laut.de-Biographie
Outlandish
Wir schreiben den Sommer 2002. Im Mob vor der Bühne rumort es. Rap-Pistole Busta Rhymes lässt auf sich warten. Plötzlich bewegen sich mehrere Gestalten am hinteren Ende der Bühne. Busta Rhymes? Nein, nicht der Superstar samt Anhang sondern ein Rap-Trio mit drei Zungen stürmt den verwirrten Fans entgegen. Ihr "Outlandish"-Schlachtruf multipliziert die Fragezeichen unter den 2000 verschwitzten Hip Hop-Headz, doch auf Grund der energetischen, viertelstündigen Performance bedankt sich die Menge bei der Vorgruppe artig mit viel Applaus.
Knapp ein Jahr nach dem Spot als Opener für Busta Rhmyes starten Isam Bachiri, Waqas Ali Qadri und Lenny Martinez aka Outlandish selbst durch. Die dänische Band aus Broendy Strand, einem Vorort Kopenhagens, erobert mit einer Coverversion des algerischen Musikers Khaled die europäischen Charts. Der Hit-Song "Aisha" bietet jedoch vorerst keine Raps sondern smoothe, dick produzierte Soul-Musik, die Isam Bachiri einsingt. Seine marokkanischen Roots erklären die Verbindung zum Liedgut seines nordafrikanischen Kollegen Khaled.
Überhaupt entsprechen die Drei nicht dem hellhäutigen, sommersprossigen Klischeebild eines Dänen. Isam und Waqas erblicken als Auswanderer der zweiten Generation im skandinavischen Land das Licht der Welt. Isam hat, wie gesagt, marokkanische Wurzeln. Waqas' Familie stammt aus Pakistan, und Lenny, ein gebürtiger Honduraner, kommt 1988 aus Kuba ins Land der Hot Dogs.
Probleme mit rassistischen Menschen und Einstellungen wegen ihrer Hautfarbe und Herkunft sind leider vorprogrammiert. Isam kann ein Lied davon singen: "Die drittgrößte Partei in Dänemark behauptet, Kopenhagen sei keine multikuturelle Gesellschaft. Zudem berichten die Medien sehr negativ und einseitig über die Immigranten. Es ist aber Fakt, dass Dänemark ein Multikulti-Land ist, denn wir existieren. Darum liegt unser lyrischer Fokus auch auf den sozialkritischen Themen, deren roter Faden zwischen Rassismus, Liebe, Familie, Gott und Hip Hop wechselt."
Seit 1991 gehen Isam, Waqas und Lenny gemeinsame Wege. Sie lernen sich beim Abhängen kennen, spielen zusammen Fußball, breaken und fangen später an zu rappen. Gehören anfangs noch Native Tonguer wie 3rd Base, De La Soul oder A Tribe Called Quest zu ihren Vorbildern, übernehmen später Ice Cube, NWA, Dre und Snoop ihre Gehörgänge. Nachdem sie die Schule abschließen, versucht sich die drei endlich an einem Demo für ein Independent-Label. Dummerweise nimmt ein zwielichtiger Manager die blutigen Anfänger ordentlich aus. Doch das Glück ist Outlandish sechs Monate später holt, denn die große Plattenfirma BMG signt die Gruppe.
Ihren Sound-Mix aus deepen Beats und arabischer Folklore nennen sie seit 1995 "Dirty East". Isams Mutter hatte ihre Heimatlieder am Start, während Isam sein Zimmer mit Rap burnte. Als der Sohnemann dann im Flur zwischen den beiden Musikwelten steht, kommt ihm die Erleuchtung. "Alles war für eine Sekunde in vollkommener Harmonie", so Isam. Doch bevor sie sich mit ihren Beats und Raps im Studio austoben, geht Isam für zwei Auslandssemester nach Kuwait, da er an der Uni Odense Arabistik und Wirtschaft studiert. Waqas erlebt auf privater Ebene Höhen (Heirat) und Tiefen (Scheidung).
Erst im Jahre 2000 steht ihr Debüt "Outlands Official" in den Läden und erreicht in Dänemark Gold-Status. Die Single "Pacific To Pacific" wird von Amnesty International verwendet, die zweite Auskopplung "Saturday Night" landet auf dem Soundtrack zum Film "Pizza King", und das Album erhält einen nationalen Award für "Best Danish Hip Hop-Album".
Nach den nördlichen Erfolgen sieht BMG die Chance, Outlandish auch über die dänischen Grenzen hinaus berühmt zu machen. Die angesprochene Busta Rhymes-Tour und ein Showcase in den USA im Mai 2003 sind das Resultat. Nach der Show ist Arista-Boss und R'n'B-Produzent LA Reid so begeistert, dass er die Combo unter Vertrag nimmt. Bevor jedoch der Angriff auf Amerika erfolgt, werden zunächst die europäischen Märkte überrollt. Mit der massentauglichen "Aisha" im Gepäck und unterstützt vom finanzstarken Label stürmen Outlandish im Sommer 2003 an die Spitze der Charts.
Noch keine Kommentare