. Der Soundtrack für 1. Welt Probleme. Reichen Sie mir eine Schüssel, ich muss kotzen.
Dani, du hast wirklich überhaupt keine Ahnung von Hip-Hop.
... und dafür bin ich dankbar.
jetzt hat ers dir aber gegeben wa?
Mag jemand mit mir Drogen nehmen und den Bach runtergehen?
ohja. ich weine schon den ganzen tag. (könnte allerdings auch irgendwie mit m10 zusammen hängen.)
haha, Dani muss Massiv reviewen? Mein Beileid.
Bald kommt ja das Fler-Album, dann braucht Dani aber Antidepressiva
wieso? der schreibt mir doch jetzt liebeslieder: du bist mein engelein, du steckst ne menge ein.
letzteres stimmt wohl.
... aber was uns nicht umbringt ...
bringt uns in die Klappsmühle?
auch nicht ausgeschlossen.
Du weißt doch noch nicht einmal, wie Hip Hip geschrieben wird!
hip høp?
hÎp høp
Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.
Schön, dass der Verfasser des Kommentars noch Raum zur Interpretation zulässt. Wie hätte wohl jemand mit Ahnung das Album bewertet? Ein Punkt? Fünf + Meilenstein?
Zum Album: Debiler Scheißdreck für pseudointellektuelle Studenten der Fachrichtung Sozioökonomie. M10 wird Gas.
Der Sound ist natürlich Geschmackssache, aber lyrisch sowie technisch gesehen, gibt es objektiv wenige(Popmusiker und auch Rapper),die Olson das Wasser reichen können.
Wie wär es denn, wenn ihr einfach mal das Werk als solches betrachtet und aussen vor lasst, was für Musik er früher gemacht hat oder was für Kleidung er trägt.
Wenn man bei einem Album, das auf den Titel Ballonherz hört, den alten Mr. Rough erwartet, wird man natürlich enttäuscht.
Tschuldigung, wo wurde denn hier über Kleidung gesprochen?
Alter, ganz ehrlich? Ich kann dieses Gelaber von "lyrisch und technisch gesehen" nicht mehr hören. Dann nenn mir mal konkrete Beispiele für gute Lyrik oder Technik.
Das Album könnte als Soundtrack für irgendeinen Disney-Teeniefilm herhalten. Mit abgedroschenen Phrasen, ein bisschen Wohlstandsgejammer und ein bisschen Marketing für die minderjährige Zielgruppe. Nichts was man nicht schon auf den unsäglichen Casper und Prinz Pi-Alben gehört hätte. Und Technik? Sind säuselnde Kinderchöre Technik? Ich glaube nicht.
Bonfire, sofern du unter 15 Jahren bist, fehlen dir wahrscheinlich die Vergleiche. Dann kann ich deine Argumentation nachvollziehen. Sofern du über 15 bist und so einen Müll hier von dir gibst, solltest du dich ärztlich untersuchen lassen.
Strulle, ich hab mir hier nicht alles durchgelesen, eher überflogen. Kann gur sein , dass hier nicht explizit über Kleidung gesprochen wurde, dafür aber zu genüge an anderen Stellen.
Cheesesteaks, dass du keine guten Beispiele für gute Technik findest, zeigt überdeutlich, dass du von dem Ganzen überhaupt keine Ahnung hast. Die ersten vier(gerappten)Zeilen auf James Dean sind lyrisch und insbesondere rechnisch schon bemerkenswert gut.(3 neunsilbige Reime sind schon etwas über Kinderchorniveau)
Ich seh nichts Schlechtes daran, dass man das Album als Disneyfilmsoundtrack benutzen könnte.
Und wir leben in Deutschland;andere Probleme als Luxusprobleme kennen nur die allerwenigeten von uns.
Ich bin 22, beschäftige mich seit ca. 8 Jahren mit Rap und finde, du solltest nicht alles in eine Schublade werfen, was du nicht verstehst.
Bonfire, du forderst, dass das Werk an sich betrachtet wird. Wird getan. In den Kommentaren hier wird ausschließlich auf die Musik eingegangen. Wenn das an anderer Stelle anders ist, dann kritisier das doch da, hier macht es keinen Sinn.
"wir leben in Deutschland;andere Probleme als Luxusprobleme kennen nur die allerwenigsten von uns." Das trifft zu, wenn man sich ausschließlich mit sich selbst beschäftigt, und die unmittelbare Bedürfnissbefriedigung das wichtigste für einen ist. Genau dafür stehen für mich die Texte von Olson. Und genau das kotzt mich daran so an.
und genau diese "luxusprobleme" fängt er doch ein.
soll er darüber jammern, dass er nichts zu essen hat ? das ist doch schwachsinn , jeder ist unzufrieden ob nun hier oder dort , dafür kann keiner was.
ich glaube kaum, dass ihr den ganzen lieben langen tag mit einem lächeln durch Gegend rennt und sagt "hey alles ist super, alles ist cool".
Musikalisch gesehen ist dieses Album absolute Klasse, da kann ich bonfire nur recht geben.
Hier und da hat er zwar textlich gesehen ein paar Wackler jedoch ist das immer noch sein debütalbum.
Jeder der hier sagt, dieser "disneysound" ist völlig fürn arsch versteckt sich eh nur hinter seiner harten Maske Hip-Hop ist eine MusikKULTUR und beeinhaltet alles mögliche an musikalischen ausbrüchen und steht vor allem für vielfalt und akzeptanz des anderen.
wer an der musikalität des albums was auszusetzen hat, ist einfach nicht bewandert.
Olson setzt in der Hinsicht nämlich maßstäbe und nur weil er keinen krassen gangstershit, den ich nebenbei genauso feier, auf die phänomenalen Beats setzt ist es noch lange kein phrasengedresche sondern texte die ganz andere Menschen ansprechen.
Sehr geile cloud-808-Beats. Ansprechender Gesang, Texte sind zwar für ein junges Publikum gedacht, aber kann ich mir trotzdem geben.
Blindes Phrasengedresche, schlechter geht wirklich nicht, da hat jemand versucht Pi, Cro und Casper zu kombinieren und raus gekommen ist ein ziemlich weich gespülter scheiß.
Klar ist sind die Refrains catchy aber mehr auch nicht, wer anspruchsvolle Musik sucht mit den Themen, der geht lieber in den deutschen Singer/Songwriter Bereich.
Die sind wenigstens authentisch.
Wer das gut findet, der hat noch nie guten und lyrischen einwandfreien Rap gehört oder ist 12 Jahre alt.
Von Ahnung zeugt das nicht.