Porträt

laut.de-Biographie

Olson

Als Olsons Hype 2011 langsam ins Rollen kommt, nimmt ihn ein Großteil der Hip Hop-Medien auch ganz ohne Beschränkung auf Frisur und Kleidungsstil schnell als Hipster-Rapper wahr. Eigentlich kaum zu glauben, dass sich der Düsseldorfer wenige Jahre zuvor in "Platz An Der Sonne" als "der kahlrasierte Typ, von dem sie reden, er sei Russland-Deutscher, weil er mehr Puschkin übern Tresen zieht als Plus-Verkäufer" vorstellte.

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2008 veröffentlicht der damals 22-jährige Olson Rough zehn ursprünglich als Demoband gedachte Tracks unter dem Titel "Rudeboy" zum Free-Download. Die Produktion erfüllt ihren Zweck, lässt die Medienlandschaft erstmals aufhorchen und bringt dem Nachwuchsrapper Downloadzahlen im oberen fünfstelligen Bereich ein.

Auf seinem Debüt verarbeitet er vor allem die Erfahrungen aus seiner Jugend. Seine Rap-Variante spielt sich - wie der Titel schon andeutet - vor dem "Straßenhintergrund" ab und baut auf einen dementsprechend harten Sound.

Nach langer Suche und einem angefangenen BWL-Studium findet Olson 2011 seinen Platz auf dem von Deutschrapper Vega neu gegründeten Label Freunde Von Niemand. Doch die Wege trennen sich noch lange vor dem ersten Release der Plattenfirma. Weil er sich "nicht wohlfühlt" und "das musikalische Ding nicht stimmt", entscheidet sich Olson im August für den Ausstieg.

"Ich bin kein Freund von Niemand", erklärt er. "Wenn ich in der Szene ankommen will, dann ist es doch schlecht, mit dieser Anti-Haltung da reinzugehen", rechtfertigt er seinen Schritt später gegenüber 16bars.de.

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Im Herbst verkündet der Düsseldorfer, er werde ab sofort auf die zweite Hälfte seines Namens verzichten. "Olson" habe man ihn schon mit 14 genannt, den Zusatz "Rough" habe er nur aus Angst gewählt, es könnte irgend ein anderer Olson um die Ecke kommen und viel bekannter werden. "Ich finde es mittlerweile etwas albern, weil ich einfach kein unfassbar rougher Typ bin."

In Kooperation mit HipHop.de bietet der Rapper ab Dezember die Fünftrack-EP "40213" zum Gratis-Download an. Diese erscheint einerseits als Vorbote zur neuen Platte, enthält jedoch vor allem Songs, die Olsons Ansprüchen an sein Debütalbum nicht genügen. Dennoch erntet der selbstkritische Künstler sehr wohlwollendes Feedback.

Mit "Lieblingssong" und "Fenster" finden sich auf dem Release zwei melancholische Stücke über seine Jugend, mit denen er dieses Kapitel nach eigenen Angaben endgültig abschließen möchte. "Meine Jugend ist jetzt langsam vorbei. Wer mich kennt, weiß, dass ich aktuell keinen Straßenhintergrund habe", erklärt Olson. Seine Musik werde künftig wenig mit Kneipenschlägereien und Ähnlichem zu tun haben.

Obwohl alles schon perfekt ausgeklügelt klingt, ziehen sich die Arbeiten hin. Der kleine Hype verfliegt ungenutzt, aber Olson, der die Enge der Provinz längst gegen ein Leben in Berlin getauscht hat, muss erst einmal leben, um etwas erzählen zu können. Neue Produzenten und Songwriter treten auf den Plan, doch Olson möchte sich zunehmend weniger reinreden lassen.

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Irgendwann ist es aber doch vollbracht: "Ballonherz" erscheint Ende August 2014 und zeigt Olsons Reise bis zu diesem Punkt seiner Geschichte wie einen Film. So kommt er sich manchmal auch selbst vor: "Ich komm' mir vor, als säße ich im Kinosaal und seh' mir zu. Dann juble ich mir zu - oder ich rufe mir zu, was ich doch für ein Idiot bin."

Trotz aller Selbstkritik zeigt er sich überzeugt vom Identifikationspotenzial seiner Songs: "Meine Musik fängt das Gefühl einer ganzen Generation ein. Ich glaube, dass ich alle Leute zwischen 14 und 25 anspreche, sowohl pubertierende Kids in einer rebellischen Phase, als auch Abiturienten und Studenten, bei denen es nicht so gut läuft und die gerne mal einen trinken gehen."

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Olson - Oh Wow: Album-Cover
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  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2018 Oh Wow

Kritik von Lukas Rauer

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